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Mortal Kiss

Mortal Kiss

Titel: Mortal Kiss
Autoren: A Moss
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Text sich nicht einrollte, und er runzelte die Stirn, als er sich darüberbeugte.
    »Was habt ihr bisher rausgefunden ?« , fragte er noch einmal.
    »Tja « , begann Pam, nachdem sie tief Luft geholt hatte. »Soweit wir den Text verstanden haben, geht es um einen Prinzen der Feudalzeit, der vor Jahrhunderten über ein heute vergessenes Land Osteuropas regierte … im Mittelalter, als Unsterbliche reine Geschöpfe waren und noch auf Erden wandelten. Mercys Sippe hatte sein Land überrannt, und seine Untertanen waren zu ihren Leibeigenen geworden .«
    Lucas überlief ein Frösteln. »Das ist so merkwürdig. Ihr redet schließlich über meine Mutter .«
    »Der Prinz war verzweifelt bemüht, der Bevölkerung zu helfen « , fuhr nun Joe fort. »Doch Mercys Macht erstarkte immer mehr und durchzog sein Land wie die Finsternis. Der Prinz hatte sich in eine der wenigen Unsterblichen verliebt, die nicht geflohen waren. Das Paar war glücklich, einander so innig zugetan, dass sich alle, die sie sahen, gesegnet fühlten .«
    Nickend wies Finn auf die Schriftrolle. »Hier steht, die beiden wollten heiraten. Ein großes Fest ihrer Liebe, das das ganze Land jubeln lassen sollte .«
    »Richtig « , pflichtete Pam ihm bei. »Und weiter sind wir noch nicht .«
    Finn musterte nachdenklich den Text. Er konnte nicht alles verstehen, erkannte aber ein paar Worte. »Hier ist von einem Handel mit Annwn die Rede « , murmelte er weiterlesend.
    »Einem Handel, den Mercy vereinbart hat ?« , fragte Joe.
    »Nein, diesen Handel hat die Unsterbliche dem Prinzen vorgeschlagen .«
    »Das ergibt keinen Sinn « , wandte Faye ein.
    Finn sah seinen Vater an. »Hör mal « , sagte er und übersetzte: »Obwohl die Unsterbliche ganz erfüllt war von der Liebe zu ihrem Erwählten, litt ihre Seele große Qualen. Sie konnte die Leiden seiner Untertanen nicht mitansehen und zugleich ihr eigenes Glück genießen .«
    »Und was bedeutet das ?« , fragte Lucas. »Hat sie den Prinzen also nicht geheiratet ?«
    Finn musterte die alte Schrift und merkte, wie sich ihm etwas Dunkles und Grausames auf die Schultern legte. Er spürte Faye, die kaum einen Meter entfernt stand, konnte sie aber plötzlich nicht ansehen.
    »Doch « , berichtete er ihnen leise. »Und da kommt der Handel ins Spiel. Die Unsterbliche wusste, wonach es Annwn gelüstete und was seine Bewohner mit so vielen Gefühlen versorgen würde, dass sie auf Mercys Angebote nicht länger eingehen mussten .«
    »Wahre Liebe « , sagte Joe leise, und Finn begriff, dass sein Vater verstanden hatte.
    Er nickte. »Sie schlug dem Prinzen vor, ihre Liebe dem Leben und den Seelen ihrer Untertanen zu opfern, und sie zu befreien, indem sie ihre Liebe Annwn darbrachten .«
    Es war einige Augenblicke lang still, da alle am Tisch zu erfassen versuchten, was das bedeutete.
    »Das versteh ich nicht « , sagte Faye und klang verwirrt. Finn zwang sich, sie anzuschauen, und ihre nur mühsam verborgene Qual tat ihm im Herzen weh. »Was soll es heißen, dass sie ihre Liebe geopfert haben? Man kann Liebe doch nicht einfach weggeben. Man kann nicht einfach beschließen, jemanden nicht mehr zu lieben, oder ?«
    »Stimmt « , sagte Joe. »Deshalb war es auch ein so gewaltiges Opfer. Hab ich recht, Finn ?«
    Der nickte und konzentrierte sich wieder auf den Text. »Die Unsterbliche wusste, mit welchem Ritual sich die Liebe der beiden nach Annwn leiten ließ « , erklärte er. »Es würde ihnen selbst das letzte Quäntchen davon nehmen und durch einen dunklen Spiegel nach Annwn transferieren. Dieser Teil von ihnen wäre also für immer verloren in der Unterwelt, wo die dortigen Dämonen sich sehr lange davon nähren könnten. Der Prinz verabscheute den Gedanken, wusste aber, dass er seine Untertanen nur so befreien konnte. Die Unsterbliche schrieb das Ritual der Hochzeitszeremonie auf. Der Kuss, der das Paar zu Mann und Frau machte, wurde Dreh- und Angelpunkt ihrer Magie. Ein Tödlicher Kuss, der das Ritual besiegelte. Und damit das Schicksal der beiden .«
    Erneut breitete sich traurige Stille im Laden aus, denn alle dachten an die zwei, die sich so geliebt hatten, denen es aber bestimmt gewesen war, nie zusammen zu sein. Finn empfand dies als das denkbar grausamste Schicksal.
    »Was blieb übrig ?« , fragte Faye mit leiser, zitternder Stimme. »Nach Abschluss des Rituals, meine ich .«
    »Von ihrer Liebe nichts « , erwiderte Finn ruhig. »Sie waren nur noch Hüllen und dessen beraubt, was sie glücklich gemacht hatte. Sie
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