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Morphium

Morphium

Titel: Morphium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ab, obwohl ich fast zwanzig Jahre bei ihr war. Es ist eine undankbare Welt, Monsieur Poirot. Man versucht seine Pflicht zu tun – und wie wird es einem gedankt?!«
    »Ach«, seufzte Poirot, »wie wahr das ist!«
    »Aber Schlechtigkeit triumphiert nicht immer«, sagte Mrs Bishop.
    »Richtig, Mary Gerrard ist tot… Die Umstände ihres Todes scheinen ganz unerklärlich.«
    »Diese Polizei und ihre neuartigen Ideen!«, schnaubte Mrs Bishop. »Ist es wahrscheinlich, dass eine wohlerzogene junge Dame aus guter Familie wie Miss Elinor herumgehen würde und Leute vergiften? Und mich wollten sie auch hineinziehen, behaupten, ich hätte gesagt, ihr Wesen sei eigentümlich gewesen!«
    »Aber war es nicht eigentümlich?«
    »Und warum sollte es nicht eigentümlich sein?« Mrs Bishops Busen hob sich erregt. »Miss Elinor ist eine junge empfindsame Dame, sie war im Begriff, die Sachen ihrer Tante zu ordnen – und so etwas ist immer eine traurige Sache.«
    Poirot nickte verständnisvoll.
    »Es hätte es ihr sehr erleichtert, wenn Sie sie begleitet hätten.«
    »Das wollte ich ja, Monsieur Poirot, aber sie lehnte ganz heftig ab. Ach, Miss Elinor war immer eine sehr stolze und zurückhaltende junge Dame. Heute wünschte ich, dass ich doch mit ihr gegangen wäre.«
    »Sie dachten nicht daran, ihr ins Haus zu folgen?«
    Mrs Bishop hob würdevoll ihren Kopf.
    »Ich gehe nicht dorthin, wo man mich nicht haben will, Monsieur Poirot.«
    Poirot sah beschämt drein.
    »Außerdem hatten Sie zweifellos an diesem Morgen wichtige Dinge zu tun?«
    »Es war ein sehr warmer Tag, ich erinnere mich, sehr schwül.«
    Sie seufzte. »Ich ging auf den Friedhof, um ein paar Blumen als Zeichen meiner Verehrung auf Mrs Welmans Grab zu legen, und musste mich dort lange ausruhen. Die Hitze hat mich ganz überwältigt, ich kam zu spät zum Essen nach Hause, und meine Schwester war ganz bestürzt, als sie sah, wie aufgelöst ich war!«
    Poirot blickte sie bewundernd an.
    »Ich beneide Sie, Mrs Bishop. Es ist in der Tat angenehm, wenn man sich nach einem Todesfall nichts vorzuwerfen hat. Mr Roderick Welman, denke ich mir, muss sich doch Vorwürfe machen, dass er an jenem Abend nicht zu seiner Tante hineingegangen ist, obwohl er natürlich nicht wissen konnte, dass sie so bald dahingehen würde.«
    »Ah, da sind Sie aber im Irrtum, Monsieur Poirot, das kann ich Ihnen mit Bestimmtheit sagen. Mr Roddy ging ja in das Zimmer seiner Tante! Ich war gerade draußen auf dem Treppenabsatz. Ich hatte die Pflegerin hinuntergehen gehört und wollte mich vergewissern, ob Mrs Welman nicht etwas brauchte – Sie wissen ja, wie Pflegerinnen sind: bleiben immer lange unten, um mit den Mädchen zu schwätzen, oder hetzen sie herum, indem sie ständig etwas verlangen. Nicht dass Schwester Hopkins so schlimm war wie die andere, die rothaarige, die immer schwätzte und Verdruss machte! Aber wie gesagt, ich dachte, ich sollte mal nachsehen, ob alles in Ordnung sei, und da sah ich Mr Roddy in das Zimmer seiner Tante schlüpfen. Ich weiß nicht, ob sie ihn erkannte oder nicht, aber jedenfalls hat er sich nichts vorzuwerfen.«
    »Das freut mich. Er ist ziemlich nervös, nicht wahr?«
    »Ein bisschen grillig. War er immer.«
    »Mrs Bishop, Sie sind offenbar eine Frau mit großer Menschenkenntnis. Ich habe mir eine hohe Meinung von Ihrem Urteil gebildet. Was ist Ihrer Meinung nach die Wahrheit über Mary Gerrards Tod?«
    Mrs Bishop schnob verächtlich.
    »Das ist doch klar, denke ich! Eine von diesen schlechten Pasten von Abbott. Hat sie monatelang in seinen Fächern stehen! Meine Cousine wurde einmal krank von Krabbenkonserven und ist beinahe daran gestorben!«
    »Was bedeutete dann aber das Morphium, das in der Leiche gefunden wurde?«, wendete Poirot ein.
    Mrs Bishop sagte großartig:
    »Ich weiß nichts von Morphium! Ich weiß nur, wie Ärzte sind:
    Sagt ihnen, sie sollen etwas suchen, und sie werden es finden!
    Verdorbene Fischpaste ist natürlich nicht interessant genug für sie!«
    »Sie halten es nicht für möglich, dass sie Selbstmord beging?«
    »Die?«, schnob Mrs Bishop. »Nein, gewiss nicht! Hatte sie sich nicht vorgenommen, Mr Roddy zu heiraten? Der wäre nie im Leben ein Selbstmord eingefallen!«

12
     
    D a es Sonntag war, traf Hercule Poirot Ted Bigland auf der Farm seines Vaters.
    Es war nicht schwierig, Ted zum Reden zu bringen, er schien sogar die Gelegenheit zu begrüßen – als gewähre eine Aussprache ihm Erleichterung.
    »Sie versuchen herauszubekommen, wer

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