Morgen letzter Tag!
der Werbespruch von L’Oréal? Weil ich’s mir wert bin. )
Und wenn das alles nicht hilft, hilft vielleicht die Astrologie oder die Kraft der Steine, oder man muss die Runen befragen, oder Buddhismus ist ein Weg, der zum Ziel führt. Das Ziel aber bin immer ich. Ich der Konsument, der sich jetzt Sinn kaufen soll. ( Be yourself!, lautet das heimliche Credo der Hip-Hop-Generation. Und das bedeutet: » Lass nichts an dich heran! Du brauchst dich gar nicht zu verbessern. Du musst nichts lernen! Lernen ist feindliche Übernahme durch fremde Gedanken. Bleib, wie du bist! Bleib lieber ignorant und sei stolz drauf! Veränderung ist schlecht. Nur neue Turnschuhe wären vielleicht mal wieder gut. Die alten sind schon ein paar Wochen alt.«)
Man sieht, man kommt aus diesem Apparat der Sehnsuchts-, Sinn- und Glückserzeugung nicht so einfach heraus. Vielleicht sogar gar nicht. Aber man kann ihn dennoch für sich nutzbar machen, denn indem man sich fragt, was die meisten wollen, fragt man auch gleichzeitig, was man selber will, und dann kann man sich fragen, ob diese Wünsche, die man hat, wirklich einem selbst gehören oder ob man sie doch versehentlich fast schon gekauft hat.
3. Vorhang – Die Welt nach dem Untergang
Um in einem Pool ertrinken zu können, braucht man erst mal einen.
Die Sehnsucht nach Vampiren– Bis(s) zum Abwinken
Kommen wir zurück zu den Produkten der Popkultur. Ich habe ein Faible für das Phantastische. Da bin ich wahrlich nicht der Einzige. Es gibt bislang nur einen Film, der weltweit über eine Milliarde eingespielt hat und gänzlich auf überirdische Kräfte, Außerirdische oder Magie verzichten kann, und zwar » Titanic« von James Cameron. Sicher, da wummert die Macht der Liebe, dass sich das Auge befeuchtet. Davon abgesehen tummeln sich in den Top Twenty der einträglichsten Kinofilme nur gestresste pubertäre Zauberlehrlinge, Ring-der-Macht-Junkies, sexuell unzuverlässig wirkende Piraten der Karibik, sprechende Spielzeuge und freilich, an der Spitze, die große blaue Schwester von Winnetou und ihr Kampf gegen interplanetar agierende Großkonzerne.
Jetzt sagen Sie, Kino sei eben dazu da, um der Realität zu entfliehen. Auf der anderen Seite steht fest, dass wir immer nur Filme über uns selbst ansehen. Beziehungsweise uns so sehen wollen, wie wir gern sein würden. Edel, mutig, gut und gern auch mit übermenschlichen Kräften ausgestattet. Da werden Omnipotenzphantasien bedient, die man wohl früher als pubertär bezeichnet hätte. Was aber wiederum die Hoffnung durchscheinen ließ, die Pubertät hätte irgendwann ein Ende und würde dann von reifem Erwachsensein abgelöst. Eine Hoffnung, die man wohl mittlerweile fahren lassen sollte. Wir werden einfach nicht mehr erwachsen. Zumindest nicht komplett. Die Wunschmaschine des Kapitalismus appelliert unablässig an den egozentrischen Pubertierenden, der in unserem Bewusstsein gespeichert ist, ebenso wie an alle anderen Persönlichkeiten, die wir in unserer Lebenszeit innehatten, nur soll die Pubertät eben nie überwunden werden. Lebenslang sollen wir in diesem Übergangsstadium gefangen bleiben, weil es sich durch seine Identitätsunsicherheit auszeichnet. Und nur wer keine abgeschlossene Identität sein eigen nennt, dem kann man unablässig neue mögliche Identitäten verkaufen. Identitäten zum Draufsprühen in Deos oder Flakons, Identitäten, die fahren, die man essen kann und anziehen, oder eben Identitäten von ausgedachten Personen in Geschichten, mit denen man sich identifiziert, um so für einen Moment zur Ruhe zu kommen oder sich in absoluter Macht zu sonnen.
Aber dennoch, auch wenn wir scheinbar vor der Realität und vor uns selbst auf der Flucht sind, denke ich, dass wir uns letztendlich doch immer nur für uns und die von uns erzeugte Welt interessieren. Wir wollen in den Spiegel sehen, um Mimik und Haltungen einzuüben. Wir wollen uns sehen, wie wir sind und wie wir werden.
Vampire und Zombies treiben nun schon seit Jahrzehnten ihr Unwesen in der Populärkultur, wenn auch beide ihren Charakter stark verändert haben. Lassen Sie uns herausfinden, für was diese beiden Phantasien stehen und warum sie hartnäckig und unablässig über uns kommen, um von uns wegkonsumiert zu werden.
Zunächst scheint das nun mal in ihrer Natur zu liegen. Untote Wiedergänger wird man eben nicht mehr los. Aber schon ein nur kurzer Blick auf die Geschichte der Vampirerzählungen zeigt, dass sich da ein tief greifender Wandel vollzogen hat, was die
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