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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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in die Hand gedrückt, offensichtlich der Auffassung, dass sie den bitter nötig hatte. Leider ergab die Verbindung, die der Alkohol mit dem Schlafmittel einging, jedoch nicht die gewünschte Wirkung. Statt einigermaßen geradeaus denken zu können, schalteten bei Lea innerhalb kürzester Zeit sämtliche Sicherungen ab.
    Es kostete Adam eine ungeheuerliche Willenskraft, den Blick von Lea loszureißen und seinem Tischnachbarn die erforderliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Allerdings musste er feststellen, dass van Weinhuus' Mund zwar offen stand, aber kein einziger Laut herausdrang. Seine Pasta rustica stand unberührt vor ihm, und in der Hand hielt er die unbenutzte Gabel wie einen vollkommen vergessenen Gegenstand. Ein ungewöhnlicher Zustand für diesen genusssüchtigen Mann, so dass Adams Blick pfeilschnell zu Lea zurückeilte, die ihm gegenüber platziert worden war.
    Lea hatte einen Arm angehoben und massierte sich mit ungewöhnlich langsamen Bewegungen den Nacken. Die feingliedrigen Chandeliers glitzerten im Licht und schmiegten sich an die Linie ihres Halses. Erneut hob sie den Arm ein Stück an, und das Dekollete ihres schwarzen Bustierkleides gab einen schwindelerregendenAnblick frei.
    Im letzten Moment gelang es Adam, ein Aufkeuchen zu unterdrücken. Doch er konnte nicht verhindern, dass ihm das Blut leuchtend rot in die Wangen schoss und ihm der Schweiß ausbrach. In der Hoffnung auf Ablenkung wandte er sich seiner Tischnachbarin zu, da van Weinhuus' Herumgerutsche auf dem Stuhl verriet, dass er immer noch in Leas Anblick vertieft war.
    Frau van Weinhuus schaute ihn erwartungsvoll an. Adam hatte schon den ganzen Abend über ihren Blick auf sich gespürt und war mit wenig Erfolg ihren Versuchen, ihn zu berühren, ausgewichen. Kokett strich sie sich nun über den Hais, unbewusst Leas verführerische Pose nachahmend.
    »Ihre Begleitung scheint heute Abend ein wenig neben sich zu stehen. Oder entspricht diese kindliche Geistesabwesenheit etwa ihrem Naturell?«
    Bevor Adam etwas erwidern konnte, hüllte ihn ein berauschender Duft ein. Süß wie Karamel!, aber zugleich durchzogen mit einer Spur von etwas Herbem, einer Orangenschale ähnlich, die einem in der Nase prickelt. Dieser Duft konnte sich nicht entscheiden, ob er verführen oder mit seiner Ausdrucksstärke beeindrucken wollte. Adam kannte ihn nur allzu gut, denn auf keinen anderen reagierte sein Körper mit solch einer Intensität.
    Mit einem Anflug von Verzweiflung ballte er die Hände zu Fäusten. Verblüfft zog er die Augenbrauen in die Höhe, als seine Tischnachbarin ein gg gg, Stück von ihm zurückwich, ihm aber zugleich ein anzügliches Lächeln schenkte. Den Grund dafür fand er in seinem Spiegelbild der weit aufgerissenen Augen von Frau van Weinhuus: Er sah einen Mann, der kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren. So sehr er sich auch darum bemühte, die auflodernde Begierde, die Lea in ihm wachrief, zu kontrollieren, sie ließ sich nicht überspielen.
    In einem Anflug von Galgenhumor musste Adam beinahe auflachen. Hier saß er nun endlich in der Gesellschaft, in die zu gelangen ihn so viel Mühe gekostet hatte. Und anstatt sich darauf zu konzentrieren, die Beziehungen auszubauen, verlor er die Fassung wegen einer Frau, die kaum mehr als ein Schmollen für ihn übrig hatte.
    Erneut streifte Adam der sinnliche Duft von Leas erhitzter Haut, und er umfasste stöhnend die Tischplatte. Er hielt den Atem an und versuchte, wieder Herr seiner überspannten Sinne zu werden. Mit wachsender Verzweiflung starrte er Lea an, die sich lasziv über den Nacken streichelte, wobei ihr Busen aus dem Ausschnitt zu rutschen drohte. Dabei hielt sie die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet. Schon einen Augenblick später ertappte er sich dabei, wie seine Gedanken lüstern um ihre geöffneten Lippen kreisten.
    »Liebling, würdest du bitte deinen Arm herunternehmen?« Wie aus großer Entfernung hörte Adam seine eigene raue Stimme, die mehr von seiner Verfassung verriet, als ihm lieb war.
    Lea verharrte einen Augenblick, dann blickte sie ihn an, als sei sie gerade aus einem Traum erwacht. Langsam senkte sie den Arm, wobei eine feine Strähne ihres Haars zwischen den Fingern haften blieb, wie Adam fasziniert beobachtete. Dann stützte sie den Ellbogen auf den Tisch und tauchte ihre Fingerspitzen in das Wasserglas.
    »Mir ist furchtbar heiß.« Die Stimme klang ungewöhnlich ruhig, fast ein wenig schleppend.
    Am nächsten Morgen schlug Lea die Augen

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