Mordswald - Hamburgkrimi
und berichtete von ihrem
fruchtlosen Anruf bei Klaus Beck.
"Ich wollte gerade bei diesem Daniel Vogler
anrufen", sagte sie und griff erneut zum Hörer. Doch dann kam ihr eine
Idee. "Hast du gerade Zeit?", fragte sie Max, und dieser nickte
argwöhnisch. Solche Fragen waren stets mit äußerster Vorsicht zu genießen, vor
allem wenn sie von Hanno oder Lina kamen. "Hast du Lust, mit zu diesem
Vogler zu kommen? Der taucht bei den Ermittlungen immer wieder auf, wird Zeit,
dass wir uns den mal leibhaftig ansehen."
"Glaubst du, die Frau Leyhausen ist untergetaucht?",
fragte Max, als sie im Auto saßen. Lina fuhr, und Max fragte sich, ob sie
überhaupt etwas sehen konnte, da sie mit der Nasenspitze fast an das Lenkrad
stieß.
"Es scheint ja einiges dafür zu sprechen." Lina
runzelte die Stirn. "Hanno, Alex und Sebastian sind sich dessen ziemlich
sicher. Aber ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass sie es war."
"Sie kann
ja auch untergetaucht sein, obwohl sie's nicht war."
"Stimmt auch wieder." Sie blinkte und bog links ab.
Der Scheibenwischer quietsche leise. "Hoffentlich hat sie sich nichts
angetan. Gestern war sie ziemlich fertig." Als es eine Weile geradeaus
ging, fragte sie: "Was gibt's bei dir Neues? Hast du noch was aus Niels
Hinrichsen rausbekommen?"
Max schüttelte den Kopf. "Er ist verlegt worden, in die
Psychiatrie. Er ist heute Morgen aufgewacht und ziemlich ausgerastet. Man hat
ihn ruhiggestellt und auf die Geschlossene verfrachtet." Max verzog das
Gesicht. "Angeblich hat es keine andere Möglichkeit gegeben." Lina
merkte ihm an, dass er anderer Meinung war. "Ich habe ihn besucht, weil
ich ihm frische Kleidung bringen wollte, aber er war nicht ansprechbar."
Schweigend folgte Lina den Anweisungen des Navis. Die
Wohngegend wurde feiner, was sie unweigerlich an Birkners Lebensgefährtin
erinnerte.
"Katja Ansmann hat Geld von der Firma Markman Solutions bekommen", sagte sie.
Zum zweiten Mal an diesem Morgen sah Max sie einigermaßen
irritiert an, dann schien es klick bei ihm zu machen. Katja Ansmann, Linas
erklärte Lieblingsverdächtige.
"Ja und?"
"Das Dezernat für Wirtschaftskriminalität ermittelt seit
zwei Jahren gegen Markman Solutions . Die Unternehmensberatung der guten Frau hat vor
eineinhalb Jahren zwanzigtausend Euro von der Firma bekommen."
"Und was sagt uns das?"
"Dass sie vielleicht etwas mit dem Datenklau bei Wesseling &
Kröger zu tun hat und damit auch bei dem Mord an Birkner beteiligt sein
könnte." Max seufzte, doch ehe er etwas sagen konnte, sagte sie:
"Max, diese Frau hat genauso ein gutes Motiv, Birkner den Tod zu wünschen,
wie Franziska Leyhausen oder Frank Jensen. Drei Millionen Euro. Und möglicherweise
noch diese Geschichte mit dem Datenklau." Sie holte tief Luft. "Mag
sein, dass sie mir nicht sonderlich sympathisch ist, aus welchen Gründen auch
immer, aber wir können sie bei den Ermittlungen nicht einfach außen vor lassen.
Wir müssen noch einmal mit ihr reden."
"Und wie willst du das Hanno verkaufen?"
Lina beugte sich vor und sagte: "Wieso? Wir wollen die
Zeugin befragen, ob Philip jemals mit ihr über den Mordfall Julia Munz
gesprochen hat. Oder ob sie weiß, wie Vogler und Birkner zueinander standen.
Oder ob sie von Tanja Fischer, der Geliebten ihres Lebensgefährten,
wusste." Sie grinste. "Meine zwei, drei Fragen fallen da doch gar
nicht ins Gewicht. Außerdem liegt ihre Wohnung quasi auf dem Weg."
Max schaute aus dem Seitenfenster hinaus in den Regen und
sagte nichts. Schließlich drehte er sich wieder zu Lina um.
"Also gut. Aber erst fahren wir zu Daniel Vogler."
Philip Birkners ehemaliger Angestellte wohnte in Großflottbek,
einem gediegenen, gutbürgerlichen Viertel im westlichen Hamburg. Max stieß
einen leisen Pfiff aus, als sie vor dem Neubau mit der gepflegten,
parkähnlichen Gartenanlage standen. Der Mann, der ihnen öffnete, war Anfang
dreißig, blass und schlaksig. Die Wohnung lag im ersten Stock und sah
tatsächlich aus, als sei Daniel Vogler gerade erst eingezogen und noch nicht
ganz eingerichtet, ganz wie Franziska Leyhausen gesagt hatte. Im Flur stand ein
Umzugskarton, eine Flurgarderobe fehlte, stattdessen hingen zwei Jacken über
einem Stuhl in der Ecke. Ein kurzer Blick in eines der Zimmer verriet Lina,
womit er sich hauptsächlich beschäftigte: drei eingeschaltete Computermonitore,
zwei Rechner neben dem Tisch, ein Laptop, in den Regalen CDs und stapelweise
Zeitschriften.
Daniel Vogeler führte sie ins Wohnzimmer, setzte
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