MORDMETHODEN
Ermittlungsarbeit im Allgemeinen zu erfahren. Sie schrieb unter anderem einen Artikel darüber, wie schwer es die vielen neu eingestellten Frauen im LAPD hätten. Fuhrman sagte ihr auch gleich, dass Frauen ohnehin nichts bei der Polizei verloren hätten. Die beiden trafen sich im Laufe der Zeit immer wieder zu derartigen Recherchegesprächen.
Am 2. April 1985 nahm McKinny die später entscheidenden Bänder auf. Sie versprach Fuhrman 10 000 Dollar für Insider-Informationen, war aber besonders interessiert an seinen frauenfeindlichen Tiraden. Die Autorin tippte alle Bänder der zwölf einstündigen Sitzungen ab und schickte Fuhrman jeweils die Abschriften. Außerdem befragte sie Polizistinnen nach ihren Erfahrungen im LAPD. Daraus entstand ein Drehbuch, das allerdings keinen Erfolg hatte.
Am 28. Juli 1995 gelangten diese Bänder in die Hände von Simpsons Anwälten, deren kühnste Träume wahr wurden. Fuhrman fluchte und schimpfte heftig, und er benutzte das Wort »Nigger« öfter, als es erträglich war. Das Dumme war nur, dass die Anwälte den Text nicht veröffentlichen konnten, da es sich um ein nicht zugelassenes Beweismittel handelte. Das musste Larry Schiller erledigen, der sich für kein Geschäft zu schmutzig war, solange es sich um O. J. drehte.
Unter anderem hatte Schiller für O. J. das Buch I want to tell you geschrieben (1995 erschienen), in dem Simpson seine Fangemeinde aus dem Gefängnis heraus einschwört: Er sei ein guter Familienvater und könne niemals einen Mord begehen. Interessanterweise enthält das Buch kein Wort darüber, was Simpson zur Zeit der Morde gemacht haben will. Stattdessen ist es mit Briefen, die er im Gefängnis erhalten hat, und mitFamilienfotos gefüllt. Der Sinn dieses in hohem Maße absurden Werkes erschließt sich bis heute nicht ganz.
Die von niemandem bestrittenen Vorwürfe, dass Simpson seine Frau mehrmals geschlagen habe, kontert Schiller (in der Gestalt als angeblicher Autor O. J. Simpson) beispielsweise mit einem Brief, den ein gewisser »J. Miller« ins Gefängnis gesandt hat:
»Herr Simpson,
was ich sagen möchte, ist Folgendes. Alle reden immer nur darüber, was Sie Ihrer Exfrau in der Beziehung angetan haben, aber niemand spricht über das, was sie Ihnen angetan hat … Ich gehe davon aus, dass Sie eigentlich nicht Ihre Frau, sondern irgendetwas anderes schlagen wollten.«
Nach Erscheinen des Buches hatte Schiller durch die Fuhrman-Bänder eine neue Aufgabe. Im Namen der Verteidigung bereitete er den letzten Schachzug gegen die Staatsanwaltschaft vor. Dazu fütterte er die Presse mit Teilen der Interviews, die Fuhrman gegeben hatte. Das war zwar illegal, wäre aber angesichts der vielen weiteren schmutzigen Tricks nicht zu verhindern gewesen, ohne den ganzen Prozess platzen zu lassen. Und das wollte niemand.
Am 14. August ging es dann zur Sache. Die Bänder wurden zuerst dem Richter vorgespielt. Dabei stellte sich heraus, dass Fuhrman in seinen Gesprächen auch die Ehefrau von Richter Ito beleidigt hatte. Sie war vor zehn Jahren Fuhrmans Chefin im LAPD gewesen. Das Problem war nun, dass Ito sich eigentlich als befangen ablehnen musste. Denn es war nahe liegend, dass er einen Zeugen, der seine Frau beschimpfte, nicht mehr objektiv behandeln würde. Wenn Ito die Bänder aber offiziell ablehnte, hätte er ein Beweismittel unterdrückt. Der Prozess wäre dann zu Ende gewesen und hätte neu aufgerollt werden müssen. Ito entschied daher, dass er trotz der üblen Worte gegen seine Frau nicht befangen sei. Allerdings sollten die Bänder nicht öffentlich, sondern nur der Jury und den Prozessparteien vorgespielt werden.
Das war aber nicht im Sinne der Verteidigung. Sie wollte die Öffentlichkeit beeinflussen, nicht bloß die Jury. Denn wenn alle Welt erfuhr, dass Fuhrman ein Ekel war, konnte kein Juror mehr O. J. verurteilen, ohne künftig daheim als Ausgestoßener zu leben. Nur zwei Wochen später, am 29. August, hatten Cochran und Shapiro den Richter mithilfe der Medien weich gekocht. Er erlaubte die Veröffentlichung der Bänder. Und damit war der Prozess für Marcia Clark verloren.
»Zwei meiner Kumpels«, erzählt Fuhrman auf einem der Bänder, die nun vor Gericht abgespielt wurden, »waren in einen Hinterhalt geraten und angeschossen worden. Ich war der Erste am Tatort, und die Verdächtigen verkrochen sich in die nächste Etage.
Wir traten eine Tür ein und schnappten uns eines der Mädchen, das dort lebte – die Freundin von einem der Täter. Wir
Weitere Kostenlose Bücher