Mordwoche (German Edition)
das eine heiße Spur ist.“ „Das ist nicht zufällig der Mann, mit dem Frau Merz als junge Frau eine Affäre hatte? Ich habe heute Morgen nämlich erfahren, dass die Tote in ihrer Jugend ein Techtelmechtel hatte, obwohl sie frisch verheiratet war.“ „Gut möglich. Peter Fuchs soll der Mann heißen, mit dem sie sich treffen wollte.“ „Ich schaue heute Nachmittag mal, was ich über diesen Peter Fuchs in Erfahrung bringen kann. Jetzt muss ich geschwind um die Ecke, bin gleich wieder da.“
Georg Haller fühlte sich ein wenig unwohl, er hatte seine Nudeln vor lauter Aufregung viel zu schnell gegessen. Der gutaussehende Fremde hatte sich nur ein kleines Panino und einen Espresso bestellt. Dem würde nach seiner Mahlzeit nicht so verdammt der Ranzen spannen, dachte der Hauptkommissar. Nachdem er sich erleichtert hatte, wartete er an der Bar neben dem Schönling darauf, dass Adriano vorbeikam. Verstohlen musterte er den Fremden. Vielleicht sollte er sich doch etwas mehr um seine Garderobe kümmern. Kleider machten einfach Leute, dachte sich Georg Haller und hätte das Hemd seines Vaters liebend gern sofort gegen das Outfit seines Sitznachbarn getauscht. Der Wirt brachte schwer beladen einige Teller in die Küche und kam dann zurück an die Bar. „Ich hätte gern die Rechnung.“ Adriano Felice versprach, gleich an den Tisch zu kommen und wandte sich seinem Besucher zu, mit dem er sich auf Italienisch unterhielt. Der hatte ihn wohl nach einem Friseur gefragt, denn er fuhr sich mit den Fingern durch die langen Locken und von Adrianos Antwort konnte der Hauptkommissar nur „Salon König“ verstehen. Der Wirt nickte mit dem Kopf in die Richtung, in der das Friseurgeschäft lag und schob seinem Bekannten einen gefütterten Briefumschlag über den Tresen. Der Fremde steckte den Umschlag ein und verabschiedete sich. Georg Haller war ganz in Gedanken stehen geblieben und hatte die Szene beobachtet.
Als der Hauptkommissar zurück zu seinem Tisch ging, sah er durch die Scheibe, dass der fremde Italiener in eine dunkle Luxus-Limousine stieg und in Richtung Salon König davonfuhr. Typisch Italiener, dachte der Polizist bei sich. Einen auf dicke Hose machen mit Nobelschlitten und Designer-Klamotten, aber das ganze Land korrupt und in der Krise! Und fünfzig Meter zu Fuß gehen, das war wohl zu viel für den feinen Herrn! Der Kommissar hätte zu gern gewusst, was Adriano seinem Freund wohl in dem Briefumschlag ausgehändigt hatte. Geld für den Friseur wird es wohl kaum gewesen sein, dachte Georg Haller.
Lisa-Marie Töpfer riss ihn aus seinen Gedanken. „Ich habe gerade mal bei der Gerichtsmedizin angerufen. Der Kollege war wirklich nett. Der Basti will sich ranhalten, damit wir die Ergebnisse vielleicht noch heute Abend bekommen. Ist doch super!“ „Der Basti, so, so. Und bringt er dir die Ergebnisse dann gleich persönlich vorbei, der Basti?“ „Sehr witzig. Sei doch einfach froh, dass es vorangeht, du alter Nörgelheini!“ Seine Kollegin hatte Recht, sie machte ihre Arbeit gut und dass er sich nach diesem Mittagessen vielleicht Hoffnungen auf mehr machte und eifersüchtig war, das war schließlich sein Problem. In Sachen Frauen war Georg Haller einfach ziemlich aus der Übung. „Tut mir leid, Lisa-Marie. Ich bin froh, dass du das Telefonat mit den Kollegen von der Gerichtsmedizin übernommen hast. Wenn ich angerufen hätte, dann kämen die Ergebnisse bestimmt drei Tage später.“
Adriano kam mit zwei Schnäpsen und der Rechnung an den Tisch. „Ich hoffe, es hate Ihnen gesmeckt?“ „Ja, danke. Auf die Schnäpse müssen wir aber leider verzichten, wir sind im Dienst.“ So schnell war die Illusion eines Dates verflogen und Georg Haller wieder auf dem harten Boden der Realität angekommen. „Danke, war schon recht. Ich zahle.“ Der Hauptkommissar beglich die Rechnung und gab ausnahmsweise ein Trinkgeld. Nicht, dass er den Service des Hauses heute besonders honorieren wollte, es war vielmehr seine ganz persönliche kleine Rache für die Aufdringlichkeit des Wirts. Er wollte ihn spüren lassen, dass er nur der Dienstleister. „Stimmt so.“ „ Gracie und ich wünsche noch eine wunderschöne Tag für eine bezaubernde Signorina .“ Die Polizeiobermeisterin war aufgestanden und überragte den Wirt tatsächlich um fast einen Kopf. Das kümmerte den alten Don Juan aber nicht und er verabschiedete sie mit einem Handkuss. „Jetzt müssen wir aber wirklich.“ Georg Haller wurde ungeduldig und führte seine
Weitere Kostenlose Bücher