Mordsmäßig fit
Dinah?«
»Groß oder klein?«
»Klein. Begleiten Sie mich zum Auto. Sie können es ruhig wissen. Man will mich umbringen.«
Der Rotschopf schaute entgeistert. »Und Sie machen sich Sorgen, daß Ihrer Freundin etwas zustößt. Ich säße im ersten Flugzeug nach Frankreich.«
»Sie und ich haben eben eine unterschiedliche Einstellung zum Leben«, sagte Dawn. Sie erzählte Dinah die Einzelheiten. Dann, als sie beim Honda waren, schoß ihr eine Idee durch den Kopf. »Sie kommen noch immer in den Club, Dinah? Sogar nach all dem Ärger. Viele Mitglieder haben sich verjagen lassen. Warum haben Sie keine Angst?«
Der Rotschopf lächelte. »Habe eben keine.«
Wieder zu Hause, schenkte Dawn sich ein Glas Cidre ein. Vom anstrengenden Training war sie noch durstig, und sie merkte, daß sie Muskelkater bekam. Vielleicht wäre ein langes, heißes Bad gut. Das Telefon klingelte. Jeff. Er erkundigte sich nach ihrem Maineabenteuer.
Plötzlich ging ihr ein Licht auf. Er war der einzige, der wußte, wie und wo sie das Wochenende hatte verbringen wollen. Ihren Zweifeln wuchs ein neuer Kopf: wie einer Hydra. Je schneller sie sie los wurde, desto schneller wuchsen sie nach. Sie log. Sie sagte, es sei eine erholsame Unterbrechung gewesen. »Und was hast du am Wochenende gemacht?« fragte sie, nicht zu freundlich, hoffte sie.
»Ich war Skifahren. In den Bergen. Meditierte. Bin über Nacht geblieben. Bin vor ungefähr einer Stunde zurückgekommen.«
»Irgendwelche Zeugen?«
»Was soll das denn heißen?« Sofort klang seine Stimme gereizt.
»Es gab einige >Vorkommnisse< in Maine. Ich dachte, daß du vielleicht - und jemand anders - was damit zu tun hatten.«
»Ich habe nicht den blässesten Schimmer, wovon du redest, Dawn. Und mir gefällt nicht, was du sagst. Komm mir bloß nicht mit neuen Vorwürfen, die du mir an den Kopf werfen willst. Ich bin nicht in der Stimmung, zuzuhören!« Er legte auf.
War seine Reaktion echt oder gespielt? War sie fair zu Jeff? Verdacht und Schamgefühl drehten sich in ihr wie eine Wetterfahne in einem Sturm. Karl verdächtigte ihn, hinter den Morden zu stecken. Aber konnte sie sich auf das Urteil des kräftigen Mannes verlassen, wenn sein Blick von Zuneigung getrübt war? Ihr fiel Karls gestriger stundenlanger Wutanfall ein. Kein Zweifel. Das war Rachsucht, wie sie sie noch nie gesehen hatte; und Jeff war die Zielscheibe.
Peter war heute auch nicht im Club. Vielleicht befand er sich auf dem langen Weg zurück von Maine, zurück von einem neuen Versuch, sie so lange zu ängstigen, bis sie verkaufte. Sie begriff eines: Schon seit langem befand sie sich in der hoffnungslosen Verfassung, jeden mit dem nur kleinstmöglichen Motiv für die quälenden Morde verantwortlich zu machen. Erst Zack. Dann Hector. Beide falsch. Dann Sam. Er war tot, hinterließ nur Zweideutigkeiten. Er konnte gemordet haben. Als sein Plan schiefging, hat er sich umgebracht. Das haute hin. Bis auf die Drohbriefe. Natürlich konnten andere den Ball einfach aufgehoben haben und damit weitergelaufen sein. Konnten so getan haben, als wäre Sams Brutalität ihre eigene. Andererseits, wenn Sam selber das letzte Opfer war, blieben jetzt Peter, Jeff und Karl als Verdächtige übrig. Welcher von den dreien? Moment! Welche zwei? Oder waren es... alle drei?
»Wir.« Wir. Wir!
Am nächsten Tag kreuzte Detective Morgan im Club auf und verkündete, er nehme Karl zu einer intensiven Vernehmung mit.
»Sie haben ihn doch schon vernommen, oder nicht?« sagte Dawn.
Er sah sie merkwürdig an. »Sie sind ein heller Kopf, Dawn. Das weiß ich. Aber diesmal denken Sie nicht nach.«
»Ich verstehe nicht.«
»Sie haben das Wochenende ein paar hundert Kilometer weit weg von hier mit Karl Clausman verbracht. Sie haben jemanden im Wald gesehen. Jemand hat einen Zettel an die Hütte geheftet. Meinen Sie nicht auch, beides könnte sehr gut auf das Konto von Karl gehen?«
»Aber warum? Er hat mich gern.«
Der Polizist verdrehte die Augen. »Sagen Sie mir, Sie lieben mich. Ich glaube alles. Kommen Sie, Dawn. Sie schalten nicht.«
»Ich verdächtige jeden! Kein Grund, daß Sie es nicht auch tun sollten, nehme ich an. Karl? Warum nicht? Wie ist es mit Peter Faldo? Und Jeff Bently? Warum nicht jeden!«
»Beruhigen Sie sich Dawn. Ich habe schon verstanden. Das alles ist hart für Sie.«
»Sie nehmen mir meinen Leibwächter weg, wissen Sie?«
Morgan nickte. »Ich habe Ihnen ein Geschenk mitgebracht. Charly Ruiz, Officer im ersten Jahr. Er liebt
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