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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Haut.
    Es war der pure Luxus. Tess hatte noch nie in ihrem Leben so etwas getragen, und doch fühlte sie sich so, als wollte sie nie wieder etwas anderes anziehen. Sie war zwar noch ein Kind, aber in diesem Kleid fühlte sie sich – erwachsen. Ja, das war das Wort, das sie gesucht hatte. Erwachsen. Sie seufzte und hüpfte auf der Stelle, was den Druck auf die Blase allerdings nur verstärkte.
    Tess nahm den Schlüssel, den sie zuvor auf den Tisch gelegt hatte, und verließ ihr Zimmer, um sich unten in der Halle umzuschauen, vielleicht sogar mit dem einen oder anderen Gist ins Gespräch zu kommen. Sie wollte nicht auf den Fahrstuhl warten und nahm stattdessen die Treppe.
    Unten angekommen begab sie sich zur Rezeption, wo Armand damit beschäftigt war, etwas in ein Buch zu schreiben. Er blickte auf und lächelte, als er Tess sah.
    »Ah, sie haben die Badewanne ausprobiert. Und jetzt möchten sie gerne etwas trinken.«
    »Um Himmels willen«, stöhnte Tess, die unwillkürlich die Beine überkreuzte. »Nein, ich wollte Sie fragen, ob Sie nicht ein wenig Zeit für mich hätten.«
    »Natürlich.« Er klappte das Buch zu, wobei ihm jedoch nicht Tess’ Blick entging. »Kein großes Geheimnis. Das ist der Arbeitsplan für den morgigen Tag.«
    Tess errötete. »Entschuldigung. Ich wollte nicht unhöflich sein.«
    »Ich bitte Sie. Als ich zum ersten Mal das Grand Hotel besucht habe, war ich noch neugieriger als Sie. Das hat mir einen Heidenärger eingebracht, aber heute ist man da nicht mehr so streng.«
    »Es sei denn, es geht um das Empfangsbuch«, sagte Tess.
    »Es sei denn, es geht um das Empfangsbuch«, bestätigte Armand. »Wissen Sie, wichtig ist nicht nur die Identität unserer Gäste, sondern wir achten auch auf die Vorlieben und kleinen Marotten. Niemand möchte die peinliche Erfahrung machen, dass über ihn geredet wird, weil er die Angewohnheit hat, etwas zu tun, was in den Augen anderer vielleicht unappetitlich, abstoßend oder belustigend ist. Das Grand Hotel ist eine Rückzugsmöglichkeit für alle, die der realen Welt ab und zu den Rücken kehren wollen.«
    »Dafür ist es wunderbar geeignet«, gab Tess zu.
    »Nicht wahr? Aber wenn Sie mit einem anderen Gast Kontakt aufnehmen möchten, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder Sie heften Ihr Ansinnen an das Schwarze Brett dort drüben bei der Bar. Oder Sie hinterlassen einfach bei mir eine persönliche Nachricht. Ich werde sie dann der betreffenden Person zukommen lassen.«
    »Und wenn ich den Namen nicht kenne?«
    Armand lächelte. »Dann wird es zugegebenermaßen ein wenig schwierig.«
    »Ich möchte etwas über meine Eltern erfahren«, sagte Tess.
    »Oh«, sagte Armand nur. »Vielleicht versuchen Sie es dann mit dem Schwarzen Brett. Das ist zwar vielleicht ein wenig sehr öffentlich, aber ich denke, sie werden ohnehin keinen Erfolg haben, wenn Sie die Suche diskret und im Geheimen durchführen.«
    »Hat es diesen Fall schon einmal gegeben? Dass Kinder an diesem Ort ihre Eltern gesucht haben?«
    »Manchmal. Es ist aber schon lange her. Vor vierhundert Jahren hat es einmal eine Zeit gegeben, da hatten die Menschen geglaubt, die Eskatay seien wieder zurückgekehrt. Sie machten Jagd auf alle, die anderes waren als sie. Jeder, der fern der Gemeinschaft ein selbstbestimmtes Leben führen wollte, war auf einmal verdächtig. Damals waren viele Eltern gezwungen gewesen, ihre Kinder in die Obhut normaler Menschen zu geben.«
    »Aber was ist unser Ursprung? Wo kommen die Gist her?«, fragte Tess und überkreuzte die Beine. Sie fragte sich, wie lange sie den Drang, auf die Toilette gehen zu müssen, noch unterdrücken konnte.
    Armand lächelte. »Es gibt mehrere Theorien. Die meisten sind an den Haaren herbeigezogen, aber eine finde ich recht überzeugend. Viele behaupten, dass in dem großen Krieg Waffen eingesetzt wurden, die gezielt die Eskatay vernichten sollten. Doch nicht alle starben. Manche veränderten sichund konnten die von den Blumen hervorgerufenen magischen Begabungen an ihre Kinder weitergeben.«
    »Aber wieso gingen die Gist in den Untergrund?«, fragte Tess.
    »Weil nur so der Krieg beendet werden konnte. Der Hass der Menschen auf uns war so groß, dass sie erst geruht hätten, wenn wir alle ausgelöscht worden wären.« Armand machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich weiß nicht, ob wir uns heute überhaupt vorstellen können, wie mörderisch dieser Krieg wirklich war. Er hätte beinahe alles Leben auf dieser Welt vernichtet. Aber ich mache dir einen

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