Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
oder?«, scherzte er. »Die ausgelassene Stimmung, die im Bierzelt herrscht, hast du hier natürlich nicht. Jedenfalls die meiste Zeit über.«
»Sieht ganz so aus.«
Sie setzten sich auf zwei freie Stühle an einen großen Tisch zu einer Gruppe von jungen Australiern, die anscheinend genau wie sie hier eine Bierzeltpause einlegten. Eigentlich eher ungewöhnlich für Australier, dass sie nicht Tag und Nacht auf der Wiesn waren. Normalerweise muss man diese Jungs aus Down Under doch aus dem Bierzelt tragen, dachte Max. War das hier vielleicht eine Abordnung von Antialkoholikern? Nein. Den Maßkrügen vor ihren Nasen nach eindeutig nicht. Konnte aber auch alkoholfreies Bier sein. Egal. Sie würden schon wissen, was sie hier in der Stadt wollten, während ihre Kollegen im Hofbräuhauszelt die größte Party des Jahres feierten.
»Franzi und ich mussten hier mal eine Schlägerei schlichten, als wir noch Streifendienst geschoben haben«, erinnerte er sich.
»Oje. Das stelle ich mir ganz schön gefährlich vor. Haben sie euch verletzt?« Bellina legte gleichermaßen fasziniert und mitfühlend ihre Hand auf seinen Arm.
»Es ging ganz schön heiß her. Wir mussten Verstärkung rufen. Das waren gut und gern zwölf Mann, die sich da geprügelt hatten. Kräftige Burschen aus dem Oberland. Einer hat Franzi ein wunderschönes Veilchen verpasst«, erklärte er. Schon komisch. Solange er denken konnte, hatte immer nur Franzi eins auf die Mütze bekommen, er nie. Beschrei es nicht, Raintaler. Was nicht ist, kann durchaus noch werden, wenn du nicht aufpasst.
»Und ist dir auch etwas passiert?«, fragte sie.
»Nein, Gott sei Dank nicht. Ich war zu schnell und meine Gegner zu betrunken.« Er lachte.
»Gott sei Dank. Was ist das Oberland?«
»Wie bitte?«
»Du hast gerade gesagt, die Leute wären aus dem Oberland gekommen. Wo ist das? Ich kenne es nicht.«
»Ach so, das Oberland. Das ist überall südlich von uns. Da, wo es in die Berge hineingeht. Aber immer noch in Bayern.«
»Ach so. Ich war noch nie in den Bergen.«
»Was? Aber du bist doch bestimmt über den Brenner gekommen. Und ihr habt doch auch die Dolomiten bei euch in Südtirol.« Max zog erstaunt und ungläubig die Brauen hoch.
»Die Dolomiten habe ich bisher nur vom Zug oder Flugzeug oder Auto aus gesehen, und in den Bayerischen Alpen war ich überhaupt noch nie.« Sie sah ihm fest in die Augen.
»Kaum zu glauben«, meinte er. »Dann müssen wir aber unbedingt einen Ausflug dorthin machen. Wie lange bleibst du denn hier mit deiner Schwester?«
»Noch die ganze Woche.«
»Wunderbar. Dann fahren wir in die Berge. Die muss man gesehen haben. Und Josef nehmen wir mit, wenn er sich so gut mit Mariella versteht.«
»Au ja. Gern.«
»Ich weiß noch nicht genau, wann ich hier weg kann. Du weißt schon, wegen des Mordes an diesem Schorsch Huber gestern. Aber wir fahren noch diese Woche. Abgemacht?«
»Das wäre total super.« Sie lächelte, zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn. Erst als die Australier um sie herum laut applaudierten und da capo riefen, hörte sie wieder auf.
»Hast du auch schon einmal etwas richtig Gefährliches als Polizist erlebt?«, fragte sie ihn, als sich der tosende Beifall wieder gelegt hatte.
»Einiges. Soll ich dir das etwa alles erzählen? Dann sitzen wir aber morgen früh noch hier.«
»Dann erzähl mir nur das Allergefährlichste.« Sie setzte sich aufrecht hin, bereit, gleich die wildeste und aufregendste Räuberpistole aller Zeiten zu hören.
Sie scheint einen regelrechten Narren an der ganzen Polizei- und Privatdetektivsache gefressen zu haben, dachte er. Fast so wie ein Kind. Oder wie seine liebe Nachbarin, die gute alte Frau Bauer.
»Das Allergefährlichste, sagst du?«
»Ja.«
»Na gut. Das Allergefährlichste war, als Franzi und ich einmal einen bewaffneten Bankräuber zur Strecke gebracht haben.«
»Erzähl schon.« Sie blickte ihn erwartungsvoll an.
»Aber erst mal Bier.«
»Okay.«
Er rief den Ober herbei und bestellte zwei Weißbier.
»Und jetzt erzähl endlich«, forderte sie erneut, nachdem sich der freundliche Mann mit dem slawischen Akzent auf den Weg gemacht hatte, um ihre Getränke zu holen.
»Na, gut. Pass auf, Bellina. Das war so. Franzi und ich wurden wie etliche andere Kollegen zu einer Bank in Untergiesing gerufen, am Candidplatz, aber der sagt dir wahrscheinlich nichts.«
»Stimmt.«
»Egal, unwichtig. Jedenfalls hieß es am Funk, es ginge um einen Überfall. Jemand hätte die
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