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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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fiel fassungslos zurück in seinen Sitz. »Das … das …«
    »Das macht einen sprachlos, wie?« Hünerbein atmete tief durch. »Erinnern Sie sich noch an die Giftgasangriffe von Sardasht und Halabdscha? An das rätselhafte Golfkriegssyndrom amerikanischer GI s während der Operation Desert Storm im Kuwaitkrieg 1991? Damals kamen Tausende US -Soldaten mit seltsamen Hornhauttrübungen und Bronchialverletzungen nach Hause.«
    »Es ist nicht erwiesen, dass im Kuwaitkrieg Giftgas eingesetzt wurde«, widersprach Palitzsch.
    »Es wurde nie offiziell bestätigt«, nickte Hünerbein, »richtig. Aber die Symptome deuteten eindeutig auf den partiellen Einsatz von Tabun, Sarin und N-Stoff hin. Alles deutsche Erfindungen übrigens, ich hab mich da mal schlaugemacht.« Er schob Palitzsch eine Aktenmappe über den Tisch. »Können Sie ruhig lesen, das sind alles öffentlich zugängliche Publikationen. N-Stoff ist übrigens Chlortrifluorid. Das Zeug wurde im Zweiten Weltkrieg als Oxidator für Raketentreibstoffe in jener unterirdischen Chemiewaffenfabrik der Deutschen Sprengchemie GmbH in Altgrieben hergestellt. Dieselbe Anlage nutzten später die Russen im Kalten Krieg zur Herstellung von Sarin. Zur Zeit des Kuwaitkriegs war das Gelände übrigens noch voll unter der Kontrolle der Sowjets. Die sind erst 1993 da abgezogen.« Hünerbein erhob sich wieder, ging auf die Pinnwand zu und tippte auf das Foto von Fritz Kawelka. »Und unser Reporter hier, das bestätigen die toxischen Untersuchungen der Gerichtsmedizin, hat sich mit Chlortrifluorid die Lungen verätzt, als er in der letzten Woche die alten Bunkeranlagen besuchte. Er muss dort noch andere Beobachtungen gemacht haben. Beobachtungen, die letztlich zu seiner Ermordung führten und die wir, also Knoop und ich, jetzt vermutlich bestätigen können.«
    »Das ist aber nicht Ihre Aufgabe, verflucht noch mal!« Palitzsch war hochrot geworden. »Den Fall bearbeitet das BKA !«
    »Von mir aus.« Hünerbein hob unschuldig die Hände. »Mir ist die Sache ohnehin zu heiß. Aber bevor wir unsere Erkenntnisse mit dem Bundeskriminalamt teilen, wollte ich Sie wenigstens über den Stand der Dinge aufklären. Oder spricht etwas dagegen?«
    Palitzsch seufzte ergeben und rieb sich angespannt das Gesicht. »In drei Gottes Namen: Machen Sie weiter!«
    »Das Gelände der Bunkeranlage in Altgrieben wird heute von einer privaten Wachschutzfirma bewacht.« Hünerbein schrieb den Namen »International Security« auf die Pinnwand. »Im Ort geht das Gerücht, dass es sich dabei um alte Stasileute handelt. Das Betreten des Geländes ist strengstens verboten. Was angesichts der giftigen Chemikalien, die dort tonnenweise lagern, auch angebracht ist.« Er malte noch einen dramatisch grinsenden Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen auf die Wand und drehte sich wieder um. »Die Sowjets und die übrigen Ostblockstaaten, wie auch die DDR , hatten immer beste Beziehungen zum Irak. Die dort regierende Baath-Partei war eine Bruderpartei der sozialistischen beziehungsweise kommunistischen Parteien, die im Ostblock und in der Sowjetunion regierten. Die Beziehungen waren vielfältig, Saddam Hussein war sogar mehrmals Staatsgast in der DDR . Öl gegen Waffen hieß das Geschäft. Die Russen lieferten Flugzeuge und Panzer in den Irak, die DDR Militär- und Sanitätsfahrzeuge. Dass aus Altgrieben auch Chemiewaffen in den Irak gegangen sind, ist auf jeden Fall wahrscheinlich. Zumal wir jetzt mit Sicherheit davon ausgehen können, dass diese besondere Beziehung bis heute anhält.«
    »Ich kann das nicht glauben!« Palitzsch war außer sich. Das überstieg seine Vorstellungen. »Das ist absolut unmöglich! Wie soll das gehen? Wie kommt das Zeug über die Grenze?«
    »Das geht ganz prima mit Flugzeugen.« Hünerbein pinnte ein Foto von einer russischen Transportmaschine an die Wand. »Solche viermotorigen Antonows können den Radar unterfliegen, das wurde uns von der militärischen Luftraumüberwachung in Schönefeld bestätigt. Überall im Osten gibt es geheime Landepisten und Flugplätze der Russen, die noch gar nicht erfasst sind. Da wird in den Nächten alles Mögliche ausgeflogen. Geklaute Autos zum Beispiel verschwinden so in kürzester Zeit auf Nimmerwiedersehen. Auch in Altgrieben gibt es so eine Piste. Der Kollege Knoop und ich haben mit eigenen Augen gesehen, wie da mitten in der Nacht eine solche Antonow landete. An Bord zwei Russen, vermutlich die Piloten, und der Iraker Tulfach.«
    »Woher kennen Sie

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