Mortal Kiss
Ordnung ?« , fragte sie.
Lucas musterte sie misstrauisch. »Wird schon wieder. Feine Freunde hast du, Flash .«
Faye ging nicht auf diese Bemerkung ein. »Wo ist dein Fahrer, Ballard ?«
Er zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ihr könnt mich nicht nach Hause fahren, was? Ich will meine Mutter nicht anrufen … «
Faye sah Liz bereits ausparken und schüttelte den Kopf. »Hör mal, tut mir leid, aber ich muss Finn helfen .«
Lucas wirkte gekränkt. »Gut « , erklärte er.
»Er sagt, er weiß, wo Jimmy ist « , setzte Faye hinzu, um ihre Entscheidung zu erklären. »Und … «
»Mach dir keine Gedanken « , unterbrach Lucas sie, offenkundig verletzt.
»Lucas? Alles in Ordnung ?« Die Stimme kam von hinten. Dort standen noch viele Schüler herum und redeten über den Vorfall. Rachel Hogan hatte sich da erkundigt, und sie wirkte besorgt. »Hör mal, ich kann dich nach Hause bringen, ich bin mit dem Auto hier .«
Faye sah die Überraschung in Lucas’ Miene. »Das wäre klasse. Danke .«
Liz hielt hupend neben ihnen. »Los, Faye! Auf geht’s !«
»Tut mir echt leid, Lucas « , rief Faye, als sie um das Auto herum zur Beifahrertür eilte, doch er zog schon mit Rachel davon.
Faye knallte die Tür zu, und Liz raste vom Parkplatz, um dem Streifenwagen ihres Vaters zu folgen. Sie fuhren zum Revier an der Hauptstraße. Gehsteige und Fahrbahnen waren leer, niemand schien unterwegs, obwohl es nicht sehr spät war. Winter Mill wirkte verlassen und unheimlich. Tante Pam hatte recht. In ihrer Stadt ging etwas Seltsames vor.
»Sieh mal « , sagte Liz und riss Faye aus ihren unfrohen Gedanken. »Ballard folgt meinem Vater !« Die beiden Autos vor ihnen durchquerten die Stadt. »Dad hält nicht am Revier « , stellte sie stirnrunzelnd fest. »Wo fährt er hin ?«
Sie folgten Sergeant Wilson über die Kreuzungen im Zentrum in den alten Teil der Stadt.
Faye nahm an, sie würden vor einem der Häuser halten, doch sie fuhren immer weiter, bis zur Stadtgrenze, bogen dann scharf nach links ab und jagten hügelan in den dichten Kiefernwald, der Winter Mill umgab.
»Ich schätze, Dad fährt zur Alten Mühle hoch « , raunte Liz, als die beiden Wagen vor ihnen erneut abbogen.
»Aber warum ?« , fragte Faye. »Da oben ist nichts. Die Mühle ist seit Jahrzehnten außer Betrieb! Warum sollte er Finn dorthin bringen und nicht aufs Revier ?«
»Ich weiß es nicht « , entgegnete Liz ratlos. »Ich hab null Ahnung, warum all das passiert. Das ist echt verrückt. Die Biker! Die Dinge, die im Wald vor sich gehen! Jimmys Verschwinden … und jetzt das! Faye, was geschieht hier nur? Und mein Dad? Sein Auftritt vorhin … ich hab ihn noch nie so erlebt. Er wirkte so merkwürdig. Wie er Finn behandelt hat … und nun bringt er ihn nicht aufs Revier. Was geht da vor ?«
Faye hatte keine Antwort. Sie fuhren schweigend weiter. Als der Weg noch schmaler wurde, drosselte Liz das Tempo erneut und schaltete die Scheinwerfer aus.
»Liz, was soll das ?«
»Damit sie uns nicht kommen sehen .«
»Aber so sehen wir nichts und bauen einen Unfall! Halt an. Wir gehen das letzte Stück zu Fuß, dann können sie uns nicht mal hören .«
Liz nickte und hielt an einer etwas breiteren Stelle, die früher vielleicht als Ausweichbucht gedient hatte. Der Schnee reichte bis über die Motorhaube. Möglichst leise stiegen die Mädchen aus und liefen in den Reifenspuren von Sergeant Wilson und Ballard.
Vor ihnen ragte die Alte Mühle im Dunkeln auf, und ihr Turm ließ sie wie eine Burg aus grauer Vorzeit wirken. Faye fröstelte. Sie hatte diesen Ort nie gemocht. Ihr Vater hatte sie mal bei einer seiner lokalhistorischen Touren hierher mitgenommen. Als sie noch klein war, hatte er sie gern an angebliche Grabungsstellen rings um Winter Mill geführt und ihr etwas über die Geschichte der Gegend erzählt. Faye hatte das geliebt. Zu erfahren, wie man zerbrechliche Artefakte ausgrub, hatte Spaß gemacht, obwohl sie gewöhnlich nur Tellerscherben gefunden hatte. Beim Gedanken an ihren Vater hatte Faye plötzlich einen Kloß im Hals und musste schlucken. Sie wünschte, er wäre jetzt für sie da und nicht so weit weg, dass er nicht mal anrufen konnte.
Doch an diesem Ort hatte Faye, kaum dass sie ihn sah, eine schreckliche Vorahnung beschlichen. Ihr Vater hatte ihr gesagt, die Mühle sei einer der ältesten Bauten im ganzen Bezirk. Anfangs hatte sie als Unterkunft für Holzfäller gedient, und erst später, als die Stadt größer war, wurde hier das Getreide
Weitere Kostenlose Bücher