Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
Vom Netzwerk:
College-Abschluss,
    • niemand hatte an einer Universität studiert,
    • ausnahmslos alle waren Anhänger der Demokratischen Partei,
    • fünf hatten selbst oder durch Familienmitglieder schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht,
    • fünf meinten, dass man hin und wieder Gewalt in der Familie ausüben dürfe, und
    • neun waren der Ansicht, O. J. Simpson könne schon allein deshalb kaum seine Frau umgebracht haben, weil er früher ein sehr, sehr guter Football-Spieler gewesen sei.
Die Polizei
    Auch die Polizei trug dazu bei, dass die Verteidigung das unsinnige und nebensächliche Thema Rassismus immer wieder zum Gegenstand der Verhandlung machen konnte. Das Los Angeles Police Department (LAPD) war bekannt für seinen rüden Umgang mit Schwarzen, vor allem, wenn sie aus sozial schwächeren Schichten stammten. Doch auch diese Tatsache ergab für Cochran und Shapiro zunächst nichts Brauchbares, denn Simpson war eine Ausnahme von der Regel. Er hatte sich (entgegen seiner späteren Beteuerungen) nie um die Belange von Schwarzen gekümmert und war von der Polizei immer ordentlich behandelt worden. Einige Beamte hatte er früher auch zu Partys eingeladen, und diese hatten das Angebot stets gerne und neugierig angenommen.
    Das Stöbern nach verwertbaren Rassismushinweisen hatte trotzdem Erfolg. Einer der am Tatort ermittelnden Polizisten stellte sich dafür als perfektes Opferlamm heraus. Es war der wichtigtuerische Mark Fuhrman, der am 9. März 1995 in den Zeugenstand gerufen wurde.
    Was zu der Zeit niemand ahnen konnte, nicht einmal Cochran und Shapiro, war, dass Fuhrman zu ihrem wichtigsten Trumpf werden sollte. Denn er war der lebende Beweis dafür, dass das LAPD nicht nur Redneck-Rassismus pflegte, sondern sich auch in übler Selbstgefälligkeit gefiel. Was die Verteidigung unter den Tisch kehrte, war die Tatsache, dass Fuhrman nur zu Beginn der Ermittlungen eine kurze, unbedeutende Rolle im Fall O. J. Simpson gespielt hatte. Doch das spätere Überraschungsmoment ließ weder der Staatsanwaltschaft noch dem Richter Luft, um der Jury zu erklären, dass die Sache mit dem Zeugen Fuhrman nur eine riesige, unerwartete Finte war.
    Anfangs ging alles gut. Fuhrman präsentierte sich in der Befragung durch die Staatsanwältin als normaler, aufrechter Polizist, der sich mehr für die Tataufklärung als für den Zirkusdrum herum interessierte. Er wusste allerdings, dass sich schon am 19. Juli 1994 eine Maklerin bei Simpsons Verteidigern gemeldet hatte, die sich an Fuhrman erinnerte. Er hatte zwischen 1985 und 1986 in der Nähe ihres Büros einige Male Freunde besucht. Bei einem dieser Besuche hatte er ihr erzählt, dass er grundsätzlich jeden »Nigger« im Auto anhalte, wenn neben diesem eine weiße Frau säße. Nun ist nicht nur das Wort »Nigger« in den USA ein absolutes Tabu (man darf es noch nicht einmal scherzhaft benutzen), sondern Fuhrman gab auch eine unglaubliche Amtsübertretung zu. Außerdem hatte er der Maklerin gesagt, dass er es toll fände, wenn man alle Schwarzen zusammentreiben und töten würde, etwa durch eine in die Menge geworfene Bombe.
    Diese Geschichte war durch die Zeitungen gegangen, aber das war schon eine Weile her. Daher erschien es seltsam, dass die Verteidigung, die sonst jede Andeutung von Rassismus vor die Jury brachte, sich völlig bedeckt hielt. Sogar als Fuhrman von einem der Verteidiger gefragt wurde, ob er vielleicht einen Handschuh Simpsons mit dem Blut der Opfer beschmiert und diesen dann hinter das Haus geworfen habe, kam das allen Beteiligten noch wie ein schlechter Witz vor. Denn erstens wusste Fuhrman gar nicht, ob O. J. zum Zeitpunkt der Tat in den USA war, zweitens hatte er, wie alle Tatortbeamten, Respekt vor Aids-Viren in unbekannten Blutspuren, und drittens waren noch andere Beamte in der Nähe, die eine solche Veränderung der Fundstücke sicher nicht zugelassen hätten. Als Fuhrman gefragt wurde, ob er in den letzten zehn Jahren das Wort »Nigger« benutzt hätte, »um Menschen zu beschreiben«, verneinte er das, ohne mit der Wimper zu zucken. Darauf leistete er sogar einen Eid. Fuhrman pokerte hoch, aber nicht zu hoch, denn am Ende würde schlimmstenfalls seine Aussage gegen die einer Maklerin stehen.
Fuhrman verliert
    Seit dem ersten Auftritt Fuhrmans vor Gericht im März waren vier Monate vergangen, als ein anonymer Anruf in Johnnie L. Cochrans Büro einging. Eine Autorin namens Laura Hart McKinny hatte 1985 ein Interview mit Fuhrman geführt, um etwas über die

Weitere Kostenlose Bücher