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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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aber genauso gut
auch geschäftsfördernder Bühnendialekt. Seine Augen blitzten sie an, und Lina
juckte es in den Fingern, doch noch ihren Dienstausweis zu zücken. Stattdessen
klimperte sie wieder mit den Wimpern, und siehe da, der Mann sah sich das Bild
prüfend an und nickte schließlich. "Aber ja, er war in der letzten Zeit
öfter her, aber ich kenne seinen Namen nicht. Er trinkt viel, meistens allein,
unterhält sich nur manchmal mit anderen Gästen." Er ließ das R rollen,
dass es eine Freude war.
    "Auch am Donnerstag?"
    Der Mann wiegte den Kopf hin und her. "Kann ich nicht
mit Sicherheit sagen."
    "Warst du Donnerstag allein hier?"
    "Nein, Michele war noch hier. Und Linus."
    "Sind die heute Abend auch hier?"
    "Michele kommt in einer halben Stunde. Aber Linus hat
sich krankgemeldet." Der Mann runzelte die Stirn. "Du stellst Fragen
wie die Polizei. Was hat dein Mann denn angestellt?"
    "Es ist nicht mein Mann."
    Sein Blick wanderte zu Max. Der hob sein Glas mit dem O-Saft
und sagte: "Ich bin nur der große Bruder."
    Lina machte noch einmal ihr Wimpernklimpern. "Wir warten
hier auf Michele, okay?"
    "Gerne", sagte der Mann und wandte sich ab.
    "So, so", hörte sie Max leise neben sich sagen.
"Ich bin also dein großer Bruder." Lina hörte seinen amüsierten
Unterton.
    "Hätte ich dich lieber als meinen Onkel vorstellen
sollen?"
    Max lachte, doch dann wurde er ernst. "Warum hast du
nicht gesagt, dass wir von der Polizei sind?", fragte er leise. "Du
weißt doch, dass wir deswegen Ärger bekommen können."
    Sie zuckte die Schultern. "Ich hatte keine Lust."
    "Ach", sagte Max.
    Lina nahm einen großen Schluck Bier. Manchmal war Max ihr
regelrecht unheimlich, und sie fühlte sich von ihm auf seltsame Art
durchschaut, obwohl er nicht mehr als diese eine kurze Silbe von sich gegeben
hatte. Aber so, wie Max das Wort aussprach und wie er Lina ansah, waren es mehr
als nur diese drei Buchstaben. Sie schwieg lange. So lange, dass Max
schließlich fragte: "Wie bist du eigentlich zur Polizei gekommen?"
    Daraufhin lachte sie auf. Hob die Bierflasche, stellte fest,
dass sie leer war, und bestellte sich noch eins. Erst nachdem die junge Frau
mit dem umwerfenden Lächeln ihr eine neue Flasche gebracht hatte, grinste sie:
"Wegen einer Wette."
    Max glaubte, sich verhört zu haben, was nur selten vorkam.
"Wie bitte?"
    "Ganz recht, ich bin wegen einer Wette zu den Bullen
gekommen."
    "Du willst mich auf den Arm nehmen."
    Lina schüttelte den Kopf und trank noch einen Schluck Bier.
"Ich weiß, das glaubt kein Schwein, aber es stimmt."
    Und sie erzählte Max von dem Abend vor acht, fast neun
Jahren. Es war nach dem Kickboxentraining gewesen, sie war wie so oft mit ein
paar anderen aus der Gruppe noch in die Kneipe gegangen. "Wir waren alle
um die zwanzig, ein paar waren arbeitslos, ein paar studierten halbherzig,
andere jobbten, einer machte eine Ausbildung zum Drucker. Ich war seit zwei
Jahren an der Uni eingeschrieben, Ethnologie, aber ich hatte mir mehr davon
versprochen und langweilte mich. Die Frage, wie Menschen in unterschiedlichen
Kulturen ihr Leben bewältigen, wie sie es gestalten, wurde in den
Veranstaltungen nur am Rande behandelt, obwohl es doch eigentlich der Kern des
Faches sein sollte. Oder ich saß immer in den falschen Seminaren." An
jenem Abend in der Kneipe kam das Thema irgendwann auf Berufe und die
Zukunftsperspektiven, die sich ihnen boten. Jemand warf den Satz in die Runde,
die Sicherheit, die man als Beamter so hätte, wäre doch total cool.
"Igitt, Beamte!", hatte jemand anders geätzt, und dann ging es los
mit der Aufzählung der Eigenschaften von Beamten, wobei sie kaum ein Klischee
ausließen: faul, träge, bieder, reaktionär, fantasielos und absolut
veränderungsresistent. Und die Bullen, das waren ohnehin die Schlimmsten.
"Ich möchte ja zu gerne mal wissen, ob das wirklich stimmt", hatte
Lina nachdenklich gesagt. "Ich meine, ich kenne Bullen nur von Demos und
Verkehrskontrollen, aber das können doch unmöglich nur Idioten sein."
    "Probier's doch aus", hatte Lutz gesagt, "dann
weißt du's."
    "Hm, wär vielleicht gar keine schlechte Idee."
    Die anderen hatten sich ausgeschüttelt vor Lachen. Lina bei
den Bullen? Lina, die schon als Kleinkind mit ihrer Mutter auf Demos gegangen
war und die beim Anblick eines Uniformierten Zustände kriegte? "Das traust
du dich nie!", hatte Lutz gesagt.
    "Und ob ich mich traue."
    "Nie im Leben."
    "Doch."
    "Nein."
    "Doch!"
    Da konnte sie natürlich keinen Rückzieher mehr

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