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Morphin

Morphin

Titel: Morphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Szczepan Twardoch
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trägt mich, die Stadt halbtot und doch lebendig, Warschau.
    Mein Schokoladenhaus, wer bin ich, wenn ich deine Treppen hochsteige, an die Tür klopfe, wer bin ich?
    Und dann in der Nacht unterhalten wir uns.
    Ich mache mir bewusst, wer diese wunderbare Frau ist, die ich wirklich liebgewonnen hatte, um diese Liebe dann zu vergessen, weil andere kamen, Salomé kam mit ihrem weißen, hurenhaften Körper, einem Körper, dessen Weichheit und Fülle mir nie mehr aus meinem Kopf gehen wird, und doch war Salomé nicht einmal ein Teil dessen, was Hela für mich ist.
    Und ich beschuldige sie insgeheim so gern und verurteile sie, als würde ich sie hassen, dabei liebe ich sie. Beschuldige sie, dass sie die Tochter ihres Vaters ist, dabei ist sie das keineswegs mehr, als jedes andere Kind seiner Eltern ist.
    Und sie liebt mich mehr, als sie Polen liebt.
    Liebt sie dich mehr als Polen, Kostek?
    Ich weiß es nicht.
    Ich sage, ich werde Reichsdeutscher und wir werden uns trennen, sie wird mich verleugnen müssen. Damit die Geschichte glaubwürdig ist. Nicht ausgeschlossen, dass sie ihr Jureczek wegnehmen wollen, aber das werde ich zu verhindern suchen.
    «Wir sagen einfach, Jureczek ist nicht dein Sohn», rät Hela. «Sondern die Frucht einer Affäre mit irgendeinem Polen.»
    Ich schlucke das, ich schlucke sehr laut.
    Und sie sieht das alles und versteht. Jureczek schläft schon, und Hela nimmt mich in die Arme, führt mich ans Bett, und ich weiß doch, dass sie von meiner Untreue weiß. Sie weiß aber auch, dass ich sie wahrhaftig liebe, also sagt sie mir die süßesten Worte, flüstert mir ins Ohr, ein Zuckerwürfel nach dem anderen, wir werden uns heimlich treffen, nach dem Krieg werden alle die Wahrheit erfahren, und ich werde ein Held sein, sie wird keinen anderen Mann ansehen, ihr tut das auch weh, wie eine Stilettwunde mitten im Herzen, aber sie versteht, dass es sein muss, weil Krieg ist und nichts weiter als logisch, dass ich mit meinem Deutsch und meiner deutschen Abstammung Polen am meisten, am besten dienen kann. Sie knöpft mein Hemd auf, dieses Opfer muss man bringen, ich erkenne sie gar nicht wieder, sie küsst meinen Hals, kein Mann wird sie berühren, wir werden uns treffen, Kostek, und was ist mit Jureczek? Jureczek erzählen wir eine kleine Lüge, dass der Papa wegfahren musste, und wenn die Kinder auf dem Hof ihm sagen, der Papa ist ein Scheißdeutscher geworden, dann lasse ich ihn nicht mehr auf den Hof, Kostek, sie küsst meinen Bauch, wie sie ihn nie geküsst hat, liebkost meinen Körper, wie noch nie, liebkost mich so, als wäre sie ein Mann und ich die Frau, die es zu entflammen gilt, doch du wirst ihn sehen können, wenn er schläft, Kostek, du wirst ihn zudecken, und später, nach dem Krieg, sagen wir ihm alles, und er wird einen Helden zum Vater haben, sie knöpft mir die Hose auf, zieht sie vorsichtig herunter, zieht meine Unterwäsche aus, ich bin gespannt, ob sie mich so küssen wird, wie mich bis jetzt nur Salomé geküsst hat, sie nimmt mich in die Hand, und ihr Blick trifft meine Augen, wenn ich sie jetzt ermuntern würde, würde sie, aber ich will nicht, ihr Mund soll rein bleiben, also ziehe ich sie hoch zu mir, sie küsst mich auf den Mund, ich würde dich lieben, Kostek, sogar wenn du wirklich ein Deutscher werden würdest, denn du bist meine ganze Welt, ich könnte dich nicht nicht lieben, mich gibt es ohne dich nicht, Kostek.
    Ich bin nackt, sie angezogen. Sie reißt sich von mir los und entblößt sich, wie sie sich nie vor mir entblößt hat, sie zieht sich nicht aus wie zu hygienischen Zwecken, nicht verschämt, um gleich darauf unter die Decke zu schlüpfen, denn sie mochte es nicht, dass ich sie in einer erotischen Situation ansah, jetzt aber erlaubt sie es mir, ihre Brüste, ihr Bauch, das helle Haar im Schritt, und als sie das Kleid abstreift, noch der goldene, kaum sichtbare Dunst der hellen Haare unter den Achseln, sie stützt die Hände auf meine Brust und setzt sich auf mich, und wir lieben uns, wie wir uns noch nie geliebt haben, Hela mit offenem Mund und die Augen geschlossen.
    «Und jetzt geh dorthin», sagt sie, als wir unter der Decke geborgen sind.
    «Nie haben wir uns so oft geliebt», erwidere ich. «Gestern Nacht und jetzt wieder.»
    «Nie habe ich dich so sehr geliebt wie jetzt, Konstanty. Deshalb. Aber jetzt geh, nimm die Papiere, sie sind im Arbeitszimmer, in der unteren Schreibtischschublade, nimm die Papiere und geh.»
    Ich küsse sie, ihre Zunge in meinem Mund wie

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