Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
vielleicht eine der drei Damen da hinten gern mal mit einem vom Fernsehen reden möchte.« Der junge Mann zeigte auf die drei Australierinnen, die am anderen Ende des Tisches saßen.
»Aber nur, wenn du kein Kabelträger bist«, meinte Max und grinste.
Franz und Josef grinsten ebenfalls. Bellina konnte nicht anders. Sie musste laut lachen. Wie gemein von Max, ihn so zu veräppeln, dachte sie. Aber der Bursche war auch wirklich zu blöd. Wie konnte man nur an einen Tisch kommen und sich als jemand vom Fernsehen vorstellen. Als würde das irgendwen interessieren. Offenbar hatte er gewaltige Probleme mit seinem Selbstwertgefühl.
»Auf keinen Fall«, meinte der ungebetene Gast, während er sich über seinen blonden Stiftenkopf fuhr. »Ich bin Chefredakteur. Ich habe 20 Leute unter mir. Also gut. Ich setze mich zu ihnen, falls ihr nichts dagegen habt. Habt ihr doch nicht? Oder?« Er sah Max, Franz, Josef und die beiden Halbitalienerinnen fragend an.
»Im Gegenteil. Wir freuen uns für die drei«, rief Max. »Endlich lernen sie jemanden kennen, der die Welt gesehen hat und eine wichtige Stellung in der Gesellschaft einnimmt.«
»Seht ihr. Genau das meine ich. Es wird ihnen bestimmt gefallen. Darf ich den ganzen Tisch auf ein Bier einladen? Zum Einstand sozusagen.« Er sah fragend von einem zum anderen.
»Gern. Nur zu.« Max konnte, genau wie die anderen, das Lachen über den Wichtigtuer kaum noch unterdrücken. Was will der eigentlich von uns? Bestimmt nichts. Wohl bloß die Australierinnen anmachen. Logisch. Was sonst? »Aber ein Bier wird da nicht reichen. Wenn schon, dann für jeden eins.«
»Klar, Alter. Kein Problem für mich. Wenn ich etwas habe, dann ist es Geld. Außer meinem unwiderstehlichen Charme natürlich.« Schon wieder so ein armer Irrer mit zuviel Kohle, dachte Max. Was mach ich eigentlich falsch? »Da ist übrigens die Kellnerin.« Er zeigte auf die blonde Frau, die sich ihrem Tisch näherte. Ich würde ja nur zu gern wissen, wie viel Kilo Koks sich der Spruchbeutel schon in seinen Blödschädel gezogen hat, dachte er. Egal, sein Bier. So ist sie halt die Wiesn. Voll von Verrückten.
»Ich bin übrigens der James«, stellte sich der überdrehte Yuppie bei allen am Tisch vor, nachdem er seine Bestellung aufgegeben hatte. »James Müller. Ist ein Künstlername. Eigentlich heiße ich ja Xaver-Johannes. War mir aber zu lang. Und zu wenig prägnante CI in eigener Sache, wenn ihr versteht, was ich meine.«
»Klar verstehen wir das, James.« Es half alles nichts. Max konnte endgültig nicht mehr anders als laut loszulachen.
»Ja, dann geh ich mal zu den Ladys. Die gucken schon dauernd total neugierig zu mir rüber. Kann man ja auch verstehen, bei meinem gigantisch guten Aussehen. Ihr wisst schon, was ich meine.« Der zukünftige Medientycoon fasste sich kurz grinsend in den Schritt, blinzelte dann verschwörerisch mit dem linken Auge und zog dabei den linken Mundwinkel hoch, als hätte er einen Muskelkrampf. Dann stand er selbstsicher lächelnd auf, zupfte seine Anzugjacke zurecht und stolzierte zum anderen Ende des Tisches.
»Hello, you hot girls, I come from the tv«, verkündete er dort lauthals, während er sich setzte.
»Das war jetzt nicht wahr, oder?« Josef hatte sich an Mariellas Kopf vorbei zu Max, Franz und Bellina hinüber gebeugt und sah sie ungläubig an.
»Doch leider«, wusste Franz. »Ein typischer Wiesnsputnik. Die tauchen blitzartig auf und verschwinden genauso schnell wieder. Keiner weiß, woher sie kommen und wohin sie gehen. Normalerweise schnorren sie dich auch noch um ein Bier an. Wenigstens hat Max ein schönes Schmerzensgeld herausgeschlagen.«
»Zu wenig. Nur eine Maß für jeden«, meinte Max.
»Aber besser als nichts.« Bellina prustete lauthals drauf los. Die anderen stimmten sogleich in ihr Gelächter ein und stießen fröhlich miteinander an.
Pünktlich um halb zwölf schloss das Bierzelt seine Pforten. Bellina schlug vor, zusammen auf ihren Campingplatz zu gehen, da werde noch die ganze Nacht weitergefeiert. Die Idee wurde von Max, Mariella und Josef spontan begeistert aufgenommen. Sie nahmen sich ein Taxi und fuhren los. Franz ging direkt nach Hause, weil er morgen früh wieder Dienst hatte, was nach dem ganzen Wiesnbier an diesem Wochenende schon schwer genug werden würde. Gerade, wenn man die magischen 50 einmal überschritten hatte, und das hatte er vor zwei Jahren, leider. Max versprach ihm vorher noch, ihn gleich morgen früh wegen ihres Besuchs bei
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