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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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dass er ihm in seinem Betrieb die Chance zum Aufstieg gegeben hatte. Das war schon was, vom kleinen Monteur zum stellvertretenden Geschäftsführer! Für diese Karriere und die dank des väterlichen Nachdrucks geschlossene Ehe mit Katrin durfte der Auto-Patriarch mit treuer Gefolgschaft rechnen. Karl musste diese Erwartung nie aussprechen, Frank war loyal bis weit über die Schmerzgrenze seiner Frau hinaus.
     
    „Papperlapapp. Zwei Mütter, so ein Unfug! Früher gab’s so etwas nicht. Da konnte sich jedes Kind noch glücklich schätzen, in eine intakte Familie hineingeboren zu werden. Und überhaupt, hast du mal daran gedacht, Susanne, was das für den Betrieb bedeutet? Die Leute reden doch hier in Bärlingen.“ Susanne war sprachlos. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Es war ihr zwar klar gewesen, dass ihr Vater nicht in Jubelgesänge ausbrechen würde, aber dass er so eine ultra-konservative Chauvi-Seite hatte, das hätte sie nicht erwartet. Sie fand es ungerecht, dass sie ihre Liebe so verteidigen musste. Jeder dahergelaufene Kerl wäre ihrem Vater wahrscheinlich lieber gewesen. Aber die Frau, die ihr alles bedeutete und mit der sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte, die stempelte ihr Vater als Bettgespielin ab. Susanne konnte sich auch noch gut daran erinnern, welche Begeisterung im Hause Merz herrschte als Katrin jeweils verkündet hatte, dass sie schwanger war. Und Enkel Nummer drei war noch nicht einmal auf der Welt, da musste ihn seine Mutter schon mit Zähnen und Klauen verteidigen. Susanne stiegen die Tränen in die Augen, gegen so viel Ignoranz fühlte sie sich machtlos. Wie sehr hätte sie sich gewünscht, dass ihr Vater sie einfach in den Arm genommen und ihr gesagt hätte, wie stolz er auf seine Tochter sei, dass sie eine klasse Partnerin gefunden habe und er noch einmal Opa würde.
    „Tut mir l eid, Papa, wenn dir das nicht gefällt. Aber es ist mein Leben. Es hat lange genug gedauert, bis ich mein Glück gefunden habe. Ich liebe Alex und wir werden heiraten, ob es dir passt oder nicht. Und auf unser Kind freuen wir uns sehr. Übrigens die Großeltern aus Berlin auch.“ Karl Merz war anzusehen, dass ihn die ganze Geschichte sehr mitnahm. Susannes Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Entrüstet stand ihr Vater auf. „Du willst mich wohl ganz schnell ins Grab bringen?“
     
    Das war zu viel für Elfi. Der Hausherrin platzte der Kragen, sie sprang auf und fuhr ihrem Mann voller Verachtung über den Mund: „Ich finde es großartig, dass Susanne sich zu ihrer Liebe bekennt. So mutig war ich früher nicht. Ich komme auf alle Fälle zu eurer Hochzeit.“
    Alex wurde die Sache unangenehm, jetzt schien das Ganze aus dem Ruder zu laufen und sie fürchtete, dass Susannes Eltern aufeinander losgingen. Vielleicht war es aber auch ganz gut, endlich einmal reinen Tisch zu machen, dachte sie. Für ehrliche Aussprachen war das Haus Merz bislang wohl eher nicht bekannt. Alex hatte lange Verständnis dafür gehabt, dass Susanne zögerte, sie ihren Eltern vorzustellen. Als sie jedoch immer öfter von einer gemeinsamen Zukunft und irgendwann auch von Kindern und Familie sprachen, war Alex nicht mehr bereit, ein Schattendasein zu führen. Sie drängte darauf, die Familie ihrer Zukünftigen kennenzulernen und war sich sicher, dass es Susanne auch besser gehen würde, wenn sie ihren Eltern nicht mehr ständig ein Theater vorspielen musste.
     
    „Wenn man diese Hochzeit überhaupt so nennen kann, dann findet sie auf alle Fälle ohne mich statt.“ Karl Merz verschränkte die Arme und demonstrierte durch eisiges Schweigen, dass dies sein letztes Wort in der Angelegenheit war. Eigentlich sollte man bei solchen Eröffnungen im Familienkreis gefragt werden wie alles anfing und danach wie sich die Verlobten die Hochzeit ausmalten, dache Susanne. Die Sturheit ihres Vaters verletzte sie sehr und sie wusste nicht, was sie ihm noch entgegnen sollte. Sie war doch immer noch seine Tochter, es hatte sich nichts verändert bis auf das winzig kleine Detail, dass sie heiraten und ein Kind bekommen würde. Dass sie eine Frau liebte, konnte doch nicht alles in Frage stellen, was ihrem Vater sonst wichtig war.
    Alex wandte sich an ihren zukünftigen Schwiegervater und versuchte die Wogen ein wenig zu glätten und dem alten Mann eine Brücke zur Verständigung zu bauen. „Ich kann mir vorstellen, dass das alles ziemlich überraschend für Sie kommt. Vielleicht sollten wir erst einmal eine Nacht darüber schlafen und

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