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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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verdammt ähnlich. Dem Kunden von Inoware entstand ein Schaden in
dreistelliger Millionenhöhe." Er schwieg und blickte aus dem Fenster.
Regentropfen lieferten sich Wettrennen auf der Scheibe, dahinter war die
Silhouette der City Nord zu erkennen. "Meine Software wurde als
Einfallstor für den Hackerangriff ausgemacht. Als ich die Nachricht erhielt,
konnte ich es zuerst nicht glauben. Ich wusste , dass ich gute Arbeit geleistet hatte.
Der Fehler musste beim Kunden liegen. Vermutlich hatte dort jemand Unbefugtes
oder ein von der Konkurrenz geschmierter Mitarbeiter an den Einstellungen
herumgespielt. Oder die Konkurrenz war auf anderem Weg an die Daten
gelangt." Er seufzte. "Natürlich wurde die Sache untersucht. Es
stellte sich heraus, dass der … Fehler tatsächlich auf unserer Seite lag. Und
ich war für diese Sicherheitslücke verantwortlich."
    "Wie kam es, dass der Fehler nicht vorher aufgefallen
ist?", fragte Lina. "Haben Sie bei so einem wichtigen Auftrag das
Programm nicht noch einmal kontrolliert, ehe es zum Kunden ging?"
    Jensen hob langsam den Kopf. "So einfach ist das nicht,
so ein Programm ist unglaublich umfangreich und besteht aus Tausenden von
Einzelsequenzen. Natürlich hatte ich nicht alles komplett selbst geschrieben,
sondern zum Teil auf fertige Module zurückgegriffen und die dann für den Kunden
angepasst. Und natürlich hat Daniel Vogler, der zweite Programmierer, immer mal
wieder einen Blick auf den Quellcode geworfen, schließlich weiß jeder, dass
Fehler vorkommen können. Aber ihm ist nie etwas aufgefallen."
    "Und wieso", fragte Max, "werfen Sie Philip
Birkner vor, Sie ruiniert zu haben? Immerhin musste er mit seiner Firma
Insolvenz anmelden. Genauso gut hätte er Ihnen vorwerfen können, ihn ruiniert
zu haben."
    Jensen lachte bitter auf. "Hat er ja auch. Er hat mir
vorgeworfen, die Sicherheitslücke bewusst eingebaut zu haben." Er holte
tief Luft. "Aber ich war es nicht. Ich bin schließlich kein Anfänger in meinem Job und
weiß, worauf es ankommt. So ein bescheuerter Fehler wäre mir nie passiert, aber
Philip hat mir nicht geglaubt und mich sogar angezeigt, nachdem die Sache mit
dem Patentdiebstahl bekannt wurde. Aber ich war es nicht", wiederholte er.
    "Ist denn überhaupt klar, ob der Fehler absichtlich
eingebaut wurde?", fragte Lina. "Ich meine, jeder Mensch macht
Fehler, und …"
    "Klar, jeder Mensch macht Fehler", sagte Jensen
spöttisch, "aber ich schwöre Ihnen, so ein Fehler wäre mir aufgefallen, der wäre
sogar einem Studenten im ersten Semester aufgefallen. Und außerdem - wieso hat
die Konkurrenzfirma genau den Zeitpunkt abgepasst, um das System vom Wesseling
& Kröger zu hacken? Normalerweise wäre dieser Fehler spätestens beim
nächsten Update aufgefallen und behoben worden." Er holte noch einmal tief
Luft. "Irgendjemand muss den Quellcode manipuliert haben, als die Software
bereits beim Kunden installiert, aber das erste Update noch nicht fertig war.
Und dafür kamen nur Philip, Daniel und ich infrage. Ich war's nicht, bleiben
also nur noch Philip und Daniel."
    Max und Lina wechselten einen Blick. Dieser Mann wirkte als
zu Unrecht beschuldigtes Opfer recht überzeugend. Fragte sich bloß, ob er es
wirklich war.
    "Wesseling & Kröger forderten von Philip
Schadensersatz in voller Höhe", fuhr Frank Jensen fort, "und auch
gleich die Rückerstattung der Kosten für die miserable Software, die sie
bekommen hatten, obwohl die im Großen und Ganzen super zuverlässig lief. Philip
versuchte, mir die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben, aber Inoware ging
trotzdem Pleite." Frank Jensen starrte auf den Tisch vor sich, den leeren
Teller mit den Brötchenkrümeln schien er indes gar nicht wahrzunehmen.
"Vier Monate nach dem fünfjährigen Jubiläum war der Laden dicht. Alle
zwölf Mitarbeiter saßen auf der Straße. Philip hatte als Erster wieder einen
Job." Jensen lachte verbittert auf. "Ausgerechnet Philip." Auch
die anderen Mitarbeiter fanden nach und nach neue Stellen, nur für Frank Jensen
sah es schlecht aus. Das Desaster hatte sich in der Branche herumgesprochen,
und der Name, der in einem Atemzug mit "Patentdiebstahl" genannt
wurde, war Frank Jensen. Da konnte er seine Unschuld beteuern, so oft er
wollte. Spätestens, wenn in einem Bewerbungsgespräch der Name Inoware fiel,
machte es bei seinem Gegenüber Klick und die Sache war gelaufen. Dass immer
noch wegen Industriespionage gegen ihn ermittelt wurde, machte die Sache auch
nicht besser.
    "Wieso war Philip Birkner

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