Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
geschwänzt habe. Schön. Stimmt’s?« Er zeigte auf die weitläufige Wiese vor dem Monopteros, dem kleinen Rundtempel im griechischen Stil nicht weit von der Universität, auf der unzählige Sonnenhungrige den ausklingenden, immer noch heißen Herbsttag genossen.
»Wirklich schön«, meinte Bellina. »Wollen wir uns auf eine Bank setzen?«
»Unbedingt. Da vorn ist eine frei. Komm.«
Sie waren vorhin im Bierzelt eine Zeitlang bei den anderen geblieben und hatten fröhlich mitgefeiert. Doch auf einmal wollte Bellina lieber mit Max allein sein. Na gut, warum nicht, hatte der sich gedacht, war mit ihr aufgestanden und hatte seine weiteren Nachforschungen in der Mordsache Schorsch Huber endgültig auf den späteren Abend verschoben. Eventuell könnte er dann sogar mit Franz’ Hilfe rechnen, vorausgesetzt, der bekam seinen verkaterten Hintern hoch. Draußen vor dem Zelt hatte er dann vorgeschlagen, ihr die Stadt zu zeigen, was sie liebend gern angenommen hatte.
»Hier haben wir mal einen Verdächtigen gejagt. Einen afrikanischen Drogenhändler.« Er deutete auf den leicht geschwungenen Kiesweg vor ihrer Bank, der im weiteren Verlauf zum ›Chinesischen Turm‹ führte, einem der schönsten Biergärten Münchens hier im Grünen inmitten der Stadt. »Stell dir vor«, fuhr er fort. »Der Depp war so blöd, dass er sein Zeug nicht einmal in den Eisbach geworfen hat, obwohl wir hinter ihm her waren. Nachdem wir ihn dann kurz vor dem ›Chinesischen Turm‹ festgenommen hatten, wanderte er natürlich direkt in den Bau. Ach ja, das waren noch Zeiten.« Leise Wehmut im Blick lächelte er sie an. Natürlich genoss er seine Pensionierung einerseits, aber andererseits hatte er auch immer wieder Sehnsucht nach den alten Zeiten mit den Kollegen.
»Und was machst du heute? Du hast doch gestern vor dem Bierzelt gesagt, dass du nicht mehr bei der Polizei bist.«
»Das stimmt auch. 20 Jahre Überstunden haben mir gereicht. Da bin ich dann doch lieber Privatdetektiv. Franzi ist aber immer noch bei dem Haufen.« Max blickte einen Moment lang nachdenklich auf seine Fußspitzen. Er hatte nicht die geringste Lust, ihr zu erzählen, warum er wirklich gekündigt worden war und wie es um seine Gefühle diesbezüglich stand. Das war ganz allein seine Sache. Außerdem könnte es sogar lebensgefährlich für ihn werden, wenn er die wahre Geschichte gegenüber Dritten ausplaudern würde.
»Privatdetektiv? So wie die im Fernsehen?«, fragte sie erstaunt.
»Sagen wir mal, fast so wie die im Fernsehen.« Ihr auffälliges Interesse an der Sache ließ ihn schmunzeln. Stand sie etwa prinzipiell auf Männer, die mit der Gefahr auf Du und Du waren?
»Das ist ja total aufregend. Und bestimmt noch viel spannender als ein Polizist zu sein. Oder?« Sie sah ihn mit großen Augen an.
»Manchmal ja, manchmal nein. Aber wenn es zum Beispiel um einen Mord geht, wie bei unserem Schorsch Huber gerade, kann es wirklich ganz schön spannend werden«, meinte er und grinste noch ein bisschen mehr. Es schmeichelte ihm, dass ihn die strahlende Schönheit aus dem sonnigen Süden so vorbehaltlos bewunderte. Logisch. Welchem Mann würde das nicht so gehen? Da müsste man lange suchen oder nach Grünwald zu Gerd Huber und seinem Diener fahren, dachte er amüsiert.
»Wahnsinn. Ich kenne einen echten Privatdetektiv.« Bellina strahlte voller Begeisterung.
Max verspürte auf einmal wie in der Geisterbahn den unwiderstehlichen Drang, sie zu küssen. Ihr schien es genauso zu gehen, denn sie kam ihm prompt zuvor.
»Und Herr Detektiv, was zeigen Sie mir als Nächstes von Ihrer schönen Stadt?«, wollte sie wissen, nachdem sie beide wieder zu Atem gekommen waren.
»Wie wäre es mit Schwabing, unserem früheren Studenten- und Krawallviertel?« Er betrachtete ihr Gesicht, als sähe er es gerade zum ersten Mal. Herrschaftszeiten. Sie ist wirklich umwerfend, dachte er. Und küssen kann sie, dass man Schwammerl in den Knien bekommt. Vorsicht, Raintaler, die könnte gefährlich werden.
»Klingt nicht gerade sehr einladend.«
»Keine Angst. Studentenkrawalle gab es dort nur damals in den Sechzigerjahren. Das ist längst vorbei. Heute ist Schwabing eine einzige Touristenmeile. Cafés, Kneipen, Restaurants und vor Weihnachten ein riesiger Weihnachtsmarkt. Aber abseits vom Trubel gibt es immer noch ein paar gemütliche Ecken.«
»Also gut. Ich bin dabei. Ich habe Hunger.« Sie stand auf.
»Gut. Ich auch. Es ist ja auch gleich sechs. Gehen wir essen.« Max erhob sich
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