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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Schubladen abzulegen.«
    »Was um aller Welt ist denn jetzt los? Ich wünschte, du würdest endlich deine Befindlichkeiten wegen deiner Bildung ablegen – oder meinetwegen wegen deines Mangels an Bildung.«
    »Du willst mich deiner Frau Dr. Blacket nicht vorstellen, weil wir in unterschiedliche Schubladen deines Lebens gehören«, sagte Kate, die den letzten Satz bewusst überhört hatte. »Sie gehört in die Abteilung Arbeit. College. Oder was auch immer. Ich hingegen …«
    »Ja?«
    »Keine Ahnung. Ruhe. Entspannung. Fleischeslust. Aber das, was ich tue, erkennst du nicht wirklich als Arbeit an, stimmt’s?«
    »Ich glaube, du verlierst gerade den Faden in deiner Argumentation. Worüber beschwerst du dich jetzt? Darüber, dass ich Berufsleben und Privatleben trenne? Oder macht dir mal wieder zu schaffen, dass ich deine lächerlichen Bücher nicht ernst genug nehme?«
    »An einem Buch, das genug einbringt, um die Hypothek abzubezahlen, sehe ich durchaus nichts Lächerliches.« Kate hatte Mühe, ruhig zu bleiben. War es etwa nicht lächerlich, sich sein Leben lang durch die Musik der langweiligsten Komponisten des achtzehnten Jahrhunderts zu wühlen? Sie sprach so beherrscht, wie es ihr möglich war, doch sie merkte sehr wohl, dass ihre Stimme auf höchst unattraktive Weise schriller wurde.
    »Wahrscheinlich hat beides miteinander zu tun. Ich glaube, du genierst dich, einer Kollegin gegenüber zuzugeben, dass deine Partnerin populärwissenschaftlich angehauchte Romane schreibt«, sagte sie.
    »Das ist nicht wahr. Und obendrein ziemlich unfair.« Doch seine Augen wichen ihr aus. Schämte er sich tatsächlich der populärwissenschaftlichen Romane oder gefiel ihm etwa die Bezeichnung »Partnerin« nicht?
    »Wie fändest du es, mich zum Dinner ins Leicester einzuladen und mir bei einem netten Glas Sherry deine Kollegin von der Fachschaft Literatur vorzustellen?«
    »Das wird kaum gehen. Abends isst sie selten mit uns.«
    »Das ist kein Argument, Liam. Lade mich eben zum Tee ein. Das hast du schon einmal getan, erinnerst du dich? Und ich glaube, ich habe mich nicht einmal allzu sehr danebenbenommen. Wiederholen wir es doch einfach!«
    »Bestimmt kann ich da etwas arrangieren. Aber hör auf zu bohren.«
    »Du schilderst ihr also mein Problem?«
    »Hm.«
    Das hörte sich nicht gerade viel versprechend an. »Gleich morgen?«
    »Hm. Ja. Vielleicht. Nächste Woche.«
    Kate war nicht überzeugt. Sie traute Liam nicht, wenn er derart ausweichend reagierte.
    »Ehrlich gesagt müsste es sofort sein, Liam. In meinem Brief habe ich um ein Treffen am Dienstag gebeten. Wenn du also morgen ein gutes Wort für mich einlegen könntest, wäre das äußerst hilfreich. Solltest du länger warten, kannst du es ebenso gut vergessen.«
    Damit hatte sie ihn. Dem letzten Satz konnte man den Anflug eines Ultimatums entnehmen. Zwar bedeutete es ein winziges Risiko, aber das war es vermutlich wert. An der Art, wie Liam die Lippen zusammenpresste, erkannte Kate seinen Zorn. Wenn er so aussah, erschien ihr der Gedanke, ihn zu verlassen, gar nicht so fremd. Manchmal fragte sie sich sowieso, ob sie diesen Mann wirklich kannte. Hatte sie sich in den vergangenen Monaten zu viel mit ihren Büchern beschäftigt, um herauszufinden, was für ein Mensch er wirklich war? Vielleicht war er nur eine Erfindung, wie eine ihrer literarischen Gestalten. Erwartete sie von ihm, dass er dem Skript entsprach, das sie für ihn entworfen hatte?
    »Glaubst du nicht, dass sie es merkwürdig fände, wenn ich zu ihr ginge, ohne dass du zuvor ihr gegenüber meine Existenz erwähnt hättest? Ich weiß, ich bin ein absoluter Ignorant, was das Seelenleben von Akademikern angeht, aber unter normalen Menschen wäre das der Fall.«
    »Woher sollte sie wissen, dass wir befreundet sind?«
    »Ich würde es ihr sagen.«
    Mit einer heftigen Bewegung strich er die Zeitung glatt. »Schon gut. Es reicht. Morgen rede ich mit Olivia und sage ihr, was du willst. Aber in Zukunft würde ich es vorziehen, wenn du Mitglieder meines College mit deinen verrückten Ideen in Frieden ließest.«
    Nein, diesen Mann kannte sie nicht. Er entsprach in keiner Weise ihren Erwartungen. Wie gern hätte sie sich mit ihm über diese Olivia-Blacket-Geschichte gestritten und ein paar ehrliche Antworten bekommen, doch sie wusste genau, dass er sich entziehen, sie verärgert und frustriert sitzen lassen, sich auf sein Fahrrad schwingen und zu seinem College zurückfahren würde. Unliebsamen Situationen ging er

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