Mordswald - Hamburgkrimi
Block vor sich und hörte mit
halbem Ohr, wie Max sich gerade bedankte und den Hörer auflegte. Vermutlich
eine weitere Niete.
"Sonst noch jemand?", hakte Lina nach, und als
Barbara Schönbek verneinte, bedankte sie sich ebenfalls und bat die Frau, sich
zu melden, falls sie etwas über Franziska Leyhausens Aufenthaltsort erfahren
sollte. Das "Ja, mach ich" klang nicht sonderlich überzeugend.
Lina legte auf. Was hatte Franziska Leyhausen gestern Abend
gemacht, nachdem Alex und sie gegangen waren? Da war es etwa sieben Uhr
gewesen, also hatte sie kurz danach ihre Freundin angerufen. Und dann?
Lina stand auf und ging zwei Zimmer weiter in das Büro, das
Alex und Sebastian sich teilten. Alex war noch nicht wieder da, aber Sebastian
hatte gerade den Telefonhörer in die Hand genommen und blickte auf, als sie
eintrat.
"Barbara Schönbek hat gerade angerufen. Sie hat gestern
Abend mit Franziska Leyhausen telefoniert. Gegen halb acht."
Sebastian sah sie an, als wüsste er nicht, was ihn das
anginge.
"Weißt du, ob Leyhausen danach noch jemanden angerufen
hat?"
Ihr Kollege zog die Brauen zusammen. "Woher soll ich das
wissen? Bin ich Jesus?"
"Um sich eine Anruferliste im Telefon anzuschauen, muss
man nicht mal religiös sein", entgegnete Lina. "Also, hat sie?"
"Ihr Telefon hatte keine Anruferliste. Die hat so'n
Uraltteil, noch mit 'ner Schnur."
"Habt ihr die Verbindungsdaten der Telefongesellschaft
schon angefordert?"
Sebastian stöhnte auf, als könne er ihre dummen Fragen nicht
mehr hören, wühlte in den Papieren vor sich auf dem Tisch und sagte
schließlich: "Ich glaube schon. Alex hat sich darum gekümmert." Er
gab die Suche auf, packte den Telefonhörer fester und sah Lina demonstrativ an.
"Sonst noch was?"
Achselzuckend trollte sie sich.
14
D onnerstagmorgen war Franziska
Leyhausen immer noch nicht wieder aufgetaucht. Sie hatte weder mit ihrer
Bankkarte irgendwo Geld abgehoben, noch hatte sie einen Flug ins Ausland
gebucht oder einen Mietwagen genommen. Keiner der Menschen, deren Adressen und
Telefonnummern man in ihrer Wohnung gefunden hatte, hatte sie gesehen oder
wusste, wo sie steckte, vorausgesetzt, alle sagten die Wahrheit und niemand
deckte sie bewusst. Die Verbindungsdaten der Telefongesellschaft waren
angefordert und müssten im Laufe des Vormittags kommen, dann könnten sie
feststellen, wen außer Barbara Schönbek Franziska Leyhausen am Dienstagabend
möglicherweise noch angerufen hatte.
Nach dieser kurzen Zusammenfassung blickte Hanno in die
Runde, die sich im Konferenzraum am großen Tisch versammelt hatte. Neben dem
üblichen Team waren auch noch Reiner Hartmann von der Kriminaltechnik sowie die
Staatsanwältin Brita Michaelis dabei, so dass es in seinem Büro zu eng geworden
wäre. An der Wand hinter Hanno hingen Bilder vom Tatort und vom Toten, daneben
die Fotos, die der Erkennungsdienst vorgestern von Franziska Leyhausen gemacht
hatte.
Die Kriminaltechnik konnte inzwischen bestätigen, dass sowohl
Franziska Leyhausen als auch Niels Hinrichsen mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit am Tatort gewesen waren. Bei beiden passte das Profil der sichergestellten
Schuhe zu den Spuren am Tatort, darüber hinaus waren an Frau Leyhausen Jacke
zwei Haare von Philip Birkner gefunden worden und in der Hose – obwohl
sie seit Donnerstag mindestens einmal in der Waschmaschine gewaschen worden war
- Spuren von Erbrochenem, die höchstwahrscheinlich von dem Toten stammten, da
müsse man allerdings noch ein paar Tests abwarten, um sich ganz sicher sein zu
können. Niels Hinrichsens Kleidung war eine wahre Fundgrube an Spuren, man war
noch dabei, sich da durchzuarbeiten. Gewöhnlicher Schmutz, abgestorbene
Hautzellen, Humus, Milch, Essensreste … Reiner Hartmanns Aufzählung klang nicht
besonders appetitlich. "Und ob ihr's glaubt oder nicht", sagte er,
"wir haben sogar Reste vom Aronstab gefunden, also der Pflanze, die am
Tatort umgepflanzt wurde." Die DNA-Spuren auf der sichergestellten
Tatwaffe, mit der Birkner zwei, wenn auch nicht die tödlichen Schläge erhalten
hatte, wurden gerade mit den Proben von Hinrichsen und Leyhausen abgeglichen.
"Habt ihr irgendetwas Neues über die anderen Fußspuren
herausgefunden?", fragte Max. "Kannst du inzwischen sagen, von wann
die stammen?"
Hartmann schüttelte den Kopf. "Nein, aber es ist nach
wie vor nicht auszuschließen, dass außer dem Toten noch drei Personen am Tatort
waren."
"Von denen wir zwei haben", fügte Sebastian hinzu.
"So würde
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