Mordswald - Hamburgkrimi
überprüft?"
Max und Lina sahen sich an. "Nein", sagte Max.
"Aber er hat sich von zu Hause aus ins Rechenzentrum der Uni eingeloggt.
So was wird doch meines Wissens protokolliert."
Die Staatsanwältin machte sich eine Notiz und sagte:
"Überprüft das mal." Nach einem weiteren Blick auf die Stichpunkte,
die sie sich vor dem Treffen gemacht hatte, fragte sie: "Was ist
eigentlich aus dieser Sache mit den Jugendlichen geworden?" Sie blickte
auf und sah Sebastian direkt an. "Du hast dich doch darum gekümmert,
oder?"
Sebastian schüttelte den Kopf. "Fehlanzeige. Die sind
relativ bald, nachdem sie den U-Bahnhof verlassen haben, im Tibarg in einem
Imbiss aufgetaucht. Ich hab mit dem Imbissbetreiber gesprochen, der hat die
fünf Jungs ziemlich gut beschrieben, vermutlich, weil sie öfter bei ihm
aufkreuzen."
"Fünf? Waren die nicht zu sechst?", fragte Hanno.
Sebastian sah Lina an. "Um den sechsten hast du dich
doch gekümmert."
Lina nickte. "Den hat seine Mutter auf dem Weg von der
Arbeit aufgesammelt, als die Gang gerade unterwegs zum Imbiss war, und hat ihn
mit nach Hause genommen."
"Gut, das ist also offensichtlich abgehakt." Brita
Michaelis seufzte. "Bleiben noch genügend andere offene Fragen. Solange
Frau Leyhausen nicht wieder aufgetaucht, Niels Hinrichsen vernehmungsunfähig
bleibt und die Kriminaltechnik keine weiteren Ansätze liefert, schlage ich vor,
dass ihr euch auf Birkners Umfeld und die Vergangenheit konzentriert. Freunde
von heute und damals, Angestellte aus der Zeit bei dieser Softwarefirma
…", sie sah auf ihre Notizen, "… Inoware ."
"Ist das wirklich nötig?", fragte Hanno missmutig.
"Ich meine, es sieht doch ganz danach aus, dass Leyhausen die Täterin ist.
Ihr Verschwinden kann man doch nur als Schuldeingeständnis deuten, egal, ob sie
untergetaucht ist oder sich etwas angetan hat. Sollten wir uns nicht lieber
darauf konzentrieren?"
"Erstens", entgegnete Brita Michaelis und
betrachtete Hanno über den Rand ihrer Lesebrille hinweg, "steht für mich
keineswegs fest, dass Frau Leyhausen Birkner erschlagen hat. Es kann genauso
gut dieser Niels Hinrichsen gewesen sein oder eine dritte, bislang noch
unbekannte Person. Es ist noch zu früh, um sich festzulegen. Nein, wir werden
weiterhin in alle Richtungen ermitteln, damit wir …"
Es klopfte an der Tür. Andreas Wilhelms, ein Kollege vom
Mordermittlungsteam 5, steckte den Kopf zur Tür rein. "Kann ich kurz mal
stören?"
Brita Michaelis verzog das Gesicht. Sie mochte es gar nicht,
wenn man ihr mitten in eine Besprechung platzte.
"Es könnte sein, dass wir eure Vermisste gefunden
haben", fügte Andreas hinzu und betrat den Raum, in der Hand ein paar
Fotoausdrucke. Die Bilder zeigten das bleiche Gesicht einer Frau mit weit
aufgerissenen Augen und strähnigen Haaren. Auf der Wange hatte sie dunkle
Schmutzflecken. Andreas reichte der Staatsanwältin die Ausdrucke. "Heute
Morgen wurde im Jenischpark die Leiche einer Frau gefunden. Einem Kollegen von
der Streife fiel auf, dass die Beschreibung eurer vermissten Franziska
Leyhausen auf sie passen könnte. Papiere haben wir bislang nicht gefunden, aber
die Kollegen von der Spusi haben schon mal ein paar Abzüge geschickt."
Lina besah sich die Bilder genauer. Eine Ähnlichkeit war
zweifellos vorhanden, aber die Gesichter von Menschen, die gewaltsam zu Tode
gekommen waren, waren oft nur schwer wiederzuerkennen, selbst für die nächsten
Angehörigen. Sie betrachtete das kleine Bild genauer. Diese Augen, die
Haarfarbe, die Nase, deren Spitze leicht nach oben zeigte. Lina sah Alex an.
"Was meinst du?"
Alex legte die Bilder vor sich auf den Tisch. Im Raum war es
still. Schließlich nickte er. "Ich denke, das ist sie."
"Glaube ich auch."
Hanno ließ sich schwer auf seinen Stuhl sinken. Man sah ihm
an, dass ihm die Entwicklung gar nicht in den Kram passte. Eine Tatverdächtige
war tot, aber der zweite hatte definitiv nichts damit zu tun - Niels Hinrichsen
lag immer noch zugedröhnt auf der Geschlossenen. Blieb also nur der oder die
unbekannte Dritte.
"Wisst ihr schon, seit wann sie tot ist?", fragte
er Andreas. Dieser zog sich einen freien Stuhl heran und setzte sich ebenfalls.
"Sotny wollte sich nicht festlegen", erklärte
Andreas, "aber vermutlich ist der Tod vor mehr als vierundzwanzig Stunden
eingetreten." Man hatte die Leiche heute Morgen um sechs Uhr gefunden,
also war sie gestern Morgen, als sie zur Vernehmung erscheinen sollte, schon
nicht mehr am Leben gewesen.
"Wie sieht's mit irgendwelchen
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