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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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ein Hinweis auf eine pädophile Veranlagung sein könnte – wodurch immer sie dann bei Birgit Aberger ihre Befriedigung gefunden haben mochte.
    Auf Grund der vorliegenden Verdachtsmomente musste der Chefinspektor die Festnahme aussprechen. Darauf, dass Herr Brammer sogleich zur Befragung ins LKA gebracht werden würde, reagierte der Mann wiederum verblüffend unaufgeregt. Mit einem Lächeln meinte er: »Ist doch nicht weit – wir sind eh fast Nachbarn, nicht?«
    Bevor sie aufbrachen, hielt er Dr. Laber mit einem Schmunzeln seine Hände hin. Wenn er wie ein bedeutender Mafia-Boss abgeführt würde, sagte er so leise, dass Erich Mühe hatte, ihn zu verstehen, stiege er wahrscheinlich im Ansehen der Nachbarn.
    Die gesamte Fahrzeit zum LKA, die durch einen Stau erheblich verlängert wurde, versuchte Erich über Roland Brammer nachzudenken: dieser Mann also. Und nicht nur das grauenhafte Verbrechen an Birgit Aberger, auch Anja Weger war immer noch abgängig. Zwei Musiktalente – und ein Musiklehrer, der sich wohl mehr schlecht als rechtüber Wasser hielt? Hans Weger hatte seinen Suizid damit begründet, dass ihm die Vorstellung unerträglich sei, dass nun seinem eigenen Kind widerfahre, was ihrer Freundin Birgit zugestoßen sei – und dessen er fälschlicherweise bezichtigt werde. Hinter dem Chefinspektor saß ein Mann im Wagen, den er sympathisch fand. Könnte jemand, der zu so einem grässlichen Verbrechen fähig war, nicht auch sympathisch sein? Als Musiker und Rockmusikliebhaber wie Erich selbst, zudem wohl eine Art Lebenskünstler, der jene Wagnisse eingegangen sein dürfte, die der etwa gleichaltrige Dr. Laber letztlich doch zugunsten einer sicheren Staatsanstellung gescheut hatte.
    Peter Aberger stand unter der Wirkung des Medikaments, das in ihm die Zuversicht keimen ließ, mit dem Unabänderlichen zurechtzukommen. Immer wieder sagte er sich, dass Birgit nicht gelitten hatte, sondern sanft hinübergeschlafen war. Und dass sie nun gefunden worden war, auch das erleichterte ihn.
    Peter war froh, dass er sich nach anfänglicher Abwehr doch helfen hatte lassen, von einem Psychiater – und auch die Medikamente akzeptiert hatte. Bei aller Trauer um ihr Kind schwand seither die Überzeugung, dass mit Birgits Leben auch das ihrer Eltern zu Ende wäre. Und das, was die Ärzte dem Ehepaar vorsichtig nahegebracht hatten, begann ihm von Tag zu Tag mehr Halt zu geben: Der Entschluss zu einem zweiten Kind. Denn dass Anna langsam auf dem Weg der Besserung sei, hatte der behandelnde Arzt bestätigt. Sie durchleide, was eine Mutter beim Verlust ihres Kindes zu durchleiden habe, würde daran aber nicht zerbrechen.
    »Ja, Anna«, sagte Peter, der über die Hand seiner Frau streichelte, und dieses Ja schloss viel mehr ein als nur dieZustimmung zu einem zweiten Kind. Auch Anna war, als würde sich damit das Dunkel lichten, das sie seit Birgits Verschwinden und vor allem nach dem Auftauchen ihrer Finger erfasst hatte, als bestünde nicht die geringste Chance, dieser Hoffnungslosigkeit jemals wieder zu entrinnen.
    Peter erzählte seiner Frau von seinem Gespräch mit dem Psychiater, der ihn davon überzeugt hatte, dass Birgit in ihrem so kurzen Leben doch viel, viel mehr Schönes erfahren durfte als die meisten Menschen in noch so langen Jahren. Ihr unglaublicher Erfolg am Klavier stand mit Sicherheit als letzter Eindruck ihres Lebens vor dem Kind, das sein Ende als solches gewiss nicht wahrnehmen hatte müssen.
    Peter sah Anna in die Augen, und sie nickte, bevor sie sie wieder schloss.
    Mühlbauer war bereit für die Aufzeichnung der Einvernahme. Erich wollte Roland Brammer über sein Leben erzählen lassen, ihn dann konkret zum alten Haus befragen und erst danach wieder auf seine bei dieser Verdachtslage fatale, im EKIS verzeichnete Vorstrafe zu sprechen kommen, die der Mann in seiner Wohnung rundweg in Abrede gestellt hatte.
    Na ja, er schlage sich halt so durch: ein Job in der Musikschule, daneben privater Gitarreunterricht – in den letzten Jahren nicht mehr nur Kinder, nein, inzwischen habe er schon fast mehr Senioren unter seinen Schülern. Vor allem Männer, die nach der Pensionierung wieder dort anknüpfen wollten, wo sie vor Jahrzehnten ausgestiegen waren: »Berufswunsch Rockstar, Sie verstehen«, grinste Brammer, und Erich fühlte sich dabei natürlich unabsichtlich mitgemeint. Und dann spiele er auch noch leidlichQuerflöte und halbwegs Saxophon in unterschiedlichen Formationen. »Wo sich halt Auftritte ergeben.« Auf

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