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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Pferdehaltung. Wussten Sie das?«
    »Nein, das wusste ich nicht. Ihr Stall am Kirnberg war vielleicht etwas vernachlässigt, aber den Pferden ging es gut. Wie soll ich sagen: Liliana war nicht ganz aus dieser Welt. Musste sie auch nicht, sie war nie in der Situation, dass man Miete bezahlen muss. Dass man am Monatsende nicht mal mehr ein Brot kaufen kann. Dass man Ärger mit Telefongesellschaften oder Versicherungen hat. Das wurde alles von ihr abgehalten. Ich bezweifle sogar, dass sie wusste, wie man ihr Auto betankt.«
    »Als sie die Treppe hinuntergestürzt ist, waren auch Sie vor Ort!«
    »Ja, ich wurde dazu auch mehrfach von Ihren Kollegen aus Weilheim befragt. Ich war gerade auf der Toilette, als es ganz furchtbar rumpelte. Als ich herauskam, lag sie unten an der Treppe. Ich bin hinuntergerannt, doch sie bewegte sich nicht mehr. Als ich geschrien habe, kam die Mutter vom Anton und hat den Notarzt gerufen. Und Kilian Stowasser. Der war schneller da als der Notarzt.«
    »Sie betonen das so seltsam?«
    »Als ich auf dem Klo saß, schaute ich zum Fenster hinaus. Es war ja schon dunkel. Ich hatte den Eindruck, dass hinter den Bäumen ein großer Jeep stand. Erst später fiel mir ein, dass die Form, dieses Eckige, eigentlich ausgesehen hatte wie Stowassers Hummer. Aber wie gesagt, es war dunkel.«
    Irmi starrte die Frau an. Sie kippte fast ihren Tee aus. »Aber das haben Sie nie zu Protokoll gegeben?«
    »Das drang erst später in mein Bewusstsein. Und dann, was denken Sie? Wer hätte mir denn Glauben geschenkt? Die hätten doch alle gedacht, ich würde auf perfide und gar blasphemische Weise Kilian Stowasser zu Unrecht beschuldigen. Max hat mir auch abgeraten.«
    »Max Trenkle wusste davon?«
    »Ja, ich musste doch mit jemandem reden. Ich war aufgewühlt.«
    Immer wieder Max Trenkle! Alles lief bei ihm zusammen. Trenkle war ein Schlangenflüsterer gewesen. Auf der Achse Rheinberg-Australien-Südafrika. Was denn, wenn Trenkle Stowasser erpresst hatte? Damit, dass der seine Frau die Treppe hinuntergestürzt hatte? Aber Stowasser konnte sie nicht mehr fragen. Der war in die ewigen Schlangen-Jagdgründe eingegangen. Oder noch anders: Die Marketing-Brünhilde hatte auch gewusst, dass ihr Schwager beim Tod der Schwester vor Ort gewesen war. Hatte sie die Schwester gerächt?
    Jeder fütterte sie hier mit winzigen Bröckchen. Es schwirrten so viele Puzzlestückchen herum, aber die Teilchen fanden alle keine passende Aussparung. Sie musste endlich eine Ecke zusammenfügen, damit sie sich allmählich in die Mitte des Puzzles vorarbeiten konnte. Und welches Bild würde da entstehen? Das Gesicht von Max Trenkle? Das von Isabella Rosenthal?
    »Und wo waren Sie noch mal?«
    »Auf der Toilette, hab ich doch gesagt. Und die liegt oben an der Treppe. Drum hab ich das Gepolter doch auch nur gehört!«
    Irmi betrachtete die Frau, deren Blässe eher noch zunahm. »Frau Stowasser war an dem Tag ziemlich betrunken. Hat sie öfter getrunken?«
    »Bier im Stall, mal einen Schnaps. Prosecco. Auf mich hat sie eigentlich recht nüchtern gewirkt an dem Abend.«
    Ja, das war ein Kennzeichen von Alkoholikern, man merkte lange nichts. »Waren Sie betrunken?«
    »Was soll das eigentlich? Nein, ich war nicht betrunken. Ich hatte mein Auto dabei. Ich hab ein Glas Prosecco getrunken, sonst nur Wasser.«
    Irmi nickte und sah zum Balkon hinaus. »Frau Ruf, Sie waren in Urlaub?«
    »Ja, ich war auf einem Treffen europäischer Tierschutzorganisationen in Berlin.«
    »Von wann bis wann?«
    »Nur übers Wochenende bis zum Dienstag.«
    »Und wo waren Sie Dienstag vor einer Woche?«
    »Ist da Stowasser gestorben?«, fragte Sonja Ruf, doch irgendwie hatte Irmi das Gefühl, dass die Frage zu schnell kam. Außerdem hatte das auch in der Zeitung gestanden.
    »Wenn Sie dabei gewesen sind, wissen Sie es ja«, sagte Irmi.
    »Warum sollte ich dabei gewesen sein? Ich hab Ihnen schon mal gesagt, dass ich ihn verachtet habe, aber ich bin keine Mörderin!«
    »Sagen Sie mir trotzdem, wo Sie an besagtem Dienstag waren?«
    »Hier, ich habe an meinen PR -Materialien gearbeitet.« Sie stockte kurz. »Und als Zeugen kann ich meine Katzen benennen.«
    »Frau Ruf, Sie verbringen viel Zeit mit Ihrer Tierschutzarbeit.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich gefälligst was Gescheites arbeiten sollte?«
    »Ich habe keinerlei Hintergedanken damit verbunden«, behauptete Irmi.
    »Ich bin Chemielaborantin bei Roche in Penzberg. Ich bin noch krankgeschrieben. Vor zwei Monaten hatte ich

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