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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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für ein komischer Mann! Der ging … der ging ihr doch nach, oder? Als Anja darauf hin schneller wurde, erhöhte auch der Mann sein Tempo. Der Abstand schien sich nicht vergrößert zu haben, als sie wieder stehen blieb, ihre beiden Einkaufstaschen abstellte und eine Rast vortäuschte, obwohl sie noch gar nicht erschöpft war, sondern nur Angst hatte vor dem Fremden, der immer noch hinter ihr war. Was will der Mann nur von mir?
    Die letzten Minuten begann sie zu laufen – so gut es ging, mit den Taschen, die ihr dabei immer gegen die Beine schlugen – und drehte sich kein einziges Mal mehr um. Obwohl sie doch wusste, dass im Wochenendhaus niemand auf sie wartete, lief sie so darauf zu, als wäre sie dort in Sicherheit. Als sie schon auf dem Kiesweg war, fiel ihr ein, dass sie dem Fremden beim Haus ganz allein ausgeliefert wäre, weil sie dort auch niemand hören würde, wenn der … wo sie nicht einmal einen Schlüssel mit hatte, um schnell ins Haus flüchten zu können. Es würde einige Zeit dauern, bis sie hinein käme … Und ihr Handy … sie hatte heute auch ihr Handy vergessen, weil alles so traurig war daheim.
    Die letzten paar Meter wäre sie fast gestolpert. Kurz vor Erreichen der Haustür blieb sie stehen und wandte sich abrupt nach ihrem Verfolger um.
    »Sie weiß nichts … und das Kind hat keinen Hinweis, keinen Zettel, keinen Brief zurückgelassen?«
    »Nichts, Chef. Auch im Zimmer des Mädchens haben wir nichts gefunden.«
    »Ist sie ganz normal mit den Sachen aus dem Haus gegangen, die sie für die Klavierstunde braucht?«
    »Offenbar, Chef. Frau Weger ist ja kaum ansprechbar, steht unter Beruhigungsmitteln. Ihr kam in Anjas Zimmer alles ganz normal vor.«
    »Und das Handy des Mädchens …«
    »Ach ja, genau, das hat sie auf ihrem Schreibtisch liegen gelassen. Vielleicht weiß sie, dass sie damit geortet werden könnte. Das hat sie vielleicht einmal im Fernsehen mitbekommen.«
    »Gut. Nehmt euch ein möglichst aktuelles Foto mit, das wir dann sofort an die Medien weitergeben können.«
    »Wird gemacht. Ich hab einen USB-Stick dabei, ich kopiere es mir, wenn es digital ist. Oder nein, dann schicke ich es von hier direkt an den Mühli, per Mail.«
    »Ja … und schaut euch den PC des Kindes an, vielleicht findet sich darauf ein Hinweis. Vielleicht hat sie da etwas Schriftliches hinterlassen.«
    »Wird gemacht.«
    »Und … ach ja … beruhigt die Mutter, sagt ihr, dass Anja damit wohl nur zeigen will, dass für sie unter diesen Umständen Vilnius nicht infrage kommt. Sagt ihr, entweder wird Anja aufgegriffen oder sie taucht von sich aus wieder auf. Die Frau Weger soll aber bitte, wenn möglich, am besten in der Wohnung bleiben, damit jemand daheim ist, wenn das Kind zurückkommt.«
    »In Ordnung, Chef. Die Frau schaut nicht danach aus, dass sie – ihr Zustand, Sie verstehen «
    »Alles klar. Dann bis später.«
    »Bis später, Chef.«
    Erich hatte sein Telefon schon wieder eingesteckt, als ihm noch etwas einfiel. Vera wurde gerade von einem Schüler wegen der Übernahme von Anjas zweiter Stunde zurückgerufen, deshalb ging er in die andere Ecke des Zimmers, um zu telefonieren.
    »Chef?«
    »Seid ihr schon wieder unterwegs?«
    »Ja. Das Foto habe ich dem Mühli schon gemailt.«
    »An den Schlüssel für das Ferienhaus werdet ihr nicht zufällig gedacht haben?«
    »Au weh, nein! Ich rufe die Frau gleich an, Moment bitte.«
    Da Koller mit dem Hinweis, er brauche ja keinen Blindenhund wie der Laber, selbst am Steuer saß, rief Harlander bei Frau Weger an, von der er erfuhr, dass der Schlüssel für das Ferienhaus nicht an seinem Platz hänge. Ihr Mann habe aber einen Reserveschlüssel im Schreibtisch, der sei da und den könnte sie den Beamten geben.
    »Chef? Der Schlüssel ist weg, aber der Weger hat einen Zweitschlüssel, den holen wir uns und fahren dann gleich raus, okay?«
    »In Ordnung.«
    Er war … weg!
    Anja konnte den Mann jedenfalls nirgends mehr entdecken. War er abgebogen oder hatte er sich nur versteckt? Hinter einem der Bäume, die vom Haus aus zu sehen waren? Wenn er sie jetzt dabei beobachtete, wie sie ohne Schlüssel ins Haus gelangte, würde er dann nicht in der Nacht ebenfalls einsteigen? Er sah doch auch, dass niemand sie hier erwartet hatte, dass sie ganz allein war, in dem alten Haus … aber sie musste hinein! Deswegen warsie doch hergekommen. Obwohl sie am liebsten gleich wieder nach Salzburg zurück … aber all die Einkäufe! Dass sie gerade heute ihr Handy vergessen musste!

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