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Morphium

Morphium

Titel: Morphium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Carlisle die beste Gelegenheit dazu hatte!«
    »Was ist mit den Pflegerinnen?«
    »Jede von ihnen könnte es gewiss auch getan haben. Aber Schwester Hopkins war gleich über das Verschwinden des Röhrchens betroffen und erwähnte es offen. Sie hätte das nicht tun müssen. Der Totenschein war unterzeichnet. Wozu die Aufmerksamkeit auf das fehlende Morphium lenken, wenn sie schuldig war? Sie wird ohnehin wegen Nachlässigkeit gerügt werden. Außerdem, was konnte sie durch Mrs Welmans Tod gewinnen? Nichts. Dasselbe gilt für Schwester O’Brien.«
    Roddy nickte.
    »All das ist ganz richtig.«
    »Und dann sind da noch Sie selbst«, fuhr Poirot fort.
    Roddy fuhr zusammen wie ein nervöses Pferd.
    »Ich?«
    »Gewiss. Sie könnten das Morphium entwendet haben. Sie könnten es Mrs Welman gegeben haben! Sie waren an jenem Abend kurze Zeit mit ihr allein. Aber wieder warum hätten Sie es tun sollen? Wenn sie ein Testament gemacht hätte, wären Ihre Chancen, etwas zu erben, eher besser gewesen. Also wieder – kein Motiv. Nur zwei Personen hatten ein solches.«
    Roddys Blick erhellte sich.
    »Zwei Personen?«
    »Ja. Die eine war Elinor Carlisle.«
    »Und die andere?«
    Poirot sagte langsam:
    »Die andere hat den anonymen Brief geschrieben.«
    Roddy sah ungläubig drein, und Poirot erklärte:
    »Jemand schrieb diesen Brief – jemand, der Mary Gerrard hasste oder wenigstens nicht mochte, jemand, der, wie man sagt, ›auf Ihrer Seite‹ war. Jemand, heißt das, der nicht wollte, dass Mary Gerrard aus Mrs Welmans Tod Nutzen zog. Nun, haben Sie eine Idee, Mr Welman, wer der Schreiber dieses Briefes gewesen sein könnte?«
    Roddy schüttelte den Kopf.
    »Ich habe keine Ahnung. Es war der Brief einer ungebildeten Person, billig aussehend, voller Fehler.«
    Poirot winkte ab.
    »Das will gar nichts heißen, er hätte leicht von einer gebildeten Person, die eben das verbergen wollte, geschrieben sein können. Darum hätte ich gewünscht, dass Sie den Brief noch haben; Leute, die sich bemühen, ungebildet zu schreiben, verraten sich gewöhnlich.«
    »Elinor und ich dachten, es könnte einer der Dienstboten gewesen sein.«
    »Hatten Sie eine Idee, wer von ihnen?«
    »Nein – gar keine.«
    »Könnte es Mrs Bishop gewesen sein?«
    Roddy sah entrüstet aus.
    »O nein, sie ist eine höchst anständige, sozusagen würdige Persönlichkeit. Schreibt wunderbar komplizierte und etwas gezierte Briefe mit langen Worten darin. Außerdem bin ich sicher, sie würde nie – «
    Als er zögerte, warf Poirot ein: »Sie mochte Mary Gerrard nicht!«
    »Schon möglich. Ich habe allerdings nichts davon bemerkt.«
    »Aber vielleicht, Mr Welman, bemerken Sie überhaupt nicht sehr viel?«
    »Glauben Sie nicht, Monsieur Poirot, dass meine Tante das Morphium selbst genommen haben könnte?«
    »Das ist eine Idee, ja.«
    »Ihre – ihre Hilflosigkeit war ihr so verhasst, wissen Sie. Oft sagte sie, sie möchte sterben.«
    »Aber sie wäre doch nicht imstande gewesen, aufzustehen, hinunterzugehen und sich das Morphium aus dem Koffer der Pflegerin zu holen?«
    »Nein, aber jemand hätte es für sie tun können.«
    »Wer?«
    »Nun, eine der Pflegerinnen.«
    »Nein, keine von den Pflegerinnen. Sie würden die Gefahr, die für sie selbst darin lag, viel zu gut begreifen! Die Pflegerinnen sind die letzten, die man in Verdacht haben kann.«
    »Dann – jemand anderer…« Er wollte noch etwas sagen, öffnete den Mund, schloss ihn wieder.
    Poirot sagte ruhig:
    »Sie haben sich an etwas erinnert, nicht wahr?«
    »Ja – aber – «
    »Sie überlegen, ob Sie es mir sagen sollen?«
    »Nun, ja…«
    Ein seltsames Lächeln spielte um Poirots Mundwinkel.
    »Wann hat Miss Carlisle es Ihnen gesagt?«
    Roddy holte tief Atem.
    »Bei Gott, Sie sind ein Hexenmeister! Es war im Zug, als wir herkamen. Wir hatten das Telegramm bekommen, wissen Sie, in dem stand, dass Tante Laura noch einen Schlaganfall gehabt hatte. Elinor sagte, wie schrecklich Leid sie ihr tue, wie die Ärmste das Kranksein hasse, und dass sie jetzt noch hilfloser sein würde, was die Hölle für sie bedeute. Elinor sagte: ›Ich glaube, dass man Menschen erlösen sollte, wenn sie es selbst wirklich wünschen.‹«
    »Und Sie sagten – was?«
    »Ich stimmte ihr zu.«
    »Soeben, Mr Welman, wiesen Sie die Möglichkeit weit von sich, dass Miss Carlisle ihre Tante aus gewinnsüchtigen Motiven getötet haben könnte. Verneinen Sie auch die Möglichkeit, dass sie Mrs Welman aus Mitleid getötet haben könnte?«
    »Ich –

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