Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
stehen hatte und das Messer, um es zu köpfen, bereits in der Hand hielt.
»Ach, wirklich? Und wie willst du das machen?« Max konzentrierte sich auf seine innere Mitte, wie er es im Karate immer wieder gelernt hatte. Er ist zwar kräftig, dachte er. Aber ich bin schnell und gut trainiert. Mal sehen, was er so anzubieten hat.
»So!«
Sein Widersacher stieß ohne weitere Vorwarnung seine Faust in Richtung Max’ Gesicht nach vorn. Der wich jedoch geschickt aus und konterte mit einem kompromisslosen Fauststoß in die Leber. Sein Gegner stieß zischend die Luft aus den Lungen, während er seinen übergewichtigen Oberkörper zusammenkrümmte. Dann richtete er sich zum nächsten Schlag auf. Diesmal wollte anscheinend er Max im Bauch treffen. Der trat jedoch nur einen kleinen Schritt zur Seite, sodass die Faust seines ziemlich langsamen Angreifers ins Leere schlug. Dann knallte er dem dicken Koloss seine eigene Faust gegen die Schläfe. Der Glatzkopf geriet erst ins Wanken und ging dann wie ein verletztes Mammut in die Knie.
»So haut man also Leute platt«, höhnte Max auf ihn herunterblickend. »Gut, dass ich das endlich auch mal gesehen habe. Hast du genug oder willst du noch mehr?«
»Schon gut, genug.« Der Dicke stand mühsam auf und sah noch einmal kurz mit dem ängstlichen Blick eines geprügelten Hundes zu Max hinüber. Dann verschwand er blitzartig durch die Menge.
»Bist du okay, Max?« Bellina legte besorgt ihre Hand auf Max’ verletzten Arm.
»Mir geht es gut«, antwortete er. »Schon merkwürdig, was einem auf der Wiesn manchmal für Deppen begegnen.«
»Deinem Gegner geht es, glaube ich, nicht so gut. Den hast du perfekt erwischt, Max«, freute sich Josef und grinste beifällig.
»Ja, mei, Josef. Für irgendwas muss die jahrelange Kampfausbildung bei der Polizei ja gut gewesen sein.« Max grinste zurück.
Bellina packte seine Ohren mit beiden Händen, zog seinen Kopf zu ihrem herunter und küsste ihn. So, als wäre sie nie beleidigt gewesen. »Mein Held!«, hauchte sie, als sie damit fertig war.
»Mein toller Wiesnflirt!«, entgegnete ihr Max leise. »Bellina, ich…«
»Sag nichts. Ist schon okay, Max«, erwiderte sie. »Ist alles okay. Es war schön mit dir. Macht nichts, dass es vorbei ist. Ich muss sowieso wieder nach Hause.« Die Tränen standen ihr in den Augen.
Also hat sie es endgültig kapiert, dachte er. Gott sei Dank. Ich will ihr doch nicht wehtun, aber etwas Festes habe ich wirklich nicht gesucht. Das muss sie aber auch von Anfang an gewusst haben. Schließlich hat sie Moni doch damals kennengelernt. Wunderbar. Jetzt war wirklich alles wieder im Lot. Die Episode Bellina war im Guten zum unwiderruflichen Ende gebracht worden.
»Wie schaut es aus?«, fragte er, erleichtert über die neuesten Entwicklungen an der Liebesfront, in die Runde, nachdem alle ihren Schnaps hinuntergekippt hatten. »Gehen wir in unser Lieblingsbierzelt?«
»Ja, gern! Natürlich! Logisch!«, kam es aus drei vergnügungssüchtigen Kehlen zurück.
»Na, dann, nichts wie hin.«
»Life is life, na, na, na, na, na …«
Als sie in das von der Sonne unerträglich aufgeheizte Zelt eintraten, schallte ihnen der begeisterte Gesang aus Hunderten von Kehlen entgegen. Sie wühlten sich durch die Leute im Eingangsbereich und verschafften sich erst mal einen Überblick.
Max stand der Empore am nächsten und grölte lautstark mit. Auf einmal nahm er einen Schatten neben seinem Kopf wahr, dann hörte er lautes Gläserklirren. Er blickte erschrocken um sich. Was war das bloß, fragte er sich. Sein suchender Blick fiel auf den Boden. Ein zerschmetterter Maßkrug lag direkt neben ihm. Keine zehn Zentimeter von seinem rechten Fuß entfernt. Er sah zu dem voll besetzten Balkon hoch. Da! Ein bleiches, teigiges Gesicht sah genau im selben Moment zu ihm herunter. Dann verschwand es in der Menge. Verdammte Drecksau, dich kriege ich, dachte Max und drängte sich durch die Menschenmassen zu der Treppe hinüber, die zur Empore hinauf führte. Nur wenige Minuten später wurde er dort von zwei Wachmännern aufgehalten.
»Hier ist voll«, blaffte der kleinere von beiden. »Da können Sie nicht hoch. Dort ist für besondere Gäste reserviert.«
Das sind doch meine beiden Freunde aus dem Osten unserer schönen Republik. »Aber ich muss unbedingt da hinauf. Jemand hat einen Maßkrug von dort oben nach mir geworfen.«
»Die Ausreden werden auch immer blöder.« Der kleine Mann mit den Pickeln im Gesicht stieß seinem dicken Kumpel den
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