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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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zitterten.
    Was verbirgt sich wohl unter der Decke?, fragte sich sie. Noch mehr Blut?
    Lea konnte sich nicht bewegen, selbst als Adam versuchte, sie etwas von sich zu schieben, damit er zum Spülbecken in der Kochnische gehen konnte. Erst das Geräusch des glucksenden Wasserhahns riss sie aus der Erstarrung. Mit wankenden Schritten taumelte sie ihm nach, bis ihr der metallisch schwere Geruch von Blut in die Nase schlug.
    Mit einer Hand klatschte Adam sich Wasser ins Gesicht, das daraufhin rötlich verfärbt im Abfluss verschwand. Erst als das Wasser wieder ganz klar durch das Becken lief, stellte er es ab. Leicht vornübergebeugt verharrte er dort; nasse Haarsträhnen klebten in seinem Gesicht.
    Ein dunkler Fleck in Adams zerzaustem Haar zog Lea magisch an, und sie tauchte einen Finger hinein. Etwas Klebriges blieb daran haften. Ihr wurde übel. Hektisch fixierte sie die tiefen Schnittwunden auf Adams Schulterblatt, an deren Rändern sich plötzlich etwas bewegte. Die Wunden wurden schmaler - es ließ sich nicht leugnen. Während Lea die Striemen anstarrte, begannen diese, sich zu schließen.
    »Das ist nicht mein Blut. Kein Menschenblut.«
    Die Worte rissen Lea aus ihrer Benommenheit, und sie wandte mit aller Gewalt den Blick von der Wunde auf dem Schulterblatt ab. Ihre Hände krallten sich am Rand des Spülbeckens fest. Das kalte Porzellan bot ihr Halt. Die feinen Risse in seiner Oberfläche hatten etwas Wahres, etwas Echtes an sich.
    Unsicher streckte sie erneut eine Hand nach Adam aus. Sie sah, wie sich sein Gesichtsausdruck verhärtete, als er sich zu ihr umwandte.Trotzdem legte sie die Handfläche auf seine nackte Brust, und bei der Berührung fühlte sie ein Prickeln, als ginge eine leichte Stromspannung durch sie hindurch. Mit einem Schlag waren alle Verwirrung und Furcht fortgewischt, es gab nur noch das Verlangen, Adams Körper zu spüren, sich an ihn zu drängen, damit auch das kleinste Stückchen ihrer Haut mit diesem Zauber überzogen war.
    Doch schon im nächsten Augenblick entzog sich Adam ihr mit einer einzigen fließenden Bewegung.Vor Enttäuschung gab Lea einenverwundeten Laut von sich, den Adam mit einem knurrenden Ton erwiderte. Überrascht hielt sie inne. In Adams Gesicht war dieselbe Erregung zu erkennen, die auch von ihr Besitz ergriffen hatte. Er wandte sich ihr erneut zu, und sie sah, wie sich die Muskeln unter seiner Haut anspannten, als wolle er jeden Moment nach ihr greifen. Aber er blieb regungslos stehen und schien kaum noch zu atmen. Nur mit größter Mühe gelang es ihr, ihn nicht einfach an sich zu reißen.
    »Was nun?«, fragte sie stattdessen atemlos.
    Adam wischte sich ruppig über das Gesicht, als ob er sich selbst aus einem Traum wecken wolle. Dann legte er sich die Hand über die Augen, und seine untere Gesichtshälfte verschwand im Schatten. Dennoch entging Lea nicht sein leises Lachen. Es klang verzweifelt und erleichtert zugleich.
    »Ich sollte einen Arzt rufen. Irgendjemanden«, sagte sie, darum bemüht, etwas wie Normalität entstehen zu lassen.
    »Nein!« Adam machte einen hastigen Schritt auf sie zu. Furcht und eine Spur von Zorn flackerten jäh in seinen Augen auf, doch der Ausdruck war sofort wieder verschwunden und machte seiner alten Selbstbeherrschung Platz. »Wir setzen uns jetzt«, sagte er und zeigte auf die Matratze, neben dem verschlissenen Teppich und einem Plastikstuhl die einzige Sitzgelegenheit in diesem Raum.
    Lea ließ sich neben ihm auf dem Bett nieder und versuchte, ihn nicht versehentlich zu berühren. Adam war abermals in seine Starre verfallen und schien sie nicht wahrzunehmen. Langsam wich Leas Beklemmung einer kalten Wut. Sie ärgerte sich über diesen schweigenden Mann, der sie von einer Verwirrung zur nächsten trieb. Dabei hatte er eine Grenze überschritten, und sie verlangte nach einer Erklärung.
    »Du sitzt mitten in der Nacht in meinem Zimmer«, eröffnete sie das Feuer.
    Adam nickte, ohne ihr das Gesicht zuzuwenden. Sein rechtes Bein war leicht angewinkelt, der verletzte Arm mit dem blutgetränkten Verband ruhte wieder auf seinem Schoß. Die Decke, die er sich um den Körper geschlungen hatte, war herabgerutscht und zeigte einen frisch aufgeschürften Hüftknochen. »Mitten in der Nacht, unbekleidet.«
    Da Adam wiederum nur nickte, fügte sie hinzu: »Nackt und blutverschmiert.Verdammt, Adam!«
    Gereizt erwiderte er ihren Blick. »Ja«, sagte er lediglich.
    »Die Wunde auf deinem Rücken ist gerade dabei, sich selbst zu heilen.«
    Adam

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