Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
ihn getreten, um ihm ein Glas Marmelade aus dem Kühlschrank zu holen, und beugte sich bei der Gelegenheit zu ihm hinunter, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben.
»Bitte, gern«, meinte er und grinste. Sie liebt mich immer noch. So viel ist klar. Habe ich Bellina wenigstens nicht umsonst abblitzen lassen. Er lud mit einem Esslöffel zentnerweise Erdbeermarmelade auf einen Toast und richtete dabei wie so oft eine regelrechte Überschwemmung auf dem Tisch an.
»Ich glaube, du darfst echt bald mal zum Arzt und deine Zuckerwerte überprüfen lassen.« Sie blickte kritisch ihren Kopf schüttelnd auf sein Treiben. Dann stellte sie sich hinter ihn, legte ihre Hände auf seinen Nacken und begann ihn sanft zu massieren.
»Was brauchst du also jetzt?«, fuhr sie fort.
»Wie meinst du das?« Er schaute eindeutig zweideutig zu ihr hinauf.
»Bei deinem Fall.« Sie gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. Der erhöhte bekanntlich das Denkvermögen. »Was fehlt dir?«
»Ach so. Ja klar. Am besten entweder ein Geständnis oder überzeugende Beweise, wie zum Beispiel Fingerabdrücke oder einen Zeugen. Mit meiner einzigartigen Kombinationsgabe allein werde ich hier nicht weiterkommen.«
»Hast du schon mit Franz gesprochen?«
»Gut, dass du mich daran erinnerst. Den hab ich ganz vergessen. Ich rufe ihn gleich mal an.« Er zog eilig sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer seines alten Freundes und Exkollegen.
»Servus, Max«, begrüßte ihn der mit einem fast fröhlichen Unterton in der Stimme. »Stell dir vor, wir haben Spuren.«
»Was? Ehrlich? Erzähl.«
»Ich habe dir doch von den Maßkrugsplittern erzählt, die wir hinter dem Bierzelt gefunden haben?«
»Ja? Ich weiß nicht. Kann sein. Was ist damit?«
»Unsere Spezialisten …« Franz machte eine kleine Kunstpause, um die Spannung zu erhöhen, dann ließ er die Bombe platzen. »… haben darauf jetzt ein paar Fingerabdrücke rekonstruieren können. Mit irgend so einem modernen Laserverfahren oder so. Frag mich nicht, wie das funktioniert, ich weiß nur, dass es funktioniert.«
»Ja und?« Ei, ei, ei. Franzi und die Technik. Dieses Thema muss man wirklich nicht mehr vertiefen.
»Was und?«
»Von wem sind die Fingerabdrücke?«
»Wir wissen es nicht.«
»Aha. Na, das ist ja ganz toll.« Wird Franzi langsam senil? Was will er denn mit Fingerabdrücken, die zu niemandem gehören? Zumindest zu niemandem, den wir kennen.
»Aber wir wissen etwas anderes«, meinte Franz am anderen Ende der Leitung.
»Aha. Und das wäre?«
»Rate mal.«
Der führt sich ja heute auf wie im Kindergarten, dachte Max. Was hat er nur gefrühstückt? Einen Clown? Einen Lachsack? Beides? »Herrschaftszeiten. Jetzt mach’s doch nicht so spannend, Franzi«, beschwerte er sich ungeduldig.
»Also gut, Max. Es sind dieselben Abdrücke, die wir auch in der Schrebergartenhütte gefunden haben, in der du so kurz angebunden warst.« Franz musste schallend über sein gelungenes Wortspiel lachen.
Er hat also doch einen Clown gefrühstückt. Und einen Lachsack wahrscheinlich gleich hinterher. »Und was sagt uns das?«, fragte Max, nicht ohne eine beträchtliche Portion Genervtheit in der Stimme.
»Na ja. Erst einmal, dass es wirklich keiner unserer Verdächtigen gewesen sein kann. Deren Fingerabdrücke haben wir schließlich mit denen aus der Hütte verglichen.«
»Und?« Max fragte sich ernsthaft, worauf sein alter Freund und Exkollege hinauswollte. Das war doch alles kein Grund für eine solch übertrieben gute Laune, wie er sie gerade an den jungen Tag legte.
»Jetzt gibt es definitiv nur noch zwei Möglichkeiten«, meinte Franz mit leisem Triumph in der Stimme.
»Die da wären?« Herrschaftszeiten, Franzi. Langsam nervt’s.
»Entweder hat einer unserer Verdächtigen den Mord in Auftrag gegeben oder es war der große Unbekannte.«
»Sensationell! Das wissen wir doch schon alles. Gut, du hast einerseits zwar recht, wir wissen es jetzt zuverlässig. Aber das hilft uns leider auch nicht groß weiter.« Max biss von seinem marmeladeüberschwemmten Toast ab.
»Das würde ich so nicht sagen, alter Freund«, meinte Franz. »Wir haben immerhin die Abdrücke. Sobald wir den dazugehörigen Burschen auftreiben, können wir ihn damit ein für alle Mal überführen.«
»Aber dazu müssen wir ihn erst mal haben. Darum geht es doch die ganze Zeit. Oder habe ich da irgendwas Grundlegendes in unserem Job nicht mitbekommen?« Max blieb kritisch. Der schnallt doch gar nichts, der Franzi.
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