Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
Überwindung, aber draußen standen
arrhendim,
und es ging um ihre Freiheit. »Halt den Mund!« fauchte er. »Halt den Mund!«
»Ich habe nichts gesagt. Dabei könnte ich vieles sagen, und ich habe nichts gesagt, und das weißt du auch. Ich habe sie nicht verraten.«
Es war die Wahrheit. Vanye blickte in Rohs bekümmertes Gesicht und sagte sich, daß dies genau war, was Roh selbst glaubte, nicht mehr und nicht weniger. Und Roh hatte sie nicht verraten.
»Ich weiß«, sagte er. »Ich werde das wiedergutmachen, Roh.«
»Aber das zu versprechen hast du gar nicht das Recht, nicht die Freiheit, oder? Du vergißt, was du bist.«
»Mein Wort ist etwas wert – bei ihnen, und bei ihr.«
Rohs Gesicht spannte sich, als wäre er geschlagen worden.
»Ah, so zu denken, zeugt mir von zu herrischem Stolz,
ilin!
Und du redest mit
qhal-
Lords in ihrer Sprache und verfügst über mich, wie es dir gefällt.«
»Du bist Lord über den Klan meiner Mutter. Das vergesse ich nicht. Ich vergesse auch nicht, daß du mir zu einer Zeit, da andere Verwandte mich verstoßen hätten, Schutz geboten hast.«
»Ah, jetzt bin ich also ›Cousin‹ für dich, wie?«
Solche Härte ließ keinen Vernunftappell zu. Sie zeigte sich, seit Arrhel ihn angeschaut hatte. Vanye wandte das Gesicht davon ab. »Ich werde tun, was ich gesagt habe, Roh. Am besten handelst du genauso. Wenn du als mein Klan-Lord eine Entschuldigung forderst, gebe ich sie dir; wenn du sie als mein Verwandter hören willst, sollst du sie auch haben; wenn es dich ärgert, daß
qhal
zu mir voller Höflichkeit sprechen und nicht zu dir – nun, das hängt mit einer anderen Seite in dir zusammen, die zu lieben ich keinen Grund habe; mit
ihm
kann man nicht reden, und ich werde nicht mit ihm verhandeln.«
Roh schwieg. Ruhig packten die beiden Männer ihre Habe zu leichten Sattelrollen zusammen und legten nur die Waffen an.
»Ich tue, was ich gesagt habe«, sagte Roh schließlich.
Er war wieder Roh. Vanye neigte den Kopf in dem Respekt, den er bis jetzt zurückgehalten hatte.
Es dauerte nicht lange, bis sie von
khemi
abgeholt wurden.
13
Der Trupp versammelte sich vor Merirs Zelt – sechs
arrhendim
insgesamt: zwei jüngere Männer, zwei ältere, und das Haar des
khemeis
war beinahe so weiß wie das seines
arrhen,
die Gesichter gezeichnet von der Zeit; und ein älteres
arrhendim-
Paar, Frauen der
arrhend
– und nicht ganz so alt, denn die
khemein
der beiden hatten kaum Grau in ihrem Haar, während ihre
arrhen
wie alle
qhal
noch langsamer alterte und nur dreißig Menschenjahre alt zu sein schien.
Für die beiden Männer waren Pferde bereitgestellt worden, und Vanye war zufrieden damit: ein brauner Wallach für ihn und ein Fuchs für Roh, beide mit breiter Brust und kräftig ausgebildeten Muskeln, wenngleich sie auch eine große Anmut an den Tag legten. Selbst in den Herden Morijas hätten sich diese Tiere gut gemacht.
Sie stiegen nicht auf; ein Pferd blieb reiterlos, eine weiße Stute von überragender Schönheit. Die Gruppe wartete. Vanye befestigte seine Sachen am Sattel, an dem bereits eine Wasserflasche, Satteltaschen und eine dicke graue Decke hingen, Dinge, um die er gebeten hätte, wenn er gewagt hätte, die Freundlichkeit dieser Wesen noch mehr zu fordern. Aus der Menge trat ein
khemeis
vor und reichte ihm und Roh je einen Mantel. Sie streiften sie dankbar über, denn der Tag war kühl und ihre Kleidung dünn.
Und als das geschehen war, dauerte das Warten an. Vanye tätschelte dem Braunen das Kinn und beruhigte ihn. Er hatte das Gefühl, beinahe wieder ganz intakt zu sein, ohne zu wissen, ob das an Arrhels Trank lag oder an der Nähe des Pferdes und seiner Waffen. Er war begierig loszureiten, er wollte der Gefahr ledig sein, im letzten Augenblick noch aufgehalten oder zurückgerufen zu werden, durch Umstände, die Merirs Entschluß umstürzen mochten.
Einer der
khemi
brachte eine Blumengirlande und flocht sie dem weißen Schimmel in die Mähne; es kamen andere und brachten auch den mitreitenden
arrhendim
solche Blumen.
Aber es war Ellur, der Rohs Pferd eine weiße Girlande anhängte, und Sin kam zu Vanye und trug ein hellblaues Gebinde in den Händen. Der Junge streckte die Arme, um die Girlande in der schwarzen Mähne festzumachen, von der sie wie eine Kette winziger Glocken herabhing. Und schließlich schaute Sin zu ihm auf.
Vanye überkam das dumpfe Gefühl, daß er den Jungen zum letztenmal sehe, daß es auf die eine oder andere Weise für ihn von diesem Ritt
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