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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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an der Länge der Zeitintervalle, die sich nach jeder E s sensausgabe endlos hinzuziehen schienen. Die Zelle war konstant erleuchtet – ohne Unterbrechungen oder Schwankungen. Unter solchen Bedingungen kannte er sehr wohl die Gefahren für seinen Geist, glaubte aber nicht, daß man es darauf angelegt hatte. Ab und zu k a men in unregelmäßigen Abständen Gruppen von Kri e gern vorbei und schauten zu ihm herein. Sie kamen i m mer zu dritt, und wie bei allen Ler, die Han bisher getro f fen hatte, waren ihre Geschlechtsunterschiede bis auf ein Minimum reduziert. Efrem hatte richtig gehört: Sie w a ren ein barbarisch aussehender Haufen. Einige waren tätowiert, Männer wie Frauen, und alle trugen ihr Haar in verschiedenen seltsamen Arrangements: Federschmuck, Zöpfe, Bürsten, Fransen und unbeschreibliche Verkn o tungen und Verschlingungen. Keiner von ihnen sprach ein Wort.
    Han begann mit sich selbst ein Spielchen zu treiben, um so klar bei Verstand zu bleiben. Er nannte es: „Sieh zu, wieviel du über ein Raumschiff allein aufgrund der Geräusche, die es macht, in Erfahrung bringen kannst.“ Schon nach kurzer Zeit nahm langsam, aber sicher eine Idee Gestalt an, die mehr und mehr Besitz von ihm e r griff. Als sie in aller Deutlichkeit vor ihm stand, war er doch ziemlich überrascht. Mit einem Male begriff er: Dieses Schiff, diese riesige Festung, die von Meteoriten als Waffen umkreist wurde und mit Sicherheit in der L a ge war, einen ganzen Planeten zu zermalmen – dieses Schiff war uralt und in einem Stadium, wo es dringender Überholung und Reparaturen bedurfte. Wohl allein die äußerst kluge Wartung hatte es so lange am Leben erha l ten. Wie alt mochte es sein? Er hatte keinerlei Vorste l lungen. Hunderte von Jahren, vielleicht Tausende. Er rief sich Liszendirs Geschichte von der Ler-Rebellin Sanji r mil und den Klarkinnen ins Gedächtnis zurück. Richtig! Doch er unterbrach seine Überlegungen und horchte.
    Das Schiff röhrte und vibrierte konstant und kam nicht selten völlig unkontrolliert ins Schlingern. Han befühlte das Polsterungsmaterial: Natürlich war es neu. Diese ganze Sektion schien neu gemacht zu sein – wohl erst kürzlich umgebaut und renoviert; jedes Schiff erfuhr im Laufe der Zeit einige Veränderungen. Aber das Material, ziemlich grob gewebt, war nicht dazu angetan, sein Urteil über das Schiff zu revidieren. Das Ächzen und Stöhnen ging weiter und steigerte sich noch wesentlich.
    Han machte eine weitere betrübliche Feststellung: Die Klimaanlage arbeitete nur manchmal. Ab und zu nahm die Luft in der Zelle einen abgestandenen Geruch an, ein anderes Mal war sie voll merkwürdiger und eigenartiger Duftnoten. All diese Symptome verschlimmerten sich noch, je mehr Zeit verstrich. Han wurde zunehmend empfindlicher. Schließlich erreichte das Schlingern, Rü t teln und Stottern der Anlagen ihren Höhepunkt – dann war Stille.
    Kurz darauf erschien zu Hans großer Überraschung Liszendir am Fensterchen der Zellentür, schaute herein und öffnete die Tür. Sie trug einen großen Beutel über der Schulter, der – wie er richtig vermutet hatte – mit Nahrungskonzentratpillen gefüllt war, dazu eine alte r tümliche Armbrust und einen Köcher mit Pfeilen. A n scheinend für ihn gedacht – aber eine Armbrust? In e i nem Raumschiff? Dennoch nahm er sie voller Dankba r keit an. Als erstes spannte er die Waffe und lud sie mit einem der primitiven, aber tödlichen Eisenpfeile. Lisze n dir lächelte ungerührt und gefühllos.
    „Komm schnell! Sag jetzt nichts! Du wirst es nicht glauben, aber ich denke, wir können von hier entko m men. Wir sind auf Morgenröte gelandet.“
    Ein einzelner Wachposten tauchte an der Korridorecke auf, schaute verwirrt drein. Als er oder sie – Han war sich da nicht sicher – die beiden gewahrte, schoß Han gekonnt und ohne zu zögern. Der federgeschmückte Krieger sank getroffen zu Boden, und ein schwaches Knurren war alles, was er im Sterben von sich gab. Li s zendir warf Han einen Blick zu, aus dem er nicht so recht schlau wurde – als ob sie die Aktion billigte, nicht aber die Methode. Schließlich war sie es doch, die ihm die Waffe gebracht hatte und somit mußte sie auch damit rechnen, daß er sie gebrauchte – auch wenn sie es lieber nicht gesehen hätte.
    Han spannte und lud erneut, verfluchte dabei insg e heim jene Menschen, die einschüssige Waffen erfunden hatten; dann rannte er mit Liszendir den Korridor hinu n ter. Sie führte ihn durch ein Labyrinth von

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