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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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paar
pflegeleichten Büschen. Doch der Rasen war schon seit Wochen nicht mehr gemäht
worden, und nirgendwo blühte eine Blume. Lina wandte den Blick ab.
    In der Küche entdeckten sie einen mit Krümeln und schmutzigem
Geschirr übersäten Campingtisch. Vermutlich hatte an dieser Stelle einmal ein
richtiger Küchentisch gestanden, mit Platz für eine vierköpfige Familie. Jetzt
standen hier nur dieser klapprige Ersatz und ein Hocker. Die Arbeitsflächen
waren ebenfalls schmutzig und fleckig.
    Max rief noch einmal laut Frank Jensens Namen, wieder hielten
sie inne, um zu lauschen, doch sie hörten immer noch nichts. Max deutete mit
einer Kopfbewegung auf die schmale Treppe, die in den ersten Stock führte. Die
oberste Stufe lag im Dunkeln, doch als Max den Lichtschalter betätigte,
spendete eine nackte 40-Watt-Glühbirne im oberen Flur mattes Licht. Es war
still, der Stadtlärm drang allenfalls gedämpft zu ihnen durch. Nur ein leises
Summen war zu vernehmen, das Lina vorher nicht aufgefallen war. Langsam stieg
Max die Treppe hinauf. Als er oben war, folgte Lina ihm. Das Summen wurde
lauter. Als Lina etwa auf der Mitte der Treppe stand, wurde es auf einen Schlag
stockdunkel. Sie konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken, ehe sie
begriff, dass die Glühbirne durchgebrannt sein musste. Max stieß vernehmlich
die Luft aus, dann tastete er nach einer der verschlossenen Zimmertüren und
stieß sie auf. Fahles Tageslicht fiel auf den schmalen Flur, und Lina stieg die
restlichen Stufen empor.
    Das Zimmerchen, dessen Tür Max aufgestoßen hatte, war einmal
ein Kinderzimmer gewesen. Die Wände waren mit einer Tapete mit Tiermotiven
tapeziert, auf dem Boden lag ein Teppichboden mit Straßenmuster. Bis auf einen
Schraubenzieher auf der Fensterbank und eine zusammengeknüllte Plastiktüte in
der Ecke war der Raum leer. Im nächsten Zimmer hatte offensichtlich einmal ein
kleines Mädchen gewohnt. Hundertfach lachte Prinzessin Lillifee von den Wänden
herunter, der Fußboden war weich, plüschig und rosa. Auch dieser Raum war leer.
    Als Max und Lina wieder auf dem düsteren, engen Flur standen,
hörten sie jemanden stöhnen. Es könnte auch eine Mischung aus Schnarchen,
Husten und Gähnen sein. Vorsichtig drückte Lina die Türklinke zu dem Raum
herunter, aus dem das Geräusch gekommen war. Unterm Fenster lag eine Matratze
direkt auf dem Fußboden, darauf zeichneten sich unter einer dünnen Wolldecke
die Umrisse eines Körpers ab. Der Kopf mit den zotteligen Haaren und
Bartstoppeln, die längst über das Stadium "gepflegter Dreitagebart"
hinaus waren, war leicht zur Tür gedreht. Der Mann lag auf dem Rücken, eine
Hand hatte er über die Augen gelegt, und er atmete durch den halb offenen Mund.
    "Herr Jensen?", rief sie leise.
    Der Mann zuckte mit der Nase, dann kratzte er sich daran, als
verspüre er einen Niesreiz. Er stöhnte leise.
    "Herr Jensen?", wiederholte Lina, diesmal etwas
lauter.
    Erschrocken riss der Mann die Hand von den Augen, drehte sich
halb zur Tür und starrte Lina mit zusammengekniffenen Augen an. Sein Alter war
schwer zu schätzen, irgendwo zwischen dreißig und fünfzig. An seinem Mundwinkel
hing ein schleimiger Speichelfaden.
    Max schob sich hinter Lina in den Raum, der einmal das
Elternschlafzimmer gewesen sein musste. Auf dem Teppich waren noch die Abdrücke
des Kleiderschranks und des Doppelbetts zu erkennen. Das Fenster war
geschlossen, und es roch nach ungewaschenem Körper und Alkohol.
    "Herr Jensen, ich bin Max Berg von der Kripo Hamburg.
Das ist meine Kollegin Lina Svenson."
    Der Mann starrte sie an, ohne ein Wort zu sagen.
    "Die Haustür war nur angelehnt, und auf unser Klingeln
haben Sie nicht reagiert." Geduldig sprach Max auf den Mann ein, doch
dieser regte sich immer noch nicht.
    "Wir haben ein paar Fragen an Sie. Würden Sie bitte
aufstehen und mit nach unten kommen?"
    Frank Jensen runzelte die Stirn und schien sich immer noch
über die Anwesenheit der beiden wildfremden Menschen in seinem Schlafzimmer zu
wundern. Sein Blick wanderte von Max zu Lina und dort vom Kopf bis zu den
Füßen.
    "Ich warte unten", sagte sie und verließ den Raum.
    Kurz darauf knarrten über ihrem Kopf die alten Holzdielen,
sie hörte leises Gemurmel und Gefluche, dann lautes Gepolter, als Frank Jensen
die Treppe heruntergestolpert kam. Max folgte ihm schweigend.
    Er schlurfte in die Küche, ohne sich um seine Besucher zu
kümmern. Der Bund seiner Jeans rutschte fast über die Hüfte, die Hose hatte
eine Wäsche

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