Morgen komm ich später rein
anzubieten, verändert habe. Während es in den neunziger Jahren auch aus Arbeitgebersicht vor allem um die
erstmals verfügbare Internet-Technologie und das Thema Work-Life-Balance ging, käme heute die so genannte Business Continuity
als Grund hinzu, also das ununterbrochene Fortsetzen des Geschäftsprozesses im Krisenfall. Sowohl die Angst vor Terroranschlägen
nach dem 11. September 2001 als auch die Befürchtung einer Grippe-Pandemie im Nachgang von SARS lassen manche Arbeitgeber
den Sinn eines zentralen Büros – das durch einen Anschlag lahmgelegt werden oder als Ansteckungshort für Krankheiten dienen
könnte – in Frage stellen. In jüngster Zeit spielten auch die Klimakatastrophe und massiv steigende Benzinpreise eine Rolle,
sowie die Einsparmöglichkeiten bei Immobilien und Betriebskosten.
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Wer arbeitet in der Easy Economy?
Interessanterweise stößt man immer wieder auf das Vorurteil, dass typische flexible Telearbeiter, die einen Teil der Woche
nicht im Büro verbringen, entweder kaum qualifizierte Callcenter-Angestellte sind, berufstätige Mütter, die ihre Karriere
im Grunde schon abgeschrieben haben oder vielleicht noch klassische Außendienstler. In Wahrheit ist das Bild bereits heute
ein anderes: Wie eine Studie der Future Foundation aus dem Jahr 2005 belegt, sind es vielmehr besser ausgebildete Mitarbeiter
mit mehr Berufserfahrung, die telearbeiten. Nach der weniger überraschenden Berufsgruppe »Kultur, Medien und Sport«, die die
Rangfolge der Telearbeiter anführt, folgen Geschäftsleute und öffentlicher Dienst, Lehrkräfte und Forscher, Angestellte in
den Bereichen Technologie und Bauwesen sowie Manager in Unternehmen. Auch sind es keineswegs – wie |91| immer wieder behauptet – vor allem Freiberufler und Scheinselbstständige, die das erwartete Wachstum der Telearbeiter ausmachen:
Vielmehr werde ihre Zahl auf der Basis veränderter Arbeitsbedingungen für Festangestellte ansteigen, nicht als Folge eines
von manchen prognostizierten Zusammenbrechens der heutigen Arbeitsstrukturen. Anders gesagt: Wir werden nicht alle als »Free
Agents« und »Digitale Bohème« in fragmentierten Jobbiografien unser prekäres Dasein fristen. Sondern es werden unsere Arbeitgeber
sein, die uns freistellen. Vermutlich schadet es aber nicht, wenn wir ihnen dabei ein wenig Druck machen.
Flexible Arbeit, unabhängig von Ort und Zeit, ist heute bereits nicht nur technisch möglich, sondern wird die moderne Arbeitsform
der nächsten Zukunft darstellen. Bevor Sie nun aber Ihrem Chef vorschlagen, ein paar Tage pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten
(oder, wenn Sie der Chef sind: Bevor Sie anfangen, Ihren Mitarbeitern mehr Freiheit einzuräumen), sollten Sie sich eine Frage
stellen: Wer entscheidet eigentlich, dass ich so wahnsinnig viel Zeit am Schreibtisch – egal ob im Büro oder zu Hause – verbringe?
Oft genug lautet die Antwort: Ich selbst. Ich erlaube mir nicht, Feierabend zu machen, weil so viel Arbeit da ist. Aber stimmt
das wirklich?
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|92| Kapitel 6
5=9 Stunden
»Wenn man ganz bewusst acht Stunden täglich arbeitet,
kann man es dazu bringen, Chef zu werden und 14 Stunden täglich zu arbeiten.«
Robert Frost
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Wie wir in weniger Zeit mehr schaffen
Timothy Ferriss ist ein ziemlich bunter Hund. Auf seiner Website zeigterFotos, auf denen er Tango in Argentinien tanzt, amBungeeseil
über einem Abgrund baumelt oder seinen im Fitnessstudio gestählten Körper zur Schau stellt. Tim bezeichnet sich selbst als
»seriellen Unternehmer« und »Ultravagabunden«. Er spricht sechs Sprachen, ist chinesischer Kickboxmeister, spielte in einer
japanischen Fernsehserie mit, betreibt sein weltweit operierendes Unternehmen, das mit Nahrungsergänzungsmitteln handelt,
drahtlos von unterwegs und das mit – im Jahr 2008 – gerade mal dreißig Jahren.
Ferriss, das merkt man schnell, weiß, wie man sich verkauft. Jahrelang waren seine Interessen so kapriziös, dass er sich selbst
auf Partys angeblich als Drogendealer vorstellte, um seinen luxuriösen Lebensstil bei minimalem Arbeitsaufwand zu erklären.
Dann erkannte er, dass gerade dieses scheinbare Paradox viele Menschen interessierte. Seitdem hat er eine Mission: Er predigt
die »4-Stunden-Arbeitswoche«. Wer seiner Lehre folgt, lebt angeblich wie die von ihm entdeckten »neuen Reichen« – mit langen
Urlauben, die er »Mini-Ruhestände«
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