Morgenlied - Roman
kräftigen Tritt in die Eier verdient haben.«
»Nein, nur ein bestimmter Mann«, erwiderte Quinn.
»Ein bestimmter Mann, der gerade die Frechheit besessen hat, mir zu erklären, dass ich alle romantischen Träume, die ich vielleicht in Bezug auf ihn hege, ganz schnell vergessen soll.«
»O Gott!«« Quinn schlug sich die Hand vor den Mund, um nicht zu laut zu lachen.
»Und ich sollte auch keineswegs davon ausgehen, dass ihr vier, die ihr im Übrigen wie die Lemminge ins
Verderben stürzt, Vorboten meines zukünftigen Glücks mit ihm seid.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob seine Selbstheilungskräfte deinem Zorn gewachsen sind. Sollen wir lieber einen Krankenwagen holen?«
»Nein«, entschied Layla. »Wir sollten ihn zuerst noch eine Weile leiden lassen. Was war das mit den Lemmingen?«
»Um fair zu sein - obwohl dazu eigentlich überhaupt kein Anlass besteht -, muss ich zugeben, dass er diesen Vergleich wahrscheinlich eher aus Sorge über seine eigene Situation gezogen hat. Das hat nichts damit zu tun, wie er über euch denkt.«
Quinn räusperte sich. »Hmm, kann es sein, dass er so gereizt ist, weil er seine komplizierten Gefühle dir gegenüber auf dich projiziert?«
Cybil zuckte mit den Schultern. »Das ist doch sein Problem.«
»Absolut. Aber wenn ich an deiner Stelle wäre, empfände ich ein bisschen Genugtuung. Er macht sich wahrscheinlich weniger Sorgen darüber, dass du dich in ihn verlieben könntest, als umgekehrt.«
Cybil schürzte die Lippen. »Hmm. Ich war viel zu sauer, um es unter diesem Gesichtspunkt zu sehen. Das gefällt mir. Vielleicht sollte ich ihm die Behandlung zukommen lassen.«
»Du liebe Güte, Cyb.« Quinn verzog übertrieben entsetzt das Gesicht. »Doch nicht die Behandlung.«
»Was ist denn das?«, fragte Layla. »Tut es weh?«
»Die Behandlung, erfunden und angewendet von
Cybil Kinski, ist äußerst vielschichtig«, erklärte Quinn. »Kein Mann kann ihr standhalten.«
»Es geht um Aktion, Verhalten, Reaktion.« Cybil fuhr sich durch die Haare. »Man muss seine Beute kennen und sich auf sie einstellen. Du kannst auch noch Verführung und Sex ins Spiel bringen, wenn das akzeptabel für dich ist, aber es geht eigentlich mehr darum, dass man den Mann genau dahin lockt, wo man ihn haben will. Blickkontakt, Körpersprache, Konversation, Garderobe - alles muss auf den fraglichen Mann zugeschnitten sein.«
Sie stieß die Luft aus. »Aber dazu haben wir jetzt keine Zeit, ganz gleich, wie sehr er es verdient hat. Wenn die Sieben jedoch vorüber ist...«
»Okay, aber ich muss es einfach wissen«, sagte Layla. »Wie würdest du denn die Behandlung auf Gage zuschneiden?«
»Das ist einfach. Er zieht intelligente Frauen mit Stil vor. Er fühlt sich zu starken Frauen hingezogen. Sie darf in Bezug auf Sex nicht zimperlich sein, aber auch nicht zu bereitwillig. Er mag Verstand, gepaart mit Humor.«
»Sei mir nicht böse«, erwiderte Layla, »aber das klingt so, als ob du dich selber beschreibst.«
Cybil hielt irritiert inne, fuhr dann aber fort: »Im Gegensatz zu Fox will er keine Familie gründen und sich nicht niederlassen. Er ist ein Spieler, und er steht auf Frauen, die die Spielregeln ebenfalls beherrschen. Eine Frau, die zu gewinnen und zu verlieren versteht. Körperliche Reize ziehen ihn natürlich an - wie alle Männer -, aber nur zu einem gewissen Grad. Da er sich meistens
hervorragend unter Kontrolle hat, ist das wahrscheinlich der Schlüssel zu ihm.«
»Sie könnte einen Bestseller schreiben, wenn sie das alles einmal ausformulieren würde.« Quinn strahlte Cybil wie eine stolze Mutter an.
»Es ist ja nur hypothetisch...« Cybil fuhr fort: »Er braucht Herausforderungen, deshalb musst du dich auf dem schmalen Grat zwischen Interesse und Desinteresse bewegen, damit er von beidem genug bekommt. Also keine heiß-kalten Wechselbäder, sondern immer genau die richtige Temperatur - und dann unerwartet eine kleine Veränderung, damit er aus dem Gleichgewicht gerät. Und...«
Sie blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Ist ja egal, ich mache es sowieso nicht. Es steht viel zu viel auf dem Spiel, um so etwas auszuprobieren.«
»Als wir auf dem College waren, hat sie es einmal mit einem Typen gemacht, der mich betrogen hat. Sie hat den Mistkerl aufgezogen wie eine Uhr, und dann hat sie ihm eins übergebraten. Es war wundervoll. Aber, du hast recht, unter den gegebenen Umständen ist es vielleicht ein bisschen unpassend.«
»Na ja.« Cybil warf die Haare zurück. »Aber es hat
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