Mordswald - Hamburgkrimi
ich es nicht gerade nennen", sagte Hanno
leicht säuerlich. "Die eine ist untergetaucht, der andere in der Klapse
und nicht ansprechbar."
"Wir wissen nicht, ob Franziska Leyhausen wirklich
untergetaucht ist", entgegnete Max. "Sie könnte sich auch etwas
angetan haben."
"Die Krankenhäuser haben nichts gemeldet, und eine
weibliche Leiche wurde auch nicht gefunden."
"Vielleicht hat man sie nur noch nicht entdeckt",
wandte Lina ein. "Oder sie hat Hamburg verlassen und sich einen ruhigen
Platz irgendwo auf dem Land gesucht."
Keiner am Tisch mochte dazu etwas sagen.
"Wie geht's eigentlich Niels Hinrichsen
inzwischen?", fragte Hanno schließlich.
Max holte tief Luft. "Er ist immer noch auf der
Geschlossenen und wird stark sediert, weil er, sobald er wach ist, herumschreit
und nach Hause will. Es soll ein rechtlicher Betreuer für ihn bestellt werden.
Die Ärzte wundern sich, dass das nicht schon längst passiert ist."
"Unser Verdächtiger Nummer zwei ist also ein geistig
Behinderter, aus dem man kein vernünftiges Wort herausbekommt." Hanno
seufzte.
"Verdächtiger oder möglicher Tatzeuge", wandte die
Staatsanwältin ein. "Falls Frau Leyhausens Aussage der Wahrheit entspricht
und Birkner noch gelebt hat, als sie ihn zurückgelassen hat, und Hinrichsen ihn
nicht selbst getötet hat. Denken Sie an die Spuren dieser dritten Person."
"Vorausgesetzt, die Spuren stammen vom Täter",
sagte Hanno. "Könnte doch sein, dass jemand den Toten entdeckt hat, sich
ihn genauer angeschaut hat und wieder abgehauen ist, ohne sich bei uns zu
melden."
Brita Michaelis warf einen Blick in ihre Unterlagen.
"Die Mordwaffe ist doch auch noch nicht aufgetaucht, oder?" Als Hanno
den Kopf schüttelte, machte sie sich eine kurze Notiz und fuhr fort: "So
weit zu dem, was der Tatort hergibt. Wie sieht's mit dem Umfeld des Opfers
aus?"
Alex und Hanno sahen sich an, Max sah Lina an.
"Abgesehen von dem Abend in der Waldschänke, den
Franziska Leyhausen mit Philip Birkner verbracht hat, zählt sie eigentlich eher
im weitesten Sinne zum Umfeld", erklärte Alex. "Ihr Exfreund ist ein
ehemaliger Angestellter des Toten, und sie selbst ist Birkner mindestens einmal
zuvor begegnet, auf einem Firmenjubiläum."
"Und sonst?"
"Dann wäre da noch ein weiterer ehemaliger Angestellter
Birkners, Frank Jensen", sagte Hanno. "Der hat zwar ein Alibi,
allerdings nur ein ziemlich mageres, und ein nur halbwegs plausibles
Motiv."
"Und natürlich die Lebensgefährtin, Katja Ansmann",
sagte Lina. "Sie hat ein starkes Motiv und ein schwaches Alibi."
"Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass sie
Birkner persönlich erschlagen hat", fügte Max hinzu. "Aber
möglicherweise hat sie den Mord in Auftrag gegeben."
Brita Michaelis runzelte zweifelnd die Stirn. Frauen, egal ob
verheiratet oder nicht, die ihre Männer umbringen ließen, waren äußerst rar
gesät, auch wenn es sich natürlich nicht ganz ausschließen ließ, dass sie es
hier mit einem dieser seltenen Fälle zu tun hatten. "Und was ist mit
anderen Freunden oder Bekannten des Toten? Irgendwelche alten Rechnungen oder
Streitereien?" Sie blätterte in den Unterlagen vor sich. "Immerhin
war Birkner am Rande schon einmal in einen Mordfall verwickelt." Sie
blickte auf. "In einen unaufgeklärten Mordfall. Habt ihr schon mit den
Zeugen von damals gesprochen?"
"Ja und nein", sagte Lina langsam. "Ich habe
mit dem Bruder des Toten und dessen Frau gesprochen, Lukas und Sonja Birkner.
Sie waren auf derselben Schule, nur einen Jahrgang unter Philip Birkner. Aber
dazu habe ich sie gar nicht befragt, ich wollte eigentlich wissen, ob Lukas
Birkner wusste, dass sein Bruder eine Geliebte hatte – oder
mehrere."
"Und? Wusste er davon?"
Lina wog den Kopf. "Er sagte, er könne es sich nicht
vorstellen, Philip sei nicht der Typ gewesen." Sie machte eine kurze
Pause. "Aber ich habe den Eindruck, er idealisiert seinen Bruder über alle
Maßen."
"Und zum Mordfall Julia Munz hast du die Birkners nicht
befragt?" Brita Michaelis' Tonfall klang leicht tadelnd.
"Nur kurz." Lina zuckte die Achseln. "Schließlich
ermitteln wir im Mordfall Birkner, nicht Munz."
"Außerdem war am Montag noch nicht klar, dass Daniel
Vogler ein Mitschüler von Philip Birkner und damit auch von seinem Bruder und
seiner späteren Schwägerin war", kam Max ihr zur Hilfe.
Brita Michaelis nagte an der Unterlippe. "Und er hat in
Birkners Firma gearbeitet und ist mit Franziska Leyhausen befreundet. Ziemlich
viele Zufälle. Habt ihr sein Alibi
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