Mordsschnellweg: Kriminalstorys
fiel.
Das Handy noch in der Hand, bückte er sich, griff unter die Schaukel und förderte einen Herrenschuh zutage.
Er begutachtete ihn von allen Seiten, schnüffelte kurz daran und meinte schließlich: »Ein rechter Schuh. Herr Rodenstedt wird doch nicht nur mit einem Schuh fortgegangen sein.«
Lewandowski schluckte. Er erinnerte sich an den nackten Fuß, der von der Schubkarre baumelte.
»Vielleicht gehört der Schuh zu einem anderen Paar. Ede ist manchmal vergesslich.«
»Möglich«, meinte der Polizeihauptmeister. »Aber das wird sich ja feststellen lassen.«
Die beiden Polizisten durchsuchten erneut Rodenstedts Laube, fanden aber den fehlenden linken Schuh nicht.
Sauer trat einige Schritte zur Seite und führte ein mehrminütiges Gespräch mit seinem Chef, das Lewandowski leider nicht mithören konnte, weil ihn Platzek in eine Diskussion über die weiße Spinne verwickelte, die sich in seinen Balkontomaten breitgemacht hatte.
Sauer verkündete die Entscheidung des Vorgesetzten. »Wir kriegen Verstärkung. Die Umgebung wird abgesucht. Sie bringen auch einen Spürhund mit.«
Lewandowski rutschte das Herz in die Hose. Unter dem Vorwand, den Wasserhahn in seinem Garten abdrehen zu müssen, entschuldigte er sich und eilte zu Farles Gartenhaus.
7
Eine Stunde später durchkämmten vier Streifenpolizisten unter der Führung von Hauptmeister Sauer die Kleingartenanlage Zum tollen Bomberg. Ein Schäferhund, der auf den Namen Schröder hörte, s chnüffelte neugierig, aber erfolglos in allen Ecken. Ein Dutzend Schreber verfolgte das Schauspiel.
Klaus Drewniak, Fritz Schnell und Lutz Krämer hatten sich unter Lewandowskis Pergola versammelt und hingen stumm ihren Gedanken nach.
Schließlich räusperte sich Lutz Krämer. »Wenn die im Gefängnis mitkriegen, dass ich früher mal Richter war, machen die mich fertig.«
Klaus Drewniak legte ihm die Hand auf die Schulter. »Noch ist nichts verloren. Der Erwin wird sich schon was einfallen lassen.«
Plötzlich gab es Unruhe auf dem Kiesweg. Das Trio trat neben die Tannen und glotzte.
Spürhund Schröder zerrte an seiner Leine und zog den Hundeführer in Farles Garten. Die anderen Polizisten folgten, ebenso ein kreidebleicher Horst Lewandowski.
Drewniak, Schnell und Krämer schlossen sich der Prozession an.
Über Lewandowskis Gesicht breitete sich ein befreiendes Grinsen aus, als er den Grund für die Euphorie des Hundes erkannte: Farle hatte gerade ein paar Bratwürste auf den Grill geworfen.
Der Metzgermeister machte ein erstauntes Gesicht, als die Polizisten in seinen Garten stürmten. Dann erkannte er unter den Polizisten einige seiner Stammkunden wieder. Man begrüßte sich mit Handschlag.
Schröder bekam eine Wurst und Hauptmeister Sauer verkündete zur allgemeinen Zufriedenheit das Ende der heutigen Suche nach dem verschwundenen Rentner.
Eine halbe Stunde später hatten die Schreber unter der Anleitung ihres Vereinsvorsitzenden diverse Campingtische zu einer langen Reihe aufgestellt und ein Fass Bier organisiert. Die Schreberfrauen zauberten Kartoffelsalat, Salzstangen und Gürkchen herbei.
Farle war in seinem Element und warf immer wieder neue Fleischstücke auf den Grill.
Das gemütliche Beisammensein wurde um 20.28 Uhr durch einen plötzlichen Aufschrei von Polizeihauptmeister Sauer jäh unterbrochen.
»Was ist denn das?« Sauer befingerte seine Schneidezähne und starrte entsetzt auf einen kleinen länglichen, silberfarbenen Gegenstand auf seinem Plastikteller.
Lewandowski erkannte sofort, dass es sich um eine Kugel handelte.
»Das kann bei Wildbret vorkommen«, sagte Farle mit hochrotem Kopf. »Oder glauben Sie, die Jäger labern die Viecher tot?!«
Sauer überzeugte sich vom vollständigen Zustand seines Gebisses und wirkte erleichtert. »Ist ja nix passiert.«
Er nahm eine Gabel Fleisch, kaute, schmeckte und schenkte dem Metzgermeister, der regungslos und bleich am Grill stand, ein Lächeln. »Großes Kompliment. Das ist der beste Rehrücken, den ich je gegessen habe.«
Erst jetzt bemerkte er, dass die Schreber die herumgereichte Fleischplatte dankend ablehnten.
»Keinen Hunger?«
Lewandowski brachte nur ein Krächzen heraus. »Wir sind Vegetarier.«
»Das tut mir leid!«, sagte Sauer und bohrte seine Gabel in ein saftiges Fleischstück.
Leo P. Ard: Heiße Nummer
Robert schleppte sich die neunundachtzig Stufen zu seiner Wohnung hoch. Auf dem letzten Treppenabsatz blieb er stehen und schnappte nach Luft.
Nie war ihm
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