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Mortal Kiss

Mortal Kiss

Titel: Mortal Kiss
Autoren: A Moss
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öffnen. Mitch zerrte die alte Tür auf und trat ein.
    Es roch stark nach Heu und Dreck. Ein vielstimmiges Stöhnen erhob sich und hallte ringsum wider. Es schien aus dem inneren Pferch zu kommen, in dem einst Rinder und Pferde gestanden hatten. Mitch kümmerte sich auch dann nicht darum, als das Stöhnen lauter und flehend wurde.
    Stattdessen wandte er sich einem verrosteten Eisenregal zu, an dem eine alte Rüstung aus einem ihm unbekannten Metall hing, reich verziert und von winzigen Nadeln zusammengehalten. Sie hatte Ballard gehört, passte Mitch aber, als wäre sie eigens für ihn angefertigt worden. Er setzte den Helm auf, schnallte ihn unterm Kinn fest und griff nach dem Brustharnisch.
    Hinter ihm erklang ein leises Wiehern, und Mitch lächelte. »Na, Mädchen « , flüsterte er dem großen Pferd zu, das den Hals aus einer der Boxen streckte. »Zum Ausritt bereit ?«
    Die Stute hob den Kopf und senkte ihn, als hätte sie verstanden, was Mitch gesagt hatte. Sie war weiß, nein, ihr Fell hatte einen milchig-durchsichtigen Opalton, der sie noch geisterhafter wirken ließ, als sie ohnehin war.
    Mitch strich ihr über die Nüstern. »Lass mich nur noch die Hunde holen « , flüsterte er, öffnete die Papiertüte, die er dabeihatte, und zog ein großes, rohes Steak heraus.
    Kaum wehte der Fleischgeruch durch den Stall, wurde das Jammern lauter. Mitch ging zum letzten Pferch und sah über den Holzzaun. Dahinter saßen viele Männer … wild, schmutzig und in Lumpen gekleidet. Ihr Blick war hungrig, ihr Körper ausgemergelt, um den Hals trugen sie glänzende Silberketten. Alle saßen in der Hocke und sahen Mitch an … und das, was er in der Hand hielt. Er schlug das Steak gegen den Zaun, und die Männer wurden ganz verrückt, drängten zum Fleisch und schnappten nach denen, die ihnen im Weg waren.
    »Also kommt, Jungs « , sagte Mitch lächelnd. »Jagdzeit .«

KAPITEL 47
    Eve
    F inn ?« , fragte Faye, erleichert, ihn auf ihrer Schwelle zu sehen. »Alles in Ordnung ?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Du musst mitkommen .«
    Sie merkte, dass sie große Augen bekam. »Was denn? Sofort? Wohin ?«
    »Das hab ich noch nicht herausgefunden, aber … «
    »Finn ?« Joe trat neben Faye. »Komm doch rein .«
    Finns Gesicht verdüsterte sich beim Anblick seines Vaters. »Was machst du denn hier ?«
    »Fayes Tante hilft mir bei der Übersetzung der Schriftrolle « , erwiderte Joe, und Finns Miene ließ ihn die Stirn runzeln. »Hilf uns doch auch dabei. Du kennst die alte Sprache so gut wie ich .«
    »Nein « , erwiderte Finn knapp und wandte sich wieder an Faye. »Bitte komm mit mir mit. Hier kann man keinem trauen. Wirklich niemandem .«
    Sie musterte ihn. »Rede nicht so. Du machst mir Angst .«
    »Was ist passiert ?« Joe trat einen Schritt auf seinen Sohn zu. Der wich zurück und ergriff Fayes Hand.
    »Ich weiß es nicht, Dad « , sagte Finn, und seine Stimme brach beinahe. »Warum erzählst du es mir nicht ?«
    »Wie meinst du das ?«
    »Eve « , gab Finn heiser zurück. »Ich rede von Eve .«
    Faye sah Joe verwirrt an und glaubte, in den Augen des stämmigen Mannes kurz etwas wie Schuld aufflackern zu sehen.
    »Du warst also bei Mercy ?« , fragte Joe. »Dabei weißt du doch, dass du ihr kein Wort glauben darfst .«
    »Während du niemals lügst, nein, Dad ?« , stieß Finn hervor. »Faye. Bitte rede mit mir. Draußen. Allein .«
    Faye war noch immer verängstigt, aber einverstanden, und sah Joe an. »Ich komm gleich wieder .«
    Nach kurzem Zögern nickte Joe widerwillig. Finn kümmerte sich nicht um ihn, sondern zog Faye auf die dunkle, menschenleere Straße und in eine noch dunklere Seitenstraße, wo sie vom Haus aus nicht zu sehen waren.
    »Finn « , begann Faye. »Was ist los? Wer ist Eve ?«
    Er schaute sie an, und sie spürte wieder die vertraute, beinahe schmerzvolle Anziehung, die sie seit ihrer Begegnung im Einkaufszentrum jedes Mal empfand, wenn sie ihn sah. Sie wich seinem Blick aus und blickte auf eine Neonreklame ein Stück weiter die Straße hinunter, deren Lampen flackerten, als würden sie gleich für immer erlöschen.
    »Faye « , setzte er an, »ich weiß, es ist seltsam, aber … «
    »Erzähl es mir einfach. Erzähl mir, wer Eve war. Was hat sie dir bedeutet ?«
    Finn holte tief Luft. »Eve war deine Ururgroßtante. Sie war nicht von hier, sondern lebte in Osteuropa, von wo deine Familie vermutlich vor langer Zeit eingewandert ist. Und sie sah genauso aus wie du .«
    Faye nickte
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