Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
war dann?« Sie hing nach wie vor hingebungsvoll an seinen Lippen.
»Franzis Stichwunde wurde gleich darauf im Krankenhaus behandelt. Komisch. Immer bekommt nur er etwas ab, wenn wir unsere Fälle lösen. Ich nie.«
»Der Ärmste. Wahnsinn. Das Ganze hätte aber auch anders für euch ausgehen können.«
»Weiß ich. Stell dir nur vor, ich hätte den Typen nicht mit meinem Stein getroffen. Dann wäre Franzi vielleicht tot gewesen und ich vielleicht auch.« Max sah sie mit einem der Tragik dieses Gedankenspiels angemessenen ernsten Blick an.
»Das war ja so unglaublich mutig von dir«, hauchte sie und küsste ihn noch einmal ganz lang und fest.
Das darauf ertönende Beifallsgejohle der Australier hörten sie beide nicht.
»Was meinst du? Sollen wir wieder zu den anderen auf die Wiesn zurückgehen?«, fragte sie, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war.
»Warum nicht. Aber erst trinken wir unser Bier aus. Ein volles Glas stehen lassen, ist in Bayern eine Todsünde. Okay?«
»Na klar. Mit Sünden kennen wir uns auch in Italien aus. Die sollte man auf keinen Fall begehen. Schon gar keine Todsünden.«
»Eben.« Max grinste breit. Herrschaftszeiten ist die hübsch, dachte er, und blitzgescheit obendrein. Und gar nicht so streng wie Monika.
Das Strenge hatte zwar auch etwas, gerade, wenn man sich als Mann ab und zu in die Kindheit zurückversetzt fühlen wollte. Aber das Fröhliche und Spontane von Bellina fühlte sich gerade irgendwie runder an, passte besser in die Gegenwart. Fragte sich nur, ob es auch etwas für die Zukunft war. Herrschaftszeiten, und einen Ausflug in die Berge hatte er sich auch noch aufgehalst. Wahrscheinlich musste er ihnen die Königsschlösser und den ganzen anderen Kram zeigen. Egal, wer sich aus dem Fenster lehnte, musste auch runterspucken.
10
»I wui wieda hoam …« Es war kurz vor neun. Die Stimmung im Zelt kochte. Alles stand auf den Bänken, grölte den ewigen Klassiker von STS und tanzte und stampfte mit den Füßen dazu. An sich hatte man die Zugänge zum Zelt längst wegen Überfüllung gesperrt. Max und Bellina kamen aber trotzdem rein, weil sie heute Nachmittag beim Rausgehen die kleinen Zettelchen für ›Raucherpause‹ mitgenommen hatten, die sie nun vorzeigten. Sie kehrten zu dem Tisch zurück, von dem sie vorhin aufgestanden waren und siehe da, alle waren noch da.
Max’ immer lustiger schnauzbärtiger Vereinskollege vom FC Kneipenluft Josef knutschte auf der Bank stehend mit der schönen Mariella. Die jungen Australierinnen knutschten ebenfalls auf ihrer Bank stehend mit ein paar bayrischen Burschen vom Nachbartisch. Der kleine Italiener mit dem dünnen Kinnbart und die zwei australischen Jungs hatten es nicht ganz so gut. Sie mussten sich zu dritt ein üppiges Mädchen im Dirndl teilen, das vorhin noch nicht dabei gewesen war. Sie knutschte abwechselnd mit ihnen. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war sie mindestens genauso betrunken wie ihre drei jugendlichen Verehrer. Und Franz saß auf einmal auch zwischen all den Tanzenden. In der Krachledernen, ohne zu knutschen. Stattdessen trank er gerade einen kräftigen Schluck aus seinem Maßkrug.
Wusste ich es doch, dass mein bester Spezl noch kommt, um mit mir zu ermitteln, dachte Max. Wahrscheinlich hat er den ganzen Sonntagnachmittag verschlafen und ist dann mit einem Riesendurst aufgewacht. Und deshalb sitzt er jetzt hier.
»Ja, Franzi! Servus!«, rief er durch den Lärm, als er sich mit seiner hübschen Begleiterin auf die freien Plätze neben seinen Freund und Exkollegen setzte.
Max und Bellina waren nicht mehr lange im Hofbräuhaus geblieben. Es hatte sich herausgestellt, dass die Australier, an deren Tisch sie sich gesetzt hatten, doch schon reichlich betrunken gewesen waren und immer lauter wurden. Von wegen Antialkoholiker! Da können wir auch wieder auf die Wiesn gehen, hatte Bellina gemeint, die außerdem zu ihrer Schwester zurück gewollt hatte. Und so hatten sie ihr Bier dann doch stehen gelassen, aber wenigstens halbleer. Darauf hatte Max bestanden. Ein paar herzhaft gebetete Rosenkränze in der Kirche würden als Buße dafür genügen.
»Servus, Max!«, rief Franz zurück. »Schön, dass du doch noch kommst. Ich habe dir mindestens fünfmal auf deine Mailbox gesprochen. Hast du dein Handy ausgeschaltet oder ist der Akku schon wieder mal leer?« Er machte ein neugieriges Gesicht.
»Keins von beidem. Ich habe es daheim liegen lassen. Tut mir leid. Schön, dass du da bist. Wie kommst du überhaupt
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