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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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spüre den Kreislauf.«
    »In Ordnung, Kollege.«
    »Danke. Dann bis morgen, Chef.«
    »Bis morgen.«
    Der Mann, der Erich bald darauf in seinem Büro gegenübersaß, war verschwitzt, leicht alkoholisiert und zeigte erste Anzeichen von Verwahrlosung. Auf Erichs Frage, ob er einverstanden sei, dass das Gespräch aufgezeichnet werde, zog er nur kurz die Schultern in die Höhe.
    Revierinspektor Harlander bereitete die Aufnahme der Befragung vor. Und der ENAG-Vorstandsdirektor Hans Weger starrte Dr. Erich Laber mit leicht eingezogenem Kopf aus blutunterlaufenen Augen an, bevor er gereizt losbellte: »Und das ist rechtens, was? Dass der Vorstandsdirektor des bedeutendsten Unternehmens des Landes Salzburg wie ein Schwerverbrecher hierher gezerrt wird, obwohl gleichzeitig kriminelle Ausländer überall im Land unbehelligt ihr Unwesen treiben dürfen? So weit sind wir also schon, dass brave Inländer verdächtigt werden, obwohl –«
    »Diese Platte können Sie sich sparen, Herr Weger«, unterbrach Erich ihn kühl, »Sie sind hier nicht auf einer Veranstaltung Ihrer Partei.«
    Der Mann schluckte hörbar und sah den Chefinspektor aggressiv an, schwieg jedoch sofort. Erich blätterte in seinem Akt nach der Aussage von Petra Weger, die bestätigt hatte, dass sie zum Zeitpunkt von Birgits Verschwinden ihren Mann am Festnetzanschluss in seinem Büro angerufen und mit ihm telefoniert habe.
    »Als Birgit Aberger verschwunden ist, waren Sie im Büro?«
    »Ja.«
    »Sie haben aber keine Zeugen dafür.«
    »Meine Frau hat mich am Festnetz dort angerufen. Das hat sie der Polizei schon bestätigt.«
    Erich nickte.
    »Warum haben Sie auf keine unserer Aufforderungen, sich zu melden, reagiert?«
    Hans Weger saß nun so teilnahmslos da, als habe er die Frage nicht verstanden, bis er plötzlich sagte: »Ich habe längst alles gesagt, was zu sagen ist. Sind wir jetzt schon so weit, dass es genügt, dass meine Tochter mit der Abgängigen befreundet war, um mich einzusperren? Nur weil Ihnen meine Partei nicht passt!«
    »Es geht nicht ums Einsperren und nicht um Ihre Partei. Es geht darum, dass Sie seit dem Verschwinden des Kindes ohne Angabe von Gründen kaum noch in Ihrer Firma waren – warum, Herr Weger?«
    Der Mann presste seine Lippen aufeinander, was seinem bubenhaften Gesicht erst recht das Aussehen eines trotzigen Kindes verlieh, und schwieg.
    »Ihre Tochter Anja ist die einzige Person, die vom Verschwinden Birgit Abergers profitiert. Und Ihr Ehrgeiz bezüglich Ihrer Tochter ist allseits bekannt, Herr Weger. Also, warum sind Sie ohne jede Erklärung gerade ab diesem Zeitpunkt Ihrer Arbeitsstelle ferngeblieben? Hm? Das war doch kein Zufall, Herr Weger? Ich frage Sie, warum?«
    »Warum, warum! Warum wohl? Weil ich genug am Hals habe jetzt … in dieser Situation. Und mich zuerst um Anja kümmern muss, weil jetzt ihre Chance gekommen ist!«
    »Sie haben nie akzeptiert, dass Ihre Tochter nur Zweite wurde!«
    »Das wurde jetzt korrigiert –«
    »Korrigiert? Wurde es von Ihnen korrigiert, weil Sie Birgit –«
    »Ich habe damit nichts zu tun!« Hans Weger wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Dann bellte er los: »Ihr … ihr steckt doch eh alle unter einer Decke! Aber wenn ihr glaubt, dass es mit uns endgültig vorbei … da werdet ihr euch noch anschauen! Wir kommen zurück. Wir sind bald wieder da – und dann geht’s euch allen an den Kragen. In euren geschützten Bereichen! Sie kommen auch auf die Liste, verlassen Sie sich darauf!«
    Erich ließ sich nicht provozieren und verbiss sich einen Einwurf. Offenbar war aber auch Weger selbst der Widerspruch aufgefallen, denn nach kurzem Nachdenken sagte er unvermittelt: »Ja, auch solche Betriebe wie die ENAG … die gehören längst komplett privatisiert. Was hat der Staat in so einer Firma zu suchen? Nichts! Der Staat kann keine Firma führen. Und dafür, dass alles privatisiert wird, werden wir schon noch sorgen, verlassen Sie sich drauf. Kein Stein wird mehr auf dem anderen bleiben. Sobald wir wieder stark genug sind, wird mit eisernem Besen ausgekehrt! Wie es unser verstorbener –«
    »Herr Weger«, unterbrach ihn Erich gelangweilt, »verschonen Sie mich mit Ihrem Parteigeschwätz.«
    Weger funkelte ihn böse an und sagte: »Rechtschaffene Inländer müssen also jetzt schon für jede Minute ihres Lebens Zeugen aufbieten können, was? Weil man ihnen die Taten krimineller Ausländer in die Schuhe schieben will.«
    »Nennen Sie mir eine andere Person, die so

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