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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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Mutti! Wer brauchte denn Servietten in der Prärie! Unauffällig ließ er sie in seinem Hosensack verschwinden.) Sein bester Freund Martin, der sich Jim nannte, klaubte hingegen alles aus dem Sack eines Diskonters,denn er musste sich seine Sachen ganz allein beschaffen, da sich seine Eltern schon vor drei Jahren getrennt hatten und er bei seiner Mama lebte, die am Wochenende einen zweiten Job als Putzfrau hatte, seit Martins Papa arbeitslos war und auch noch zu saufen angefangen hatte. Früher hatte Martin sich immer gefreut, wenn er seinen Papa einmal im Monat getroffen hatte – jetzt sagte er wie seine Mama, dass ihm sein Fernbleiben überhaupt nichts ausmache, weil er einfach ein »Tunichtgut« sei. Die Freundin, deretwegen er die Familie verlassen hatte, war ihm doch auch längst wieder davongerannt.
    Joe und Jim sahen sich immer wieder nach Indianern oder den noch gefährlicheren weißen Banditen um, die in der Prärie ihr Unwesen trieben, aber sie waren allein am Rand dieses großen, ebenen Feldes, zu dem sie fast eine dreiviertel Stunde in zügigem Tempo geradelt waren.
    Die Sonne brannte heiß vom Himmel, und die Buben freuten sich darauf, bald im Schatten der großen Heuballen in ihrer Wagenburg sitzen zu können. Immerhin mussten sie auch noch Feuer machen. Zum Glück war das kleine, alte Häuschen, das, von vielen Hollerbüschen gesäumt und einem wackligen morschen Zaun umgeben, am anderen Ende des großen Feldes stand, offenbar unbewohnt – sie hatten sich schon vorgenommen, das Haus später einmal genauer zu inspizieren. Jim hätte es das letzte Mal schon gerne gemacht, Joe hatte jedoch Bedenken geäußert: »Schlangen, Jim. Dort wimmelt es sicher vor lauter Giftschlangen. Ist meistens so, bei Geisterhäusern.« Das hatte natürlich auch Jim eingesehen, schließlich waren sie beide keine Greenhorns, sondern erfahrene Westmänner.
    Gut, dass sie letztes Mal schon so viele Steine für die Feuerstelle gesammelt hatten – sie benötigten jeden einzelnen. Genauso wie das trockene Holz, das sie so versteckthatten, damit es nicht nass werden konnte. Zum Anzünden hatten sie reichlich Zeitungspapier und von Obstkisten stammende dünne Späne mitgebracht. Der Bauernhof, zu dem das Feld gehörte, lag ziemlich weit entfernt – in der entgegengesetzten Richtung des kleinen Hauses; von dort drohte wohl kaum Gefahr.
    Joe besaß natürlich ein Handy (Jim musste mit dem Guthaben seiner Wertkarte sehr sparsam umgehen, seit ihm sein Vater dafür kein Geld mehr zusteckte). Joes Eltern hatten ihren Pepi zur Vorsicht gemahnt, beim »Picknick«, und ihm das Versprechen abgenommen, sofort anzurufen, wenn er oder sein Freund Hilfe bräuchten. Im Gegenzug hatte Joe seine Mama angefleht, sich nur ja nicht ständig zu melden, um sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung war. Welcher Siedler hatte denn ein Handy in der Prärie, verflucht noch einmal! Von einer lästigen, besorgten Mutter ganz zu schweigen.
    Joe kaute jetzt ungemein lässig an einem Grashalm. Beide setzten sie ihre Whiskeyflaschen an – Wasser war knapp im Westen, das wussten sie. Aber sie hatten reichlich Feuerwasser dabei.
    Sie hatten ihre Knackwürste schon auf die Haselruten gespießt und wollten soeben das Feuer entfachen, als ihnen fast gleichzeitig der Geruch auffiel, der so gar nichts mit dem süßlichen Duft zu tun hatte, der von den Siloballen ausging.
    »Was ist denn das für ein Mief, Jim? Riechst du das auch?«
    »Verdammter Gestank, Joe.«
    Beide schnupperten sie nun, wie man es im Westen zu tun gewohnt war, um eine Fährte aufzunehmen. Eine leichte Brise trug den grauenhaften Gestank direkt in ihre Wagenburg. Die beiden Siedler erhoben sich und staksten,jeder seine Hand am Colt, auf die drei etwas abseits liegenden Siloballen zu. Und je näher sie kamen, desto fürchterlicher stank es.
    »Wahrscheinlich ein verendeter Kojote«, mutmaßte Jim und blickte in den blauen Himmel, um nach Geiern Ausschau zu halten, die erfahrungsgemäß in so einem Fall nicht weit sein konnten.
    Joe wiederum glaubte den Geruch zu kennen: Sein Onkel hatte einmal im Hochsommer in seinem Auto Rindsuppe transportiert, die aus dem schlecht verschlossenen Gefäß auf die Rücksitze des Wagens geschwappt war. Und nach zwei Tagen hatte er die ganze Verwandtschaft abgeklappert, sie diesen entsetzlichen Gestank riechen lassen und vergeblich auf Ratschläge gehofft, wie er ihn wieder aus der Polsterung herausbekommen konnte.
    Auch ich habe – Es war doch meine Chance – Warum

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