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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Jhirun in den Feuerschein, ein Gewirr von Gliedmaßen und zerfransten Röcken. Die Reiter folgten ihr dichtauf, ein weißhaariger Lord und zwei weißhaarige Burgwächter.
    Jhirun suchte hastig Schutz, während Vanye den Ring von seinem Langschwert zog und die Waffe zur Hand nahm; doch schon stand Morgaine vor ihr. Rotes Feuer entsprang ihrer Hand, ließ im durchnäßten Gras Rauch aufsteigen. Pferde scheuten: Kithan — der erste der drei — hob den Arm vor dem Anblick und zog das Pferd am Zügel zurück.
    Und aus der Ferne blickte er Morgaine an. Er rief ein Wort in seiner Muttersprache, mit erregter Stimme, und fügte mit verzweifeltem Aufschrei hinzu: »Haltet sie auf! Haltet sie auf!«
    »Warum denn das, Kithan?« fragte sie.
    »Sie haben uns ermordet!« rief der
qujal
mit zitternder Stimme. »Die anderen — haltet sie auf; ihr habt die Macht, sie aufzuhalten, wenn ihr nur wollt.«
    Aus dem Lager war ein zorniges Murren zu hören; es klang bedrohlich und wurde allmählich lauter: Männer, die sich dem Hang näherten.
    »Hol die Pferde!« sagte Morgaine.
    Zwei Lichter erschienen hinter der Reihe junger Bäume, Lichter, die sich bewegten, und eine dunkle Masse wogte dahinter. Die Halblinge wandten sich voller Entsetzen um. Vanye machte kehrt, sah Jhirun, packte sie und stieß sie auf die primitiven Hütten zu. »Sammle alles ein!« rief er in ihr betäubt wirkendes Gesicht.
    Sie trat in Aktion, raffte Decken auf, alles, was so herumlag, während er zu den Pferden eilte, die Sättel festzog; er versorgte die Pferde, die Morgaine und er brauchten, ebenso Jhiruns braune Stute. Der störrische Wallach scheute, als er aufsteigen wollte: Vanye hielt sich am Sattelhorn fest und schwang sich in einem Stil aufs Pferd, in dem er seit seiner Jugend nicht mehr geritten war, trug er doch schwere Rüstung; und voller Entsetzen sah er, daß Morgaine sich zum Schild für die drei
qujal
gemacht hatte, während der Mob näherrückte, nicht schnell, doch mit stumpfer Unbeirrtheit.
    Vanye beugte sich aus dem Sattel, packte Siptahs Zügel und spornte sein Tier an. So ritt er durch die
qujal
und ließ unmittelbar hinter Morgaine beide Tiere anhalten.
    Sie stand reglos da, ihren Helfer im Rücken, und sah den näher kommenden Männern entgegen. Vanye starrte auf die Szene, und Panik stieg in ihm empor, eine Erinnerung an den Hof, an ein Monstrum ohne jede Vernunft.
    Und im Fackelschein an der Spitze der Horde sah er Barrower und Fwar ... Fwar, das narbige Gesicht durch die dunkle Narbe noch mehr entstellt. Sie kamen mit Messern und Stöcken, und in ihrer Begleitung war der Priester Ginun, der mit jedem Schritt laut keuchte.
    »Liyo!«
sagte Vanye mit aller Kraft, die er aufbringen konnte. »Aufsteigen!«
    Sie stellte keine Frage mehr, sondern wandte sich um und stieg in den Sattel. Vanye behielt Fwar im Auge und sah einen mörderischen Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes. Gleich darauf hatte Morgaine Siptah herumgezogen, dicht an ihm vorbei, so daß sein Pferd ein wenig auf die Hinterhand stieg. Sie löste
Wechselbalg
vom Gurt und hielt ihn vor sich im Sattel.
    »Halblinge!« brüllte jemand, als wäre das Wort ein Fluch; doch aus ändern Ecken im Mob war Schreckensgeschrei zu hören.
    Morgaine lenkte Siptah ein Stück an der Menge entlang und dann wieder zurück, eine Geste der Arroganz; und die Menschen hatten Angst vor ihr und wichen zurück und hielten sich an die Grenze, die sie zog.
    »Fwar!« rief sie laut. »Fwar! Was willst du?«
    »Ihn!« gab Fwar zurück, ein tierisches Wutgebrüll. »Ihn, der Ger und Awan und Efwy getötet hat!«
    »Du hast uns hierhergeführt!« rief einer von Haz' Söhnen. »Du hast gar nicht die Absicht, uns zu helfen. Du hast gelogen. Du wirst die Brunnen und uns vernichten. Wenn das nicht so ist, sag es uns!«
    Bei diesen Worten erhob sich in der Menge ein Angstgeschrei wie aus einer Kehle, ein Laut, der in seiner Intensität erschreckend war. Die Masse an Leibern rückte weiter vorwärts.
    Von hinten brach ein Reiter durch die
qujal:
Vanye sah sich ruckhaft um und erblickte Jhirun, die ein großes, wirres Bündel im Sattel vor sich hatte, sah den dunklen Ausläufer der Menge, der durch den Wald gebrochen war, um sie einzukreisen; Jhirun machte laut schreiend darauf aufmerksam.
    In blindem Instinkt fuhr Vanye in die andere Richtung herum und sah, daß in Fwars Hand ein Messer blitzte. Er riß den Arm hoch: die geworfene Klinge traf auf das Leder und fiel in den Schlamm unter den Hufen des Pferdes.

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