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Mordsmöwen

Mordsmöwen

Titel: Mordsmöwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sine Beerwald
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trotzdem noch, bei den Menschen einen auf Mitleid zu machen. Wir dagegen können so lieb gucken, wie wir wollen, wir werden immer verjagt. Dabei knurren unsere Mägen so laut, dass unser Scheff erst mal um Ruhe bitten muss, bevor er die Sitzung eröffnen kann.
    »Aber Suzette fehlt noch«, protestiere ich und schaue sorgenvoll in den Himmel. »Als ich heute Vormittag bei ihr in Kampen war, habe ich ihr gesagt, dass wir bei Sonnenuntergang Sitzung haben. Sie ist doch sonst immer so pünktlich …«
    »Das stimmt«, bestätigt Balthasar, der sich ebenfalls darüber wundert.
    »Ach was«, winkt Harry ab. »Frauen. Ein Floh im Gefieder, und schon ist es mit ihrer Zuverlässigkeit vorbei. Wahrscheinlich ist Suzette eine fischreiche Möwe über den Weg gelaufen, und darüber hat sie uns vergessen.«
    Das gibt mir einen Stich ins Herz, aber natürlich lasse ich mir nichts anmerken. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war Suzette heute Vormittag tatsächlich ziemlich wortkarg mir gegenüber. Ob das was zu bedeuten hat?
    »Sie wird bestimmt gleich kommen«, sagt unser Scheff. »Habt ihr heute im Zusammenhang mit Mensch-Knuts Verschwinden irgendwelche Neuigkeiten oder Entdeckungen gemacht?«
    Ich schüttle den Kopf. Auch meine Kumpels haben nichts zu berichten. Wir drehen uns im Kreis. Harry hat zuerst Knuts Bruder Sönke in seinem Laden observiert, dann Knuts Wohnung (er hat sogar seinen Vermieter verfolgt), aber schlussendlich keine heiße Spur finden können. So erging es auch Helgi in Keitum. Er hat das Wohnhaus von Knuts Mutter ausfindig gemacht, nachdem er die Überwachung von Sönke an der Luftraumgrenze von Harry übernommen hatte und dieser im Taxi mit diversen Lebensmitteleinkäufen zu ihr fuhr. Sie sei voller Kummer um ihren Sohn Knut, wie er einem Gespräch mit der Nachbarin entnehmen konnte. Das sei aber auch schon alles.
    »Auch beim Autozug keine Neuigkeiten, Alki?«, fragt Scheff.
    »Nein.«
    Ich wundere mich. Alki ist ja immer recht einsilbig, wenn sein Pegel sinkt, aber ein »Nein, Scheff« bringt er sonst eigentlich wenigstens zustande.
    Unser Scheff legt den Kopf schief. »Nirgends war ein quietschgelber Opel Corsa dabei? Bist du sicher? Hast du wirklich alle Züge genau observiert?«
    »Oder hast du stattdessen die Mülleimer am Bahnhof nach Alkohol durchsucht?«, fragt Jonathan, der zwar harmoniebedürftig, aber auch ein militanter Suchtgegner ist.
    »Du bist gemein! Ich fahre seit gestern auf jedem Zug mit, hin und zurück über den Hindenburgdamm, und hoffe jedes Mal, dass ich Knuts Auto wiedersehe.«
    »Moment mal …«, sage ich. »Was genau meinst du mit › wieder sehen‹?«
    »Na ja …« Alki senkt den Kopf und schabt nervös mit einem Fuß. »Gestern, ziemlich bald, nachdem ich meinen Posten bezogen hatte, ist so ein quietschgelbes Auto auf die Rampe gefahren.«
    »Du hast Knuts Auto gesehen und nichts gesagt?«, hakt der Scheff entsetzt nach.
    »Ich konnte ja nicht sicher sein, dass es Knuts Auto ist. Weil eine Frau drinsaß.«
    »Hatte ich also doch recht«, tönt Harry.
    »War sie zierlich, blond, die Federn im Nacken zusammengebunden?«, frage ich.
    »Haare heißt das. Menschen haben Haare, keine Federn, weil …«
    »Balthasar! Hör auf mit der Klugscheißerei«, herrsche ich ihn an und füge im gleichen Tonfall an Alki gewandt hinzu: »Und du mach den Schnabel auf.«
    »Ähm ja, so sah die Frau aus«, nuschelt Alki.
    Unser Scheff schlägt sich den Flügel vor die Stirn. »Wie kann man nur so blöd sein? Das war Knuts Freundin!«
    »’tschuldigung, Scheff – das ist mir mittlerweile auch klar geworden. Ich war an dem Tag so mies drauf, weil unser Dealer verschwunden ist – da hatte ich so viel intus, dass ich sogar doppelt gesehen habe.«
    »Trotzdem hättest du den Schnabel ja wohl schon früher aufmachen können«, sage ich und gucke grimmig.
    »Mann, sie war doch längst weg, als ich wieder klar denken konnte. Hätte also sowieso nichts gebracht, früher was zu sagen. Außer einem Anschiss von euch.« Alki steckt seinen Kopf ins Gefieder.
    Ich atme tief durch. »Knuts Freundin hat also, nachdem wir vormittags Knuts Verschwinden bemerkt haben, die Insel verlassen. Mit seinem Auto.«
    »Sie muss den Abschiedsbrief gesehen haben«, kombiniert Balthasar.
    »Oder sie hat ihn gezwungen, den Brief zu schreiben, bevor sie ihn getötet hat«, widerspricht Harry.
    »So’n Schiet … das war es dann wohl«, sagt Helgi mit belegter Stimme.
    »Ja, tolle Idee, diese Schoko-Crêpes«,

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