Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
Vom Netzwerk:
hingestellt hat, und hebt dann ihren Cognacschwenker. »Also: Prösterchen, die Herren! Auf den Schock!«
    »Auf Sie, Madame«, gurrt Hünerbein, »und Ihr beeindruckendes maison extraordinaire  …«
    Kawelka war hier Stammgast? Das wundert mich, denn: »Er hatte sich nur den heutigen Tag notiert. Oder?«
    »›Elf Uhr, Four Roses‹«, nickt Hünerbein, »steht so in seinem Kalender.«
    Aber ein Stammgast terminiert entweder jeden seiner Puffbesuche oder keinen. »Wieso nur heute?«
    »Weil er heute jemanden treffen wollte.« Daisy bestellt sich noch einen Cognac. »Sonst war er immer eher spontan da.«
    »Welches Mädel hatte er denn gebucht?«
    »Kein Mädel, Didi!« Daisy beugt sich vor, um uns verschwörerisch zuzuflüstern: »Einen wichtigen Informanten.«
    Ich schaue auf die Uhr. Es ist zehn nach elf. »Ist er noch da?«
    »Wer?«
    »Der Informant.«
    »Nee.« Daisy versteht endlich. »Die wollten sich morgens treffen. Heute Vormittag um elf, nich jetze. Ick fand’s ja auch ungewöhnlich, aber Fritze hat drauf bestanden. Und dann ist er gar nicht gekommen.«
    Wie auch, denke ich, um elf Uhr war Kawelka schon tot. Da wollte jemand das Treffen verhindern. »Und der Informant? War der da?«
    »Ja.« Daisy nickt. »Ick hab ihm Kaffee jekocht und ein paar Brötchen jeschmiert, so ’ne Art zweites Frühstück – aber als Fritze Viertel nach elfe noch nicht da war, ist er wieder gegangen.«
    »Wie sah er aus?«
    »Der Informant? Puh …« Daisy verdreht die Augen und denkt scharf nach. »Groß war er. Nicht besonders auffällig, aber groß. Mit ’ner grauen Tolle. Und jut jekleidet war er, feinster Zwirn sozusagen, nüscht von der Stange. Ick hab gleich jedacht: Na, da steckt Kohle hinter. Der is wahrscheinlich richtig wichtig. Jedenfalls hat er so jetan. War echt unjehalten, der Kerl, als Fritze nich uffjetaucht ist. – Noch’n Bierchen?«
    »Aber gern«, Hünerbein strahlt und schiebt unsere leeren Gläser über den Tresen. »Wirklich schön haben Sie’s hier, schöön!«
    So richtig zu gebrauchen scheint er nicht zu sein. Ich wende mich wieder Daisy zu.
    »Wie alt?«
    »Wer? Der Informant?« Sie zuckt mit den Schultern. »Ende vierzig, Anfang fuffzich, schätz ick mal. So wie ihr unjefähr.«
    »Die besten Jahre«, sinniert Hünerbein. »Man macht eigentlich viel zu wenig draus, finden Sie nicht?«
    »Det liegt ja nun janz allein an Ihnen, Monsieur le Commissaire , wat Sie daraus machen.« Daisy lacht. »Oder soll ick Ihnen dabei helfen?«
    »Gern.« Hünerbein meint es todernst, es ist erschreckend. »Helfen Sie mir, Madame! Ich bin kultiviert, charmant und bestimmt kein Langweiler. Ich liebe die Musik, besonders die Oper, Rossini, Puccini, Verdi – und Rosen liebe ich auch. Genau wie Sie, Madame, ist das nicht wunderbar? Four Roses. Ah oui , es ist gewiss zu früh, um aufzugeben!«
    »Aba ooch zu spät, um janz neu anzufangen«, erwidert Daisy abgeklärt, und bevor mein Partner noch peinlicher wird, wechsele ich schnell wieder zu unserem Fall zurück.
    »Hat Kawelka was erzählt? Irgendwelche Recherchen? An was er so gerade arbeitet?«
    »Nö«, Daisy winkt etwas zu entschieden ab, »wir haben mehr über private Sachen geredet.«
    »Ach komm, Daisy: Kawelka hatte kein Privatleben.« Das weiß ich noch aus der Zeit, als ich im selben Haus wohnte. »Der hatte nur seinen Job. Die Mopo war sein Leben. Und vorhin hast du doch selber gesagt, dass du geahnt hast, dass ihm mal was passiert …«
    »Det war doch eher ironisch jemeint. Ick wollte ihn aufziehen. Weil er so’n Angeber war.«
    »Der dauernd im Leben anderer Leute herumgewühlt hat.«
    »Aba ick weeß nich, in wessen Leben.« Daisy guckt mich unschuldig an. »Ehrlich, Didi, ick hab keene Ahnung.«
    »Er war an einer großen Sache dran?«
    »War er irgendwann mal nich an einer großen Sache dran?«
    Auch wieder wahr. Kawelka sprach immer von den ganz großen Storys, an denen er gerade arbeitete. Und wenn es nur die Eröffnung eines neuen Kaufhauses an der Kaiser-Wilhelm-Passage war. Aber wird man deshalb umgebracht? Und wer war dieser mysteriöse Informant?
    »Hier rennt ein Killer durch die Stadt«, werde ich pathetisch, »ein Berufskiller, der Leute aus sicherer Entfernung mit der Präzision eines Scharfschützen umlegt. Und ich gehe davon aus, dass der das nicht nur aus Spaß macht, sondern einen Grund dafür hat. Kawelka muss ihm einen gegeben haben. Und wenn du etwas weißt, Dagmar«, ich beuge mich eindringlich zu ihr, »würde ich es

Weitere Kostenlose Bücher