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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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vor dir her fährt.
    Er ging nicht weiter darauf ein. Das nenne ich Größe. »Wie meinst du das, er ist gerade weggefahren?«
    »Er parkte auf der Straße gegenüber dem Great Bods. Jetzt ist er gerade weggefahren.«
    »Die Person ist dir zum Studio gefolgt?«
    »Nein, ich bin unvermittelt abgebogen und habe ihn … sie … wen auch immer abgeschüttelt, aber als ich zum Studio kam, stand der Wagen schon auf der anderen Straßenseite.«
    Ich begriff sofort, dass das eigentlich unmöglich war, auch wenn die Stille am anderen Ende der Leitung das nicht laut und deutlich verkündet hätte. Wie gesagt, es gilt kaum als Verfolgung, wenn man vor jemandem herfährt; der Wagen war aber schon hier, als ich eintraf. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, wie es derselbe Wagen gewesen sein könnte, und die erschien mir genauso undenkbar.
    »Sie kennen mich«, erklärte ich verblüfft. »Sie wissen, wer ich bin und wo ich arbeite.«
    Lynn fragte: »Wer?«
    Wyatt fragte: »Hast du jemanden im Wagen erkannt?«
    Ich schloss die Augen, weil mir von den zwei verschiedenen Stimmen in beiden Ohren leicht schwindlig wurde. Weil Wyatt Polizist war, konzentrierte ich mich auf ihn. »Nein. Er … sie – verflucht, ich konnte nicht mal erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war! Baseballkappe, Sonnenbrille. So viel konnte ich sehen. Die Windschutzscheibe war getönt.«
    »Was ist mit gestern? Bist du sicher, dass dir gestern dieselbe Person gefolgt ist?«
    »Gestern saß eine Frau am Steuer. Langes Haar. Sie ist mir fast hinten reingefahren.«
    »Hast du sie erkannt?«
    »Nein, aber … sie ist mir bis hierher nachgefahren.« Erleichterung durchspülte mich, weil ich damit erklären konnte, warum der Chevrolet vor mir hier gewesen war. »Daher weiß sie, wo ich arbeite!«
    »Du bist aber nicht sicher, dass es dieselbe Person ist.«
    Er war so gründlich und logisch, wie Cops eben arbeiten müssen. Verstandesmäßig begriff ich das durchaus. Rein emotional hingegen hätte ich ihn am liebsten angefahren, er solle aufhören, so dumme Fragen zu stellen, und stattdessen alle Fahrer von weißen Chevys zusammentreiben und blutig knüppeln. Na schön, ausgenommen die alten; ich konnte erkennen, dass die Person am Steuer höchstens mittelalt war. Die Jugendlichen brauchte er auch nicht zu verprügeln, denn ich war sicher, dass hinter dem Steuer kein Teenager gesessen hatte. Das kann man ihnen ansehen, finde ich. Teenager haben so etwas Unfertiges, noch nicht Ausgewachsenes an sich. Die großen konnten auch ausgesondert werden und die ganz kleinen. Okay, die Leute, die er für mich blutig schlagen sollte, waren von mittlerer Größe und zwischen zwanzig und vielleicht fünfzig Jahre alt. Das konnte doch nicht allzu schwer sein, oder?
    Wyatt nahm mein Schweigen als Verneinung, was es nicht war, und fragte: »Saß außer dem Fahrer noch jemand im Wagen?«
    Ich hatte »sie« und »ihnen« gesagt, weshalb die Frage nur folgerichtig war, aber ich war nur deshalb so verwirrt, weil gestern eine Frau am Steuer gesessen hatte und ich mir heute nicht sicher war, weshalb es auch zwei verschiedene Fahrer sein konnten, aber woher sollte ich das verflucht noch mal wissen? »Nein.«
    »Aber du bist nicht sicher, dass beide Male dieselbe Person am Steuer saß?«
    Das war ich sehr wohl. Jener Teil meiner selbst, der mein Bauchgefühl beherbergte und der gerade Todesängste ausgestanden hatte, war absolut sicher, weil ich andernfalls davon ausgehen musste, dass ich zwei Tage hintereinander von zwei verschiedenen Personen in einem weißen Chevrolet verfolgt worden war. Okay, das war gar nicht so weit hergeholt. Aber die plausibelste Antwort ist nicht immer die richtige Antwort.
    Wyatt probierte es erneut. »Könntest du vor Gericht und unter Eid aussagen, dass du beide Male dieselbe Person gesehen hast?«
    Mann, nagle mich doch gleich an die Wand! Jetzt wurde ich richtig stinkig. »Nein, nicht unter Eid.« Dann ergänzte ich eigensinnig: »Trotzdem war es dieselbe Person.« Da hast du’s.
    Er seufzte. »Das ist nichts, womit ich arbeiten kann.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    Ungeduldig meinte er: »Nächstes Mal notierst du das Kennzeichen.«
    »Bestimmt«, sagte ich höflich. »Entschuldige, dass ich diesmal nicht daran gedacht habe.« Jawohl, ich hätte auf der Abbiegespur aussteigen, seelenruhig an der Knalltüte vorbeispazieren und mich hinter dem Chevrolet aufbauen sollen, um das Kennzeichen zu notieren. Die Knalltüte hätte doch bestimmt nichts

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