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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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doch wohl nicht, dass Philip das nötig
gehabt hätte? Katja wollte die unbedingt haben, Geld war ja kein Problem, das
kam von ihren Eltern."
    "Wissen Sie, ob die beiden sich vielleicht trennen
wollten?"
    Lukas Birkner schwieg eine Weile. Schließlich sagte er:
"Ich glaube, Philip hat darüber nachgedacht, vor allem in letzter Zeit.
Aber er wollte Leon wohl nicht im Stich lassen." Er seufzte laut.
"Katja hat ihn oft abends mit dem Kind allein gelassen. Philip hatte
Angst, dass sein Sohn sonst nur noch Erzieherinnen, Tagesmütter und
Babysitterinnen zu sehen bekäme."
    "Und Frau Ansmann? Wollte sie die Beziehung zu Ihrem
Bruder aufrechterhalten?"
    Birkner stutzte. "Was für einen Grund sollte sie haben,
sich von ihm zu trennen? Einen Mann wie Philip verlässt man nicht so
einfach." Lina runzelte die Stirn. Klar, man sollte nichts Schlechtes über
die Toten sagen, aber so eine Lobhudelei war dann doch zu viel des Guten.
"Fragen Sie, wen sie wollen, ich schwöre Ihnen, niemand wird ein böses
Wort über ihn sagen." Er schluchzte auf, und Lina hörte ihn leise weinen.
Schließlich schniefte er und sagte: "Tut mir leid. Aber ich vermisse ihn
so."
    Lina sagte nichts, auch der Mann am anderen Ende der Leitung
blieb stumm. "Herr Birkner, wissen Sie vielleicht, ob Ihr Bruder eine
Freundin hatte? Ich meine, neben Katja Ansmann?"
    "Nein." Die Antwort kam wie aus der Pistole
geschossen. Natürlich, der perfekte Mann geht nicht fremd, völlig
ausgeschlossen. Doch dann sagte Birkner: "Obwohl … als wir das letzte Mal
zusammen losgezogen sind, fiel mir auf, dass er auffallend offensiv mit der
Frau hinterm Tresen geflirtet hat. Das hat er vorher noch nie gemacht."
    "Wo war das?"
    "Im Blue Motion, glaube ich. Vor vielleicht sechs
Wochen."
    "Wissen Sie noch, wie die Frau aussah?"
    "Jung, schlank, lange blonde Haare, ziemlich groß, ich
glaube, sie war fast so groß wie Philip. Stark geschminkt, Minirock, enges Top
… schon fast nuttig, würde ich sagen, eigentlich gar nicht so Philips
Typ." Die Unbekannte aus der Waldschänke war es also offensichtlich nicht
gewesen, und auf Tanja Fischer könnte die Beschreibung passen – oder auch
nicht.
    "Sie können sich also vorstellen, dass Ihr Bruder eine
Affäre mit einer anderen hatte?"
      "Keine
Affäre", widersprach Birkner. "Ich könnte mir vorstellen, dass er
eine andere Frau kennengelernt hat und mit ihr etwas anfängt, aber das wäre
dann was Ernstes. Für Affären war Philip sich zu schade."
    Ach ja, der Sonnyboy. Wie hatte sie das vergessen können.
    "Eine Frage noch, Herr Birkner. Wissen Sie etwas über
die Insolvenz der Firma Ihres Bruders?"
    "Tut mir leid, davon hat er nicht viel erzählt. Ich weiß
nur, dass einer seiner Mitarbeiter einen wichtigen Auftrag vermasselt hat, und
das war's dann. Irgendwie war da wohl auch was mit Industriespionage. Dieser
Depp, der den Fehler gemacht hat, hat Philip, glaub ich, noch eine Weile
genervt, hat immer angerufen und so, und hat Philip Vorwürfe gemacht, weil er
jetzt arbeitslos ist, stellen Sie sich das mal vor!" Lukas Birkner
schnaubte verächtlich. "Aber das hat sich mit der Zeit wohl auch
gelegt."
    "Kennen Sie vielleicht noch weitere Freunde Ihres
Bruders? Ich meine, Sie waren ja fast gleichaltrig, möglicherweise hatten Sie
einen gemeinsamen Bekanntenkreis Hatte
JH ?"
    "Früher hatte Philip einen riesigen Freundeskreis, schon
in der Schule, und auch später, als er studiert hat. Wissen Sie, er war überall
beliebt, alle mochten ihn." Lina verdrehte die Augen. "Aber in den
letzten zwei Jahren, seit der Kleine da ist, hatte Philip kaum noch Zeit. Ich
bin quasi der Einzige, der ihn ab und zu noch mal rausgelockt hat. Sonst hockte
er immer nur zu Hause oder ging mit seiner Katja fein aus. Oper, Theater,
Konzerte … dafür war immer Zeit. Aber für ein einfaches Bier mit seinem
Bruder?" Birkner schien selbst zu merken, dass er gerade an dem
strahlenden Bild seines Bruders kratzte. "Ich mache ihm da gar keinen
Vorwurf", erklärte er hastig, "Katja wollte es eben so, und er hat
immer alles gemacht, was sie wollte. Er hat sie eben geliebt."

 
    Eine knappe Stunde später stand Lina vor dem Jugendstilhaus in
Rothenbaum. Sie hatte wenig Hoffnung, Katja Ansmann zu Hause anzutreffen, denn
es war heiß, und jeder schien irgendwo draußen im Schatten oder am Wasser zu
sitzen. Als sie über eine der Alsterbrücken in Winterhude gefahren war, hatte
sie die Menschenmassen gesehen, die die Grünflächen entlang der Alster säumten.
    Sie klingelte,

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