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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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öffnen, begleitet von einem Schaben, als ob zwei riesige Mühlsteine gegeneinander rieben. Nach wenigen Sekunden endete die Bewegung, und ein schmaler, finsterer Spalt hatte sich aufgetan, durch den gerade mal ein Mensch hätte hindurchschlüpfen können. Das, was aus der Dunkelheit auftauchte und sich mit verschränkten Armen vor der Pforte postierte, war jedoch alles andere als ein Mensch.
    Erschrocken tat ich zwei Schritte rückwärts, ehe Archon mich am Mantel packte und mit stählernem Griff festhielt. Ich starrte auf das korpulente Wesen, das mir bis knapp über die Hüfte reichte. Mit einer blitzschnellen Bewegung seines muskulösen Armes hielt es ein ansehnliches Wurfmesser in der Hand.
    »Wenn du jetzt rennst davon, du verloren!«, zischte Archon.
    Der Wächter fixierte mich mit rabenschwarzen Augen, während er die Klinge gewandt in den Fingern drehte. Er besaß einen struppigen Bart, steckte in einer schwarz-braunen Ledermontur und trug auf dem Kopf eine Kappe, die aussah wie eine alte Motorradmütze. Sein Schädel ähnelte einer Komposition aus Kobold, Schaf und Hecht. Die Stirn war flach und fliehend, die Nase überdimensional groß und die Lippen wulstig wie zwei fette Blutegel. Ein Hals schien nicht vorhanden zu sein oder ließ sich nicht erkennen. Die Arme des Wächters waren verhältnismäßig lang, seine Beine jedoch kurz und krumm und bildeten beim Stehen eine Ellipse. Alle Körperteile, die nicht von der Lederkluft bedeckt wurden, waren übermäßig behaart und zeugten von der unbändigen Kraft, die in ihnen schlummerte. Ob die beiden Hörner, die rechts und links vom Kopf der Kreatur abstanden, ein Teil der Kappe waren oder ihrer Stirn entwuchsen, konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen.
    »Was ist das für ein Ding?«, zischte ich und versuchte, Archons Faust von meinem Ärmel zu lösen.
    »Ein Corrigan. Sein Name ist Okabur.«
    Die Kreatur gab ihre lauernde Haltung auf, reckte sich und verstaute das Messer mit einer fließenden Bewegung in einer Scheide an ihrem Gürtel. Dann stemmte sie die Arme in die Hüften und reckte das Kinn vor.
    »Cra siebe domen epthan a lucj?« Okaburs Stimme besaß Ähnlichkeit mit dem Knurren eines Wolfes.
    Ich sah Archon an. »Was hat er gesagt?«
    »Er gefragt: Für dich selbst oder für die Menschen?«
    »Was meint er damit?«
    »Glaube, will von dir wissen, ob du bist Egoist oder nicht.«
    Die Kreatur kam heran und baute sich einen Schritt entfernt vor mir auf. Neugierig musterte sie meine Bekleidung, dann sah sie mich wieder an und grollte: »Pattene overcrowded ho shinex Tego nie Überraschung bellissimo!«
    Ich starrte den Corrigan verdutzt an, dann sah ich Hilfe suchend zu Archon. »Was will er?«
    »Hört sich an, als versucht er zu finden heraus, welche Sprache du sprechen«, erklärte der Pilot.
    Ich legte meine Hand an die Brust und sagte laut und deutlich. »Man erwartet mich hier. Verstehen Sie mich?«
    Der Corrigan neigte den Kopf und rümpfte die Nase. »Natürlich«, antwortete er nach einer Weile. Er griff in seinen Lederwams und zog ein Büchlein mit einer Liste hervor. »Hippolyt Krispin, nehme ich an.«
    Ich nickte. Als ich einen Blick in das Buch werfen konnte, entdeckte ich jedoch Hunderte von Namen. »Woher wissen Sie das?«, fragte ich meinerseits.
    Der Corrigan dachte nach. »Eine hervorragende Frage!«, stimmte er zu. »Wie kann ich wissen, dass du dich nicht für jemand anderen ausgibst, um eine mildere Strafe zu erschleichen?«
    »Mildere Strafe?«, entfuhr es mir. »Was für eine Strafe?« Ich sah zu Archon, dann wieder auf den Corrigan. »Arbeiten Sie für die ägyptische Antikenverwaltung?«
    Okabur hielt plötzlich seine Klinge wieder in der Hand und setzte sie mir an die Kehle. »Dein geheimer Name!«, herrschte er ungehalten.
    »Ich – ich schwöre, ich heiße Krispin!« Der Druck der Dolchklinge wurde merklich intensiver. In meinem Kopf tobte ein Orkan aus wirren Gedanken und Erinnerungsfetzen. »Giza!«, presste ich aller Vernunft zum Trotz hervor. »Mein Name – ist Giza.«
    Der Wächter hob seine Liste und überflog sie mit flinkem Blick. »Giza … Giza…«, murmelte er. »Ah, hier haben wir’s ja: Krispin, Hippolyt, aus dem idyllischen Drecksnest Alexandria … neununddreißig Soth und sieben Abed alt, vier königliche Ellen und eine Handbreit groß, schmächtig, brünett und dank heilloser Selbstgefälligkeit wieder einmal unbeweibt. Ferner akrophobisch geprägt, latent schizoid, hypochondrisch veranlagt, zu Cholerik

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