Mortal Kiss Wem gehört dein Herz?
gefahren.«
»Eben nicht«, erwiderte Liz. »Wir haben ihren Wagen entdeckt. Könnten sie irgendwo hingegangen sein?«
Der Alte bekam ein zorniges Gesicht. »Die nächste Stadt ist fast eine Tagesreise mit dem Auto entfernt. Wenn sie keinen Wagen genommen haben, sind sie noch da. Ich muss Mr Koskay warnen. Ich hab ihm gesagt, sie sind längst weg. Er mag hier keine Fremden und will sicher wissen … «
Er entfernte sich schlurfend.
Liz sah Jimmy mit blankem Entsetzen an und begriff, dass er genau wusste, was sie gerade dachte: Vermutlich hatten sie für Faye und Finn nun alles nur noch hundertmal schlimmer gemacht!
»Warten Sie«, rief Jimmy. »Sir, bitte, warten Sie!«
Der Mann hörte nicht. Jimmy wollte ihm nachgehen, doch Liz legte ihm die Hand auf den Arm. »Lass uns da drin noch mal nachsehen. Vielleicht haben die beiden eine Nachricht hinterlassen . «
Jimmy runzelte die Stirn, nickte aber. Dann drückte er die Schuppentür auf, und sie gingen hinein.
Da war nichts. Das Gebäude war vollkommen leer. Das Bett sah nicht mal aus, als hätte jemand darin geschlafen. »Ich glaube nicht, dass sie sich hier aufgehalten haben«, sagte Liz. »Falls doch, warum hat Faye dann nicht den Koffer aus dem Wagen genommen? Sie hätte frische Sachen gebraucht.«
Plötzlich kam von draußen ein Geräusch, rasche Schritte auf dem staubigen Gehsteig. Liz packte Jimmy ängstlich am Arm, und er legte einen Finger an die Lippen, schob sie in einen Winkel des Schuppens und wandte sich zur Tür.
Für einen Moment war es still. Dann flog die Tür auf. Liz wich schreiend so weit sie konnte zurück, als zwei riesige Gestalten auf der Schwelle erschienen.
»Jimmy!«, bellte einer von beiden. »Wo warst du? Wir hätten hier draußen deine Hilfe brauchen können.«
Liz blinzelte. Es war Cutter, einer von Finns Bikern. Sie sah Jimmy erleichtert aufseufzen, während die übrige Gang dem Motorradfahrer in den Schuppen folgte. Sie sahen aus, als hätten sie gekämpft. Alle waren staubbedeckt und hatten Schnitte und Blutergüsse. Hopkins hatte eine klaffende Wunde über dem Auge.
»Tut mir leid«, entgegnete Jimmy und wies auf sein Bein. »Ich wurde sozusagen aufgehalten. Was ist passiert?«
Cutter warf seinen Kameraden einen raschen Blick zu. »Seid ihr in keinen Hinterhalt geraten? Draußen auf der Straße, beim Reinfahren in die Stadt?«
Liz schüttelte den Kopf. »Nein, es war alles ruhig. Warum?«
Der Biker blickte finster. »Hier treiben sich seltsame Kreaturen rum. Sie haben uns angegriffen und Mackey getötet. Wir sind mit ihnen fertig geworden, vorläufig jedenfalls, und haben dafür gesorgt, dass sie sich in ihrer Höhle verstecken. Aber wir haben nicht viel Zeit.«
»Wo sind Finn und Faye?«, fragte Jimmy. »Wir dachten, sie sind mit euch unterwegs.«
Cutter schüttelte den Kopf. »Sie waren auf dem Weg zum Bergwerk. Ich schätze, es ist Zeit, dass wir uns ansehen, was sich unter der Stadt befindet.«
KAPITEL 23
Reue
A ls Lucas das erste Mal aufwachte, war es blendend hell, und er hörte ein Durcheinander von Geräuschen. Er versuchte, die Augen zu öffnen, ließ es aber, um nicht zu erblinden. Seine Handgelenke brannten höllisch. Er wollte schreien, doch sein Mund war zu trocken, um auch nur einen Laut herauszubringen. Er wollte sich bewegen, doch etwas hielt ihn an Ort und Stelle.
Panisch warf er sich nach rechts und links, der Schmerz wurde nur schlimmer. Er spürte die absolute Schwärze, die seinen Geist verschlang, wieder herannahen. Dankbar ließ er es geschehen.
Als Lucas sich zum zweiten Mal bewegte, vernahm er eine Stimme. Er hatte zuvor schon Leute reden hören, harsch und unfreundlich, doch diese Stimme klang anders. Nach Faye. Sie war aufgebracht, weinte, rief seinen Namen. Aber das konnte nicht stimmen, oder? Faye war nicht hier.
Lucas bemühte sich, sich zu erinnern, was mit »hier« gemeint war. Wieder zerrte der Schmerz an seinen Armen. Er versank erneut im Dunkeln, und Fayes Stimme folgte ihm weit hinab in die Tiefe.
Beim dritten Mal war alles still. Nein, nicht still, es herrschte nur die Ruhe nach dem Sturm. Oder vielleicht davor. Lucas wartete auf den Schmerz, doch diesmal war es nicht so arg. Er holte tief Atem und seufzte erleichtert.
Dann öffnete er die Augen.
Das Licht war grell. Es überschwemmte alles und tauchte Lucas’ Welt in weißes Licht. Er blinzelte, entschlossen, dem gleisenden Schmerz diesmal standzuhalten. Er wollte sehen, wo er sich befand, verstehen, was ihm widerfuhr
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