Mordsmäßig fit
gutaussehende Frauen. Ihm macht es nichts aus, für Mr. Muskelmann einzuspringen. Bis später.«
Ruiz war groß und stark. Auch attraktiv. Muß an der Uniform liegen, dachte sie. Während sie sich um ihr Geschäft kümmerte und die sinkenden Einnahmen in die Bücher ein trug, hielt er respektvoll Abstand. Sie war froh, daß er sich nicht hinsetzte und daß er ständig einigermaßen wachsam aussah. »Bitte Officer, kommen Sie mit mir nach Hause?«
Nach dem Mittagessen tauchte Beth auf. Ihr Gesicht war rot vor Aufregung. »Ich muß mit dir reden!« flüsterte sie. Sie zog Dawn in den Trainerraum. Officer Ruiz folgte in freundlicher Entfernung. Beths herzförmiges Gesicht brannte. Beim Massagetisch drehte sie sich plötzlich zu Dawn herum. »Ich glaube, ich bin verliebt! « rief sie. »Kann man sich über Briefe und den Paketdienst verlieben?«
»Naja, ich nicht-«
»Und dann in jemanden, den ich gar nicht kenne? Ich verstehe mich selbst nicht mehr! « Dawns Herz sank.
Beth schnappte nach einem kleinen geöffneten Päckchen und warf es Dawn zu. »Sieh dir das an! Es kam gerade mit der Post.« Eine lange, schmale Schatulle. Zögernd hob Dawn den Deckel. Sie hätte sich denken können, was da glitzernd auf dem Samt lag. Eine Platinkette. Beinahe wie die, die sie einmal gehabt hatte! »Schau her!« Beths zarter Körper zitterte vor Aufregung. »Das ist Platin, oder nicht?«
»Yeah.« Beth hatte vergessen, daß Dawn, als sie der Dawn-Patrouille von ihrem früheren Leben erzählt hatte, eine solche Platinkette erwähnt hatte, ein Geschenk von Hector.
»Ich denke, das ist das letzte anonyme Geschenk«, sagte Beth. »Lies.« Sie gab Dawn eine Karte von Hector.
»Trag’ sie nächsten Mittwoch, wenn wir uns treffen.« Die zierliche Frau plapperte weiter, was passieren würde, wenn sie sich endlich treffen würden. Nein, sie wußte nicht, wer er war. Aber sie war bereit, mit ihm fortzulaufen. Falls er fragte. Sie hüpfte beinahe vor Erwartung.
Dawn fühlte sich mutlos. Einen Moment lang war sie versucht, ihrer Freundin zu sagen, daß großer Ärger und Kopfzerbrechen auf sie zukämen, weil es Hector war, der sie bedrängte. Sie sagte jedoch nichts.
Dinah würde ihn schon wegen seines Interesses an einer anderen zur Rede stellen. Sie würde darauf bestehen, daß er sich entschied. Dawn wußte, wenn er wählen mußte, würde er den Rotschopf nehmen. So gut kannte sie ihn. Das Schlimmste, was Beth widerfahren würde, war eine kurze Enttäuschung.
»Wenn ich du wäre, würde ich meine Hoffnungen nicht zu hoch schrauben«, sagte Dawn. »Es könnte dich auch jemand zum Narren halten.«
»Was willst du damit sagen?« fragte Beth scharf.
»Wer auch immer es ist, er hatte genug Zeit, sich zu zeigen. Er hätte es bis jetzt fünfmal tun können.«
»Ich mag es nicht, wenn du so sprichst!« Beths Augen blitzten. Dawn las schiere Verletzlichkeit in dem leuchtenden Blau. Jetzt war sie sich mehr als sicher, daß sie das Richtige getan hatte, als sie Beth vor Hector bewahren wollte. Bald darauf zogen Kettys Computerauszüge sie runter wie ein Tauchergürtel. Trotz ihrer schweren Zweifel, die sie wegen Peter hatte, mußte sie doch mit ihm die Einzelheiten klären, wann der Club geschlossen werden mußte. Der Gedanke tat weh! Aber nicht so sehr wie die Angst vor der Ankündigung, nächste Woche werde sie sterben. Bei der Erinnerung daran bekam sie kalte, schweißnasse Hände. Jetzt hatte sie keinen Zweifel mehr. Die Drohungen waren ernstgemeint, und sie schwebte in äußerster Gefahr. Tief in ihrem Inneren lag die eisige Wirklichkeit, daß mindestens zwei Menschen sie als Clubbesitzerin loswerden wollten. Welche zwei? Sie stöhnte! Sie verdächtigte jeden. Das war so zwecklos, wie gar keinen zu verdächtigen. Sie zog ihren Tagesplan hervor. Sonntag war ihr gedroht worden. Ihr blieben vier Tage. Höchstens fünf. Sie saß an ihrem Küchentisch, sah, wie ihre Hände zu zittern anfingen. Die Angst, die sie sich so lange vom Leib gehalten hatte, wucherte wie Krebs. Sie fühlte sich, als sei sie in der Mitte des Todesstrudels, sich im Kreis bewegend, schneller und schneller. Machtlos. Sie rang nach Luft, stand schwankend auf. Der Stuhl fiel polternd um.
Sie griff nach dem Telefon. Sie mußte mit jemandem reden. Mit wem? Peter? Nein. Ihr Verdacht verbot es ihr. Sie versuchte, Karl zu erreichen. Keine Antwort. Wahrscheinlich hatte die Polizei sich dazu entschlossen, ihn über Nacht dazubehalten. Das durften sie wohl, nahm sie an, wenn er
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