Mordspech (German Edition)
des Computers gezogen und Akten sichergestellt.«
» UND ? HABEN SIE SIE AUSGEWERTET ?«
»W-wir sind durchaus dabei …«
» DAS MUSS SCHNELLER GEHEN !«
»Wie denn, wenn wir dauernd aus dem Schlaf geholt werden?«
» ACH ! SIE LÖSEN DAS IM SCHLAF ?«
» SCHLAF IST LEBENSWICHTIG !« Jetzt brüllt auch Damaschke. » SCHLAFENTZUG GILT ALS FOLTER , HERR DR . PALITZSCH , das sollten Sie wissen! – Und für meine Männer«, er hämmert sich theatralisch gegen die Brust, »lege ich meine Hände ins Feuer! Die tun, was sie können! Aber ein müder Mensch kann durchaus etwas übersehen, und deshalb IST SCHLAF SO WICHTIG !«
»Können wir uns bitte alle beruhigen?« Oberkommissar Egon Beylich ist aufgesprungen und hat beschwichtigend die Hände erhoben. »Wir sind sicher alle etwas angespannt, aber wir werden die Dinge nicht lösen, wenn wir uns hier gegenseitig Vorwürfe machen. Uns ist leider ein Fehler unterlaufen und …«
» MIR IST KEIN FEHLER UNTERLAUFEN !« Damaschke donnert es mit hochrotem Kopf. » WAS WIRD HIER EIGENTLICH KONSTRUIERT ?! – Wir haben«, fährt er ruhiger werdend fort, »die uns tatrelevant erscheinenden Akten und sensiblen Informationen durchaus gesichert. Wir werten Kawelkas Computerfestplatte aus und …«
»Moment mal!« Beylich geht langsam auf Damaschke zu. »Das heißt, wer auch immer da heute Nacht bei Kawelka eingebrochen ist, kann nichts gefunden haben? Nichts, was wir nicht schon haben?«
»Nur Rechnungen und Steuerbelege«, erwidert Damaschke, »bürokratischer Kram halt, und selbst den haben wir sorgfältig fotokopiert. Ja, haltet ihr uns für Anfänger?«
»Worüber regen wir uns dann auf?« Beylich lächelt, und Kollege Matuschka sekundiert:
»Dann ist doch alles halb so wild.«
»Es ist gar nichts wild.« Damaschke ist sauer. »Der Einzige, der hier den wilden Mann spielt, ist unser sehr verehrter Herr Kriminal-, ich betone: -ober- , -rat Dr. Edmund Palitzsch.«
»Ja, aber …« Palitzsch wirbelt herum und starrt uns an. »Was haben Sie mir denn da erzählt? Hünerbein! – Knoop!«
»Wir haben erzählt, dass bei Kawelka eingebrochen wurde«, erwidere ich wahrheitsgemäß, »und dass Akten verschwunden sind.«
»Die aber«, fügt Hünerbein erleichtert hinzu, »zuvor schon fotokopiert wurden: Damaschke!« Er breitet die dicken kurzen Arme aus und marschiert auf den Spurensicherer zu. »Lass dich umarmen!«
»Igitt!« Damaschke flüchtet. »Geh weg, du Schweißklops!«
»Wieso?« Hünerbein schnüffelt unter seinen Achseln. »Ich habe geduscht.«
»Gibt’s noch Kaffee?« Ich untersuche die herumstehenden Thermoskannen auf dem langen Besprechungstisch und finde tatsächlich noch einen Schluck. »Ich würde dann mal unsere Erkenntnisse zusammenfassen wollen.«
»Bitte, Knoop!« Palitzsch setzt sich schnaufend und noch leicht verdattert über die plötzliche Grundlosigkeit seines Wutausbruchs auf einen Stuhl. »Nur zu, Hauptkommissar, nur zu!«
»Nach Aussagen der Betreiberin des Nachtclubs ›Four Roses‹, in dem Kawelka Stammgast war, recherchierte der Journalist vor seinem Tod einer großen Sache nach …«
»Einer großen Sache?« Palitzsch merkt auf. »Ich dachte, dieser Kawelka wäre nur ein kleiner Kiezreporter.«
»Der immer von großen Geschichten träumte. Möglicherweise war diese zu groß für ihn.«
»Papperlapapp!« Palitzsch lässt sich ein Tässchen Tee bringen. »Alles Mutmaßungen und Annahmen. Was wir brauchen, sind Fakten!«
Gut, die kann er haben: »Kawelka wollte sich gestern mit einem Informanten treffen. Das wurde durch den Mord verhindert.«
»Ein Informant? Gibt es eine Beschreibung zu dem Mann?«
»Wir sollten jemandem mit einem Identikit in den Laden schicken. Vielleicht bekommen wir ein brauchbares Phantombild.«
»Matuschka: Übernehmen Sie das?«
»Zu Befehl, Genosse Kriminaloberrat«, meldet Oberkommissar Rainer Matuschka stramm. Er hat seine alte Volkspolizeivergangenheit noch immer nicht vollständig überwunden. »Wenn Sie gestatten, kümmere ich mich sofort darum.«
»Tun Sie das, danke!« Palitzsch wendet sich wieder den Kollegen von der Kriminaltechnik zu. »Wann können wir denn bei Ihnen mit ersten Ergebnissen rechnen?«
»Wir würden ja mit Hochdruck daran arbeiten«, gibt Damaschke spitz zurück, »wenn man uns denn endlich ließe!«
»Nur zu, Damaschke, machen Sie hin! Und nichts für ungut, ja?«
Damaschke verlässt mit seinen Leuten geräuschvoll den Raum.
Palitzsch sieht uns Verbliebene an.
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