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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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verbringen.«
    »Haben wir noch Zeit für uns?«, fragte ich.
    »Ja.« Sie lächelte unter Tränen.
    Ich schloss die Tür ab und sie zog die Vorhänge zu. Niemand störte uns.
    Guselka löste auf Noras Anweisung um 2 3 Uhr den Alarm aus. Ohne Hast gingen wir zusammen mit den Wissenschaftlern in einer stummen Prozession den Berg hinauf. Nora und ich bildeten den Schluss.
    »Es beginnt«, sagte Nora. »Ilja hat die Blumen entfesselt. Die Zahl der Eskatay steigt sprunghaft an.«
    »Wie viele sind es?«
    »Ich weiß es nicht. Knapp dreißigtausend. Ilja hat die Blumen überall auf der Welt verteilt. Nach den Raketenbasen konzentriert er sich jetzt auf die Armee. Oksana muss eine unglaubliche Macht entwickelt haben, denn es scheint, als folgten alle Eskatay ihrem Befehl.« Sie beschleunigte ihre Schritte und trieb die anderen zur Eile an. Ich war der Letzte, der den Versorgungstunnel betrat, und verriegelte die Tür von innen.
    Guselka gab Anweisungen, wie die Anlage zu sichern war. Wassili hatte einen tragbaren Fernseher auf den Tisch gestellt. Jeder Sender hatte sein Programm unterbrochen und brachte nur noch Berichte aus den Hauptstädten, wo die Menschen sowohl gegen die Eskatay als auch gegen das Verhalten der Amerikaner und der Sowjets protestierten. Nora saß abseits auf einem Stuhl und kraulte Porter hinterm Ohr. Sie wusste, was geschah, und brauchte es nicht im Fernsehen zu verfolgen.
    Plötzlich überschlugen sich die Meldungen. In der Sowjetunion war von einem U-Boot die erste Atomrakete abgeschossen worden. Niemand kannte ihr Ziel, bis nach einer Viertelstunde die Nachrichtenagenturen bestätigten, dass der Sprengkopf in fünfundsiebzig Kilometer Höhe über Tschelyabinsk detoniert war. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Irgendwo im Ural wurde der nächste Raketenstart gemeldet. Ihr Ziel war Murmansk, wo die Nordmeerflotte vor Anker lag.
    »Noch gehen sie nicht aufs Ganze«, sagte Guselka. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn. »Hätte Ilja Moskau zerstört, bräche jetzt die Hölle los.«
    Die dritte Rakete stieg auf, diesmal vom Vandenberg-Luftwaffenstützpunkt in Kalifornien. Die EMP-Bombe detonierte vier Minuten später über Riverside in Iowa. Es war ein Schlagabtausch mit genau berechneten Mitteln, bei dem die eine Seite darauf wartete, dass die andere die Nerven verlor. Ich fühlte mich an eine Sportveranstaltung erinnert, nur dass es hier um Leben und Tod ging.
    Der Start der vierten Rakete kam von Cheyenne Mountain, das unter Iljas Kontrolle stand.
    »Solange die Abschüsse im eigenen Land stattfinden, wird der Konflikt nicht eskalieren«, sagte Guselka. »Die Amerikaner werden genau wie die Russen nicht ihre eigenen Städte in Schutt und Asche legen.«
    Die Abschüsse nahmen kein Ende. Im Abstand von einer Viertelstunde meldeten die Nachrichtenagenturen neue Raketenstarts.
    »Das wird Ilja nicht mehr lange durchhalten«, sagte Guselka. »Ihm gehen bald die Eskatay und die Sprengköpfe aus.« Kaum hatte er das gesagt, als ein Reporter, der vor dem Pentagon stand, fassungslos bestätigte, dass die Sowjets auf einen Schlag zweihundertfünfzig Interkontinentalraketen gestartet hatten.
    »Ich hoffe, dass sie nur mit EMP-Bomben bestückt sind«, sagte Wassili.
    »So viele haben wir nicht«, sagte Guselka. Er war kreidebleich. »Das werden reguläre Nuklearsprengköpfe sein.«
    »Oh mein Gott«, sagte Wassili. Dann verschwand das Bild auf dem Fernsehschirm. Hastig suchte er nach einem neuen Sender. Doch kaum hatte er einen gefunden, löste er sich in einem Rauschen auf. Die wenigen Bilder, die wir noch empfangen konnten, zeigten in Panik geratene Menschen, deren Gestalten sich in einem Blitz auflösten. Der einzige Sender, den wir noch hereinbekamen, war das Lokalfernsehen von Kiruna. Zu keiner der größeren Städte gab es Kontakt. Die Telefonverbindungen waren unterbrochen. Die Rechner unserer Anlage waren über Satellit mit dem Internet verbunden, doch es gab keinen Server mehr, in den sie sich einwählen konnten. Dann spürten wir einen dumpfen Schlag. Die Übertragung aus Kiruna brach zusammen. Noch ein Schlag. Wieder ein Schlag. Die Detonationen kamen näher. Nora stand neben mir und ergriff meine Hand.
    »Wenn ich es dir sage, wirst du mit Porter springen«, sagte sie. »Hast du mich verstanden?«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Das wirst du, wenn es so weit ist.«
    Wieder ein Schlag. Das Licht flackerte und von der Decke der Kuppel fielen faustgroße Gesteinsbrocken auf uns

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